Corona-Experten fühlten sich von Politik gemieden
Corona-Experten fühlten sich von Politik gemieden - Politik in Berlin
"Das Prinzip ist leider: je höher die Inzidenzen, desto häufiger die Anfragen." Sinnvoll wäre es dagegen gewesen, sich bereits Rat zu holen, als in den Nachbarländern die Zahlen explodierten. Die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann, Mitglied im niedersächsischen Expertenrat unter Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, berichtet Ähnliches.
Nach fünf Monaten Pause habe die Runde erst vorige Woche wieder getagt. "Das ist so ein wenig wie bei den Talkshows, die melden sich auch wieder", sagt Brinkmann. Nur einer der Länderchefs habe sich kontinuierlich beraten lassen: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher.
Ein Forscher, der anonym bleiben will, kritisiert, die Politik habe sich seit Sommer von der Wissenschaft "entkoppelt". Für das Bundesgesundheitsministerium weist ein Sprecher derartige Kritik zurück: Jens Spahn habe sich in den letzten 18 Monaten regelmäßig mit Experten aller Fachrichtungen in größeren Runden zur Coronalage ausgetauscht. Spahn habe zudem "mehrfach am Tag" bilateral mit Experten kommuniziert. Auch die Kanzlerin habe sich "regelmäßig über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zu epidemiologischen Fragen informiert", teilte ein Regierungssprecher mit.
Das Corona-Kabinett der Bundesregierung hatte allerdings wochenlang nicht mehr getagt. Der künftige Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Mittwoch angekündigt, einen Expertenbeirat im Kanzleramt einzurichten.
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