Kritik am Umgang mit afghanischen Ortskräften wächst
Kritik am Umgang mit afghanischen Ortskräften wächst - Politik in Berlin
Vor zweieinhalb Wochen hatte Kanzlerin Angela Merkel mehr Unterstützung für die Ortskräfte in Aussicht gestellt und unter anderem Charterflüge ins Gespräch gebracht, um Helfer mit ihren Familien auszufliegen. Bislang hat es keinen solchen Flug gegeben. Auch die Verfahren für die Ausreise ziehen sich nach Angaben Grotians weiter in die Länge. Betroffene berichteten in der SZ von einem "Katz und Maus"-Spiel, was sie erlebten, wenn sie ihre Ausreise angehen wollen. Diese müssen sie weiterhin in der Regel selbst organisieren. Unterdessen verschlechtert sich die Sicherheitslage immer weiter. Am Sonntag nahmen die Aufständischen die Stadt Kundus im Norden des Landes ein. Ende Juli hatten nach Angaben des Innenministeriums 471 Ortskräfte mit ihren Angehörigen, insgesamt 2.851 Personen, fertige Reisedokumente. Hunderte weitere Personen warten darauf. Mit Stand vom vergangenen Donnerstag sind 1.796 Personen nach Deutschland gekommen, davon waren 296 ehemalige Ortskräfte. Die Kritik kommt mittlerweile auch aus den Reihen der Regierungsfraktionen. Der SPD-Politiker Wolfgang Hellmich, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, sagte der SZ: "Was ist denn das für eine irrwitzige Vorstellung, dass sich die Familien auf den Weg machen, das Verfahren bewältigen und sich selbst die Flüge buchen? Wenn ich auf die Karte schaue, sehe ich, wie die Taliban die Städte einkesseln." Das gesamte Verfahren sei zu bürokratisch. Enttäuscht zeigte sich auch die Oppositionspolitikerin Agnieszka Brugger, Fraktionsvize der Grünen. "Die Bundesregierung hat dabei versagt, allen Ortskräften in Afghanistan umfassend, sicher und schnell zu helfen. An dieser undankbaren Ignoranz hat auch Angela Merkels Machtwort kaum etwas geändert", sagte sie der SZ.
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