FDP-Chef und Wissenschaftler kritisieren Corona-Politik des Bundes

FDP-Chef und Wissenschaftler kritisieren Corona-Politik des Bundes - bei Kurznachrichten Plus

FDP-Chef und Wissenschaftler kritisieren Corona-Politik des Bundes - Politik in Berlin

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner und mehrere Wissenschaftler kritisieren die Corona-Politik der Bundesregierung und fordern einen Kurswechsel. Er gehe davon aus, dass es nun zu einem Lockdown komme, der "nicht mehr als eine Notbremse ist", sagte Lindner der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Es fehle "eine Krisenstrategie, die länger als ein paar Tage hält".

Der soziale und wirtschaftliche Schaden eines längeren Stillstands sei so hoch, dass er nicht dauerhaft durchgehalten werden könne. Die Bundesregierung müsse die Zeit nun anders als im Sommer nutzen, "um an einer Langfriststrategie zu arbeiten", sagte der Liberale der FAS. "Vor allem darf es nach dem Lösen der Notbremse nicht kurz danach wieder zum Stillstand kommen. Stop and go wäre verheerend." Der FDP-Chef forderte, dass der Schutz von Risikogruppen nun eine "nationale Kraftanstrengung" werden solle. Individuelle Kontaktbeschränkungen und ein konsequentes Handeln in Regionen mit steigenden Fallzahlen sollten "baldmöglichst den Lockdown ersetzen". Die FDP stehe bereit, um an der Erarbeitung einer solchen Strategie mitzuwirken. Auch der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr, ehemaliger Leiter des globalen Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation, kritisierte den Regierungskurs. "Was ich für kritikwürdig halte, ist, dass es keine langfristige Strategie gibt", sagte er der FAS. Man fahre auf Sicht. Die Bekämpfungskriterien seien nicht eindeutig festgelegt worden. "Wie viele Fälle sind denn akzeptabel? Wie ist die Zielstellung zum Beispiel bei Intensivbetten, wie stark sollen die belegt sein?" Stöhr weiter: "Wo ist der Mittelweg, der im Dreieck zwischen Wirtschaft, Gesundheit und Freiheit bleibt und bei dem keiner dieser Bereiche vollständig auf der Strecke bleibt?" Bei der Begrenzung der gesundheitlichen Auswirkungen spiele Deutschland ganz vorn mit. "Gesundheitsökonomen fragen aber jetzt nach der Verhältnismäßigkeit." Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg forderte eine klare Zielsetzung. "Wichtig ist vor allem, wir brauchen eine nachhaltige Strategie. Eine Abfolge von Lockdowns ist keine langfristige Strategie", sagte er der FAS. Er schlägt vor, dass sich Mitarbeiter der Gesundheitsämter künftig stärker auf den Schutz von Älteren konzentrieren sollten. Diese könnten "Testkonzepte erarbeiten und umsetzen".

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