Ronald Zehrfeld: Gelebte Solidarität in Coronakrise macht mir Mut
Ronald Zehrfeld: Gelebte Solidarität in Coronakrise macht mir Mut - Kultur-Medien in Berlin
Persönlich sei er durch den Ausfall von Dreharbeiten stark betroffen. Die finanziellen Einbußen seien "dramatisch, wie für alle anderen auch". Man könne sich das "an zwei, drei Fingern abzählen: Wenn nichts reinkommt, aber die Unkosten weiterhin existieren, denkt man darüber nach, mit dem Vermieter ins Gespräch zu kommen und um eine Stundung zu bitten", so Zehrfeld. Nahezu alle Produktionen stünden still. "Bei den noch laufenden wird gestritten zwischen Produktionsfirmen, den Gewerken und Schauspielern um die Frage, wie unverantwortlich es ist, jetzt noch weiterzudrehen. Und ehe die Produktionen wieder anlaufen können, frühestens im Herbst, wenn überhaupt, muss man den Ausfall von Gagen vier, fünf Monate lang verkraften. Und trotzdem muss es ja irgendwie weitergehen", so der Schauspieler weiter. Die Coronakrise gehe auch an seiner Tochter nicht spurlos vorbei. "Meine Tochter ist elf Jahre alt und sehr helle. Am Anfang war sie einfach gelähmt von den immer wieder gleichen Parolen. Aber je mehr sie jetzt die Komplexität und die Zusammenhänge begreift und die Wichtigkeit, was in der Welt abgeht, verändert sich ihre Wahrnehmung", sagte Zehrfeld der "Neuen Osnabrücker Zeitung". In dem Sinne, dass sie selbst "ganz diszipliniert" ihre Hausaufgaben mache und abends "mit Ideen und Vorschlägen zu uns kommt, was man alles noch machen und wie man helfen könnte". Er sei über ihre Reife "positiv überrascht. Meine Sorge war ja anfangs, dass die junge Generation aus Langeweile und Überdrüssigkeit das Thema nicht ernst nimmt. Aber unsere Tochter ist sehr gewissenhaft - was zum Beispiel auch die Hygiene und das Händewaschen betrifft", so der Schauspieler weiter. Zehrfeld, der in Berlin in einer ehemaligen Bäckerei wohnt, hat - wie er sagte - nichts dagegen, wenn Passanten an die Scheibe klopfen: "Ich bin ohnehin in einem Elternhaus aufgewachsen, was sehr kommunikativ und offen war. Wenn ich etwas von meinem wunderschönen Beruf verstanden habe und für mich als wichtig erachte, dann ist es Lust auf Menschen und ein Miteinander." Wenn er sich gut fühle, dann sorge dies "für neue Fragen, für ein Interesse, für Motivation, und ich lerne tolle Leute kennen. Wenn etwas schlecht ist, versuche ich es zu ändern. Insofern ist ein Laden, wo mal eine Bäckerei drin war, etwas Schönes. Da stehen ältere Leute vor der Scheibe, die anklopfen und mir etwas über ihre Vergangenheit erzählen, wie sie selber als Kinder in der Schlange vor diesem Bäcker anstanden, um ihre Brötchen abzuholen", sagte Zehrfeld der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
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