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Arbeitsmarkt Deu Unternehmen Wirtschaft

IW: Lohnfortzahlung bei Krankheit kostet über 76 Milliarden Euro

Die deutschen Arbeitgeber haben im vergangenen Jahr mit 76,7 Milliarden Euro für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eine Rekordsumme ausgegeben. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die die „Rheinische Post“ (Freitagausgabe) berichtet.

„Damit haben sich die Kosten binnen 14 Jahren verdoppelt“, schreibt das Institut. Der hohe Beschäftigungsstand, starke Lohnerhöhungen, aber auch der unverändert hohe Krankenstand ließen für das laufende Jahr keine Trendumkehr erwarten.

Das Institut beruft sich auf Daten des Bundesarbeitsministeriums und der Betriebskrankenkassen sowie auf eigene Schätzungen.

Sofern erkrankte Beschäftigte innerhalb von bis zu drei Tagen ein ärztliches Attest vorlegen, wird das Gehalt für bis zu sechs Wochen vom Arbeitgeber weitergezahlt. Die Bescheinigung kann bei Atemwegserkrankungen auch nach telefonischem Kontakt durch den Arzt ausgestellt werden.

Die Frist beginnt von Neuem, sollten Beschäftigte an einem anderen Leiden erkranken. Währt die Genesung länger als sechs Wochen, zahlen die Krankenkassen ein Krankengeld in Höhe von 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts, längstens bis zum Ende der 72. Woche.

„Haben die Arbeitgeber im Jahr 2023 laut Sozialbudget 64,9 Milliarden Euro an Bruttoentgelten für ihre erkrankten Mitarbeiter gezahlt, dann mussten sie weitere 11,9 Milliarden Euro für ihren Anteil am Sozialversicherungsbeitrag aufwenden“, so das Institut.

Insgesamt ergeben sich demnach Kosten für die Unternehmen von 76,7 Milliarden Euro.

Studienautor Jochen Pimpertz erklärte den Anstieg mit dem weiterhin hohen Beschäftigungsstand und deutlich gestiegenen Löhnen und Gehältern. „Beide Faktoren erklären aber nur einen Teil der Entwicklung. Denn auch der Krankenstand ist gestiegen: Verzeichnete der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) im Jahr 2010 noch durchschnittlich 13,2 Kalendertage, an denen ihre beschäftigten Mitglieder ein ärztliches Attest vorlegten, so waren es im Jahr 2022 bereits 22,6 Tage“, schreibt Pimpertz.

Die Daten einer monatlichen Stichprobe der teilnehmenden Betriebskrankenkassen legten nahe, dass der Krankenstand im Jahr 2023 kaum gesunken sei.

Das Institut plädiert deshalb dafür, die Möglichkeiten der Krankschreibung ohne direkten persönlichen Kontakt mit einem Arzt wieder mehr einzuschränken.

„Grundsätzlich ließe sich die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung auf den Hausarzt oder einen in Deutschland ansässigen Arzt beschränken“, so die Studie. Treten Atemwegserkrankungen während eines Auslandsurlaubs auf, sollte Beschäftigten der persönliche Kontakt mit einem ortsansässigen Arzt zugemutet werden können.

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Asyl Deu Politik

CDU-Politiker Radtke warnt Union vor Überbetonung von Zuwanderung

Der designierte Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels, Dennis Radtke, warnt seine Partei vor einer Überbetonung des Themas Zuwanderung. „Als CDU dürfen wir uns nicht selbst verengen auf Migrationsdebatten“, sagte Radtke der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagausgabe).

„Es gibt – auch wegen der Fehler der SPD – eine große Repräsentanzlücke in der Arbeitnehmerschaft. Da müssen wir als CDU reingehen.“

Dass Arbeiter bei den jüngsten Wahlen am häufigsten für die AfD gestimmt hätten, habe auch soziale Ursachen. „Ich halte die Analyse, die Migration sei die Mutter aller Probleme und der einzige Motor für die AfD, für unterkomplex – gerade in der Industriearbeiterschaft. Dort geht es um Ängste – vor dem Jobverlust, vor einem Abstieg“, sagte Radtke.

„Wir müssen alles dafür tun, dass Arbeiter nicht weiter zu den politischen Extremen rennen.“

Der 45-jährige Europaabgeordnete Radtke soll an diesem Samstag zum neuen Chef des Arbeitnehmerflügels der Union (CDA) gewählt werden, als Nachfolger des langjährigen Vorsitzenden Karl-Josef Laumann. Die CDA ist die parteiinterne Vertretung der Arbeitnehmer in der CDU.

Radtke, der als parteiinterner Kritiker von Friedrich Merz gilt, bestreitet, dass er ein schwieriges Verhältnis zum CDU-Vorsitzenden habe. „Ich bewerbe mich am Samstag als CDA-Vorsitzender – und nicht als potenzieller Schwiegersohn von Friedrich Merz“, sagte Radtke der SZ. „Unser Arbeitsverhältnis – und darauf kommt es an – ist absolut anständig.“

Dass er als Friedrich-Merz-Widersacher oder Anti-Merz beschrieben werde, sei nur „eine Schublade“.

Radtke kritisierte die Forderung von Hubertus Heil an die unabhängige Mindestlohnkommission aus Fachleuten und Tarifpartnern, sie müsse sich an EU-Empfehlungen orientieren. Heil wolle die entsprechende EU-Richtlinie nutzen, „um die Forderungen von Kanzler Scholz und anderen aus der SPD nach 15 Euro Mindestlohn intellektuell zu unterfüttern“, sagte Radtke. „Damit aber politisieren die Sozialdemokraten den Mindestlohn weiter, das werden wir jetzt in jedem Bundestagswahlkampf erleben. Die SPD sagt dann 15 Euro, Frau Wagenknecht 17 Euro, die AfD vielleicht 16,50. Das bringt uns doch nicht weiter. Wir dagegen wollen den Mindestlohn wieder entpolitisieren.“

Zudem wandte sich Radtke gegen Forderungen nach einer Rente mit 70. „Jetzt eine neue Debatte über das Rentenalter aufzumachen, halte ich nicht für klug. Auf dieser Debatte über die Rente mit 70 liegt kein Segen. In manchen Berufen mögen die Leute so lange arbeiten wollen, für andere aber ist das undenkbar“, sagte Radtke.<P>

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Börse Börsenbericht USA Wirtschaft

US-Börsen legen zu – Ölpreis steigt stark

Die US-Börsen haben am Donnerstag zugelegt. Zu Handelsende in New York wurde der Dow mit 41.097 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 0,6 Prozent im Vergleich zum vorherigen Handelstag.

Wenige Minuten zuvor war der breiter gefasste S&P 500 mit rund 5.595 Punkten 0,8 Prozent im Plus, die Technologiebörse Nasdaq berechnete den Nasdaq 100 zu diesem Zeitpunkt mit rund 19.425 Punkten 1,0 Prozent im Plus.

Der Ölpreis stieg unterdessen stark: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagabend gegen 22 Uhr deutscher Zeit 72,23 US-Dollar, das waren 2,3 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.

Marktbeobachtern zufolge zeigen sich die Anleger gerade angesichts optimistischer Worte von Fed-Chef Jerome Powell investitionsfreudig. Vor allem im Tech-Bereich wird mit rosigen Aussichten gerechnet.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagabend stärker: Ein Euro kostete 1,1069 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,9034 Euro zu haben.

Der Goldpreis konnte deutlich profitieren, am Abend wurden für eine Feinunze 2.557 US-Dollar gezahlt (+1,8 Prozent).

Das entspricht einem Preis von 74,28 Euro pro Gramm.

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Politik USA Wahlen

Trump lehnt weiteres TV-Duell gegen Harris ab

Donald Trump will sich kein weiteres TV-Duell mit Kamala Harris liefern. „Es wird keine dritte Debatte geben“, verkündete der republikanische Präsidentschaftskandidat am Donnerstag auf seiner Plattform „Truth Social“.

„Wenn ein Preisboxer einen Kampf verliert, sind die ersten Worte aus seinem Mund, `Ich will einen Rückkampf`“, schrieb der ehemalige US-Präsident. Umfragen zeigten „eindeutig“, dass er die Debatte gegen Kamala Harris am Dienstag gewonnen habe.

Harris habe daraufhin sofort eine zweite Debatte gefordert.

Sie und Joe Biden hätten die USA „zerstört, mit Millionen von Kriminellen und Geistesgestörten, die in die USA strömen. Völlig unkontrolliert und ungeprüft, und mit einer Inflation, die unsere Mittelschicht in den Ruin treibt“, so Trump.

Harris sei bei der Fox-Debatte nicht aufgetaucht und habe sich geweigert, bei NBC und CBS aufzutreten, schreibt er.

Bei der Debatte am Dienstag hatte sich Trump 90 Minuten lang mit der demokratischen Kandidatin Kamala Harris heftige Wortgefechte geliefert. Themen waren unter anderem Trumps Corona-Management während seiner Amtszeit und sein Umgang mit China.

Harris hatte etwa für Steuerentlastungen für niedrige Einkommen und kleine Betriebe geworben und Trump unterstellt, am Ende seiner Amtszeit die höchste Arbeitslosigkeit seit Jahrzehnten und das größte Handelsdefizit hinterlassen zu haben.

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Deu Politik

Entwicklungsministerin beklagt Einschnitte für ihr Ressort

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat angesichts der Ampel-Haushaltseinigung herbe Einschnitte für ihr Ressort beklagt. Mit 10,28 Milliarden Euro für das kommende Jahr sei Deutschland zwar weiter ein „wichtiger Partner“ in der Welt, sagte sie am Donnerstagabend. „Aber es ist viel weniger Geld, als die internationale Zusammenarbeit eigentlich bräuchte.“

Der Etat des des Bundesentwicklungsministeriums hatte 2024 noch 11,22 Milliarden Euro betragen.

Das bedeutet Einsparungen in Höhe von über 900 Millionen Euro. Für „entwicklungswichtige multilaterale Hilfen zum weltweiten Umweltschutz, zur Erhaltung der Biodiversität und zum Klimaschutz“ sieht der Plan etwa nur noch Ausgaben in Höhe von 751,39 Millionen Euro vor, für 2024 waren noch 850,18 Millionen Euro vorgesehen.

Gerade in Sachen Klimaschutz drängte die SPD-Politikerin auf stärkere Bemühungen. Man habe den heißesten Sommer seit 1991 erlebt, die Zahl der Hitzetoten sei gestiegen.

„Dagegen müssen wir als Weltgemeinschaft gemeinsam vorgehen“, so Schulze.

Sie hob hervor, dass man mit geringerem Budget auf neue und unerwartete Krisen „nicht mehr so konsequent reagieren“ könne. Etwa würden weltweit viele Länder von Dürren, Überschwemmungen oder anderen Umweltkatastrophen heimgesucht.

Die Sozialdemokratin appellierte zudem, die entwicklungspolitische Debatte wieder mehr zu „versachlichen“. Es sei gefährlich, wiederholt für einen isolationistischen Kurs zu werben.

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Deu Gemischtes SAC Unglücke

Dresden: Vorbereitungen für Rückbau der Carolabrücke laufen

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in der Dresdener Innenstadt laufen nun die Vorbereitungen für den sicheren Rückbau. Um diesen zu gewährleisten, müssten zunächst die unter Spannung stehenden Teile, einschließlich der Straßenbahngleise und der Fernwärmeversorgungsleitungen, getrennt werden, teilte die Stadt am Donnerstagabend mit.

Für die Trennung der Versorgungsleitungen werde ein Schneid-Spreng-Verfahren verwendet. Die Straßenbahnschienen würden mittels Thermitschneidverfahren voneinander getrennt, hieß es.

Beide Verfahren würden nacheinander durchgeführt, wobei die Arbeiten zwischen 19 und 21 Uhr stattfinden würden. Es bestehe die Möglichkeit, dass weitere Teile des Brückenzuges C einstürzen könnten, teilte die Stadt mit.

Zur Gewährleistung der Sicherheit werde ein Sicherheitsbereich von 100 Metern um den Brückenkopf auf der Neustädter Seite eingerichtet. Betroffen seien das Finanzministerium sowie einige Flügel der Staatskanzlei, die derzeit geräumt würden.

Weitere Straßensperrungen seien nicht vorgesehen.

Zuvor war zudem ein sofortiges Drohnenüberflugverbot für das gesamte Einsatzgebiet und die Carolabrücke ausgesprochen worden.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) habe außerdem den Stab für außergewöhnliche Ereignisse einberufen. Hier stimmten sich alle Ämter, Behörden und Einrichtungen ab, die an der Bewältigung der aktuellen Lage zusammenarbeiten, hieß es seitens der Stadt.

Aus noch unbekannter Ursache war es in den frühen Morgenstunden des 11. September zu einem Teileinsturz der Carolabrücke gekommen. Auf einer Länge von etwa 100 Metern war der Teil, auf welchem normalerweise die Straßenbahnen verkehren, in die Elbe gestürzt.

Am Brückenkopf auf der Altstädter Seite hatte sich auf einer Länge von etwa einem Meter ein Spalt gebildet. Personen kamen bislang nicht zu Schaden.

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Arbeitsmarkt Autoindustrie Deu Unternehmen Wirtschaft

IG Metall warnt VW vor Werksschließungen

IG-Metall-Chefin Christiane Benner will Werksschließungen bei Volkswagen auf jeden Fall verhindern. „Mit Werksschließungen ist für uns eine rote Linie überschritten“, sagte die Gewerkschaftschefin dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe).

Schon in der Vergangenheit sei es gelungen, vom Unternehmen zur Disposition gestellte Werke wieder auf Vordermann zu bringen und in die Zukunft zu führen. „Das kann uns auch jetzt gelingen“, so Benner.

VW habe lange Jahre sehr erfolgreich gearbeitet – „wenn auch vielleicht nicht mit den erhoffen Turborenditen“.

Bei den vorgezogenen VW-Tarifverhandlungen ab dem 25. September müsse das Management erstmal erklären, was es mit der Aufkündigung der Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung genau bezwecken wolle. „Selbst wenn wir einen Geldsack mitbringen, verkauft VW dadurch noch keinen einzigen zusätzlichen ID.3“, sagte die IG-Metall-Chefin. „Und wir wollen wissen, wie die Perspektive für die Beschäftigten nach vorne aussieht.“

In der laufenden Tarifrunde für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie schließt die Gewerkschafterin Streiks nicht aus.

In der teils schwierigen Lage der Branche hätten die Sozialpartner zwar eine besondere Verantwortung und die Chance zu zeigen, dass man auch vernünftig zu Kompromissen kommen könne. „Aber einen Blankoscheck werde ich trotzdem nicht ausstellen“, stellte Benner klar.

Ihre Gewerkschaft sei natürlich bereit, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel auch zu verwenden. „Die Stimmung in den Betrieben ist wirklich kämpferisch, es gibt eine klare Erwartungshaltung“, sagte die IG-Metall-Vorsitzende.

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BER Bildung Deu Politik

Berliner CDU gegen generisches Maskulinum

Die Berliner CDU hat sich mit einer Rede vor dem Berliner Abgeordnetenhaus ungewöhnlich deutlich gegen das sogenannte generische Maskulinum in der Sprache positioniert.

Ein Antrag mit dem Titel „Auf den Lehrer kommt es an – Lehrerberuf in Berlin wieder attraktiv machen“ sei schon deswegen abzulehnen, weil es auch auf die Lehrerin ankommen müsse, sagte Sandra Khalatbari, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, bei der Debatte am Donnerstag. Der Anteil weiblicher Lehrkräfte in Berlin sei „bekanntermaßen hoch“. Gestellt hatte den Antrag die AfD-Fraktion, die den ungewöhnlichen Rüffel mit lautem Raunen quittierte.

Die CDU stellt sich eigentlich gegen die sogenannte „Gendersprache“, auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich schon kurz nach Amtsantritt entsprechend positioniert.

Die „Beidnennung“ gehört aber offenbar nach Ansicht der Berliner CDU nicht zur „Gendersprache“, entgegen einer weit verbreiteten Ansicht in der Sprachwissenschaft. Wegner selbst spricht in Interviews konsequent beispielsweise von „Bürgerinnen und Bürgern“.

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BRN Deu Parteien Politik Wahlen

Infratest: SPD in Brandenburg nur noch knapp hinter AfD

Die SPD in Brandenburg liegt in der Wählergunst nur noch knapp hinter der AfD. Das ist das Ergebnis einer Infratest-Erhebung für die ARD.`

Demnach legt die SPD im Vergleich zur Vorwoche drei Prozentpunkte auf nun 26 Prozent zu. Die AfD rangiert mit unverändert 27 Prozent nur noch knapp davor.

Die CDU lässt um zwei Prozentpunkte auf nun 16 Prozent nach. Das BSW verliert ebenfalls zwei Punkte und kommt damit auf 13 Prozent.

Die Grünen verlieren einen halben Prozentpunkt und würden den Einzug in den Landtag mit 4,5 Prozent knapp verpassen.

Die Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen/Freien Wähler steigern sich um 1,5 Prozentpunkte auf ebenfalls 4,5 Prozent.

Die Linke kommt unverändert auf vier Prozent, fünf Prozent würden sich weiterhin für die sonstigen Parteien entscheiden.

Für die Erhebung im Auftrag der ARD befragte Infratest vom 9. bis 11. September 2024 insgesamt 1.513 Wahlberechtigte in Brandenburg.

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Börse Börsenbericht Deu Wirtschaft

Dax legt deutlich zu – EZB-Entscheid stützt Positivtrend

Am Donnerstag hat der Dax deutlich zugelegt. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 18.330,27 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 1,03 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss.

„Die Europäische Zentralbank hat mit der Zinssenkung um einen Viertelpunkt den Ton für die Federal Reserve in der kommenden Woche vorgegeben“, kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. „Wie erwartet liegt der Einlagenzins in der Eurozone jetzt bei 3,5 Prozent. Etwas stärker ging es mit dem Hauptrefinanzierungssatz nach unten. Dies soll vor allem Geschäftsbanken dazu animieren, mehr Kredite zu vergeben, um der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Ob dies in diesen homöopathischen Dosen zeitnah hilft, ist aber eher fraglich.“

Auch in den USA rechneten die Investoren in der kommenden Woche fest mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte.

„Dies erscheint dahingehend logisch, da sich nach dem Yen-Carry-Trade-Desaster Anfang August an der Börse das Narrativ durchgesetzt hat, dass ein großer Schritt den Markt `verschrecken` könnte. Die Fed könnte Unheil am Ende des Tunnels sehen und damit Panik auf dem Parkett auslösen“, so Oldenburger. Diese hält der Marktanalyst angesichts des guten US-Wirtschaftswachstums jedoch für unbegründet.

Bis kurz vor Handelsschluss standen Siemens-Energy-Aktien mit über vier Prozent im Plus an der Spitze der Dax-Kursliste.

Dahinter rangierten die Papiere von Adidas und der Deutschen Post, die jeweils über zwei Prozent zulegen konnten. Das Schlusslicht in Frankfurt bildeten entgegen dem Trend die Aktien von Porsche, Sartorius und Qiagen.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagnachmittag etwas stärker: Ein Euro kostete 1,1031 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,9065 Euro zu haben.

Der Ölpreis stieg unterdessen stark: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr deutscher Zeit 72,51 US-Dollar, das waren 2,7 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.

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Deu Finanzindustrie Wirtschaft

Störung bei Kartenzahlungen behoben

Die bundesweite Störung von Kartenzahlungen ist behoben worden. Das teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband am Donnerstagnachmittag mit.

„Die Ursache der Probleme lag bei einem Dienstleister, der für viele Anbieter Zahlungen mit Kredit- und Debitkarten abwickelt“, hieß es. Zahlungen an Kassenterminals im Einzelhandel seien mit allen Karten wieder wie gewohnt möglich.

Über die weiteren Hintergründe wurde zunächst nichts bekannt.

Bereits vorher hatte der Verband mitgeteilt, dass es keine Hinweise auf einen Hackerangriff gebe. Seit dem Vormittag hatten viele Supermärkte nur Bargeld akzeptiert, auch an Geldautomaten gab es Probleme.

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Asyl Deu Politik

Migrationsstreit zwischen Ampel und Union setzt sich fort

Grünen-Chef Omid Nouripour hat ein neues Angebot von CDU-Chef Friedrich Merz zur Migrationspolitik zurückgewiesen. „Dieser Mann stellt sich hin und sagt, dass das Einzige, was richtig ist, das ist, was er sage. Das ist nicht die Art, wie man miteinander zu Ergebnissen kommt“, sagte Nouripour „Welt TV“.

Merz hatte vorgeschlagen, umfassende Zurückweisungen Geflüchteter an den deutschen Grenzen ab Oktober zunächst für drei Monate vorzunehmen und danach Bilanz zu ziehen.

Dem erteilten die Grünen nun eine klare Absage. Der Migrationsstreit setzt sich damit fort.

Nouripour verwies in seiner Argumentation auf den österreichischen Innenminister, der sofort klargestellt habe, dass Österreich die zurückgewiesenen Geflüchteten nicht aufnehmen werde. Also gebe es einfach sehr, sehr handfeste Probleme in der Machbarkeit.

„Es ist Europa. Wir müssen miteinander reden, wir müssen miteinander zusammenkommen und wir können nicht einfach irgendwas ausprobieren, was gegen die Interessen der Nachbarstaaten ausgerichtet ist.“

Die Tatsache, dass sie die Grenzen nicht so dicht machen könnten, dass die Lieferketten zusammenbrechen, bleibe. „Und auf diese Fragen hat Friedrich Merz bisher keine Antwort gegeben. Und wenn er sie gibt, dann ist er herzlich willkommen, in welcher Form auch immer mit uns zu reden“, so der Grünen-Chef.

Die FDP fordert Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dennoch auf, ein erneutes Gespräch zwischen Ampel und Union zu ermöglichen.

„Klar ist: Wir können uns in der Migration mehr vorstellen als die Ampel in ihrer Gesamtheit“, sagte FDP-Fraktionsvize Christoph Meyer dem „Tagesspiegel“.

Friedrich Merz habe jetzt das Gesprächsangebot von Christian Lindner angenommen. „Ich hoffe, dass der Bundeskanzler Ampel und Union zeitnah zu weiteren Gesprächen einlädt“, so Meyer.

„Zehn Jahre unkontrollierter Migration müssen endlich beendet werden. Wir erwarten eine Umsetzung spätestens im Herbst.“ <P>Jeder müsse jetzt über seinen Schatten springen, „der eine mehr, der andere weniger“, sagte der FDP-Politiker. Was passiert, wenn die Gespräche scheitern sollten, könne er nicht beantworten, sagte Meyer, „solange nicht alles versucht worden ist“.

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Thorsten Frei erwartet jedoch keine wesentlichen Fortschritte aus weiteren Spitzengespräche der Union mit der Ampel-Regierung.

„Wir verweigern uns keinen Gesprächen. Klar ist aber auch: Es braucht Zurückweisungen an den deutschen Grenzen“, sagte der CDU-Politiker der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe).

„Wenn die Ampel sich zu diesem Schritt nicht versteht – und nach Dienstag habe ich da wenig Hoffnung -, haben Gespräche keine Grundlage“, sagte der CDU-Politiker. „Bei den Zurückweisungen hat Friedrich Merz keinen `Test` vorgeschlagen, sondern festgehalten, dass man nach drei Monaten Bilanz ziehen müsse. Das ist in meinen Augen eine Selbstverständlichkeit“, sagte Frei.

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Deu Politik

Bericht: Stoltenberg wird Chef der Münchner Sicherheitskonferenz

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird wohl neuer Chef der Münchner Sicherheitskonferenz. Das berichtet das Magazin Politico unter Berufung auf eine eingeweihte Person.

Demnach übernimmt der norwegische Politiker das Amt nach der Februar-Konferenz vom ehemaligen deutschen UN-Vertreter Christoph Heusgen. Heusgen, der das Amt erst 2022 übernommen hatte, werde als Vorsitzender zurücktreten, während der bisherige langjährige Vorsitzende Wolfgang Ischinger Präsident des Stiftungsrates bleibe, schreibt Politico.

Stoltenberg ist nur noch bis 1. Oktober Nato-Generalsekretär.

Er wird durch den ehemaligen niederländischen Premierminister Mark Rutte abgelöst.

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Deu Internet Politik

Grüne verlangen Strategie gegen Desinformation

Grünenfraktionsvize Konstantin von Notz drängt auf eine ressortübergreifende Strategie gegen Desinformation. „Die zunehmende Verbreitung von Desinformation als Teil einer hybriden Kriegsführung ist längst eine echte Gefahr für unsere Demokratie“, sagte er am Donnerstag. „Hierauf muss unser Rechtsstaat sehr entschlossen reagieren.“

Der Staat müsse Nutzer, öffentliche Diskurse und demokratische Willensbildungsprozesse „gerade im Kontext von Wahlen schützen“, so von Notz.

Regulierung bleibe das Gebot der Stunde. „Die Dringlichkeit ergibt sich nicht nur durch stark gestiegene Bedrohungslagen im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, sondern auch durch die zunehmende Verbreitung KI-generierter Inhalte“, warnte der Grünen-Politiker.

„Im Angesicht unheilvoller Allianzen und ernsten Bedrohungen von Demokratieverächter von innen und außen muss unsere Demokratie ihre Wehrhaftigkeit auch auf diesem Feld beweisen.“ Notwendig sei „ein ganzes Maßnahmenbündel“, so der Grünen-Fraktionsvize.

„Von der effektiven Plattformregulierung durch gute Gesetzgebung, die Stärkung unabhängiger Aufsichtsstrukturen samt echter Sanktionsmöglichkeiten und einer verbesserten Rechtsdurchsetzung im Digitalen, über Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit und mehr altersunabhängige Medienkompetenzvermittlung“, sagte von Notz.

„Die zunehmende Verbreitung staatlicher Desinformationen ist längst auch ein ernstzunehmendes sicherheitspolitisches Problem. Darauf weisen auch die Nachrichtendienste immer wieder hin. Dementsprechend muss beispielsweise auch die Spionageabwehr neu aufgestellt werden.“

Zuvor hatte der Bürgerrat „Forum gegen Fakes“ Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein Gutachten mit Empfehlungen zum Thema Desinformation überreicht.

Das Projekt der Bertelsmann-Stiftung fordert unter anderem die Rückverfolgbarkeit von Quellen.

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Deu Unternehmen Wirtschaft

Gewerkschaften fordern Unternehmen zu mehr Reformbereitschaft auf

Führende deutsche Gewerkschafterinnen haben gemeinsam Unternehmen in die Pflicht genommen, die Wirtschaft in Deutschland zu stärken und dringend notwendige Reformen einzuleiten. „Wir brauchen endlich eine breite Debatte darüber, was getan werden muss, damit Deutschland dauerhaft ein Industrieland bleibt“, sagte Yasmin Fahimi, die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, dem „Focus“.

Noch gebe es Optionen, Abwanderung im großen Stil zu verhindern und eine Deindustrialisierung abzuwenden, sagte Fahimi. In Gesprächen mit Arbeitgeberverbänden erlebe sie jedoch „eine rein ideologisch geprägte Argumentation, die immer wieder nur darauf hinausläuft: Haltet euch mit den Löhnen zurück, sorgt für weniger Bürokratie, dann wird`s der Markt schon richten. Das ist mir zu simpel“, sagte Fahimi dem „Focus“.

„Es muss Schluss sein mit dem Gejammer.“

Unternehmen hätten jahrelang vom Standort profitiert: „Ich erwarte ja keinen Patriotismus bei den Managern, aber einen langfristigen Blick, wo die Investitionen am sichersten und nachhaltigsten sind“, so Fahimi.

Christiane Benner, die Vorsitzende der IG Metall, sagte: „Uns drei eint der starke Eindruck, dass vonseiten der Unternehmen und des Managements kaum nach Zukunftskonzepten gesucht wird.“ Es fehle „am Willen, gemeinsam Zukunft zu gestalten.“

Stattdessen kritisierte sie, die in Teilen bereits laufende Deindustrialisierung fände „häufig aufgrund falscher oder später Unternehmensentscheidungen“ statt: „Wir müssen dem etwas entgegensetzen, denn Werke und Anlagen, die in Deutschland einmal abgebaut wurden, bekommen wir nicht mehr zurück.“

Deutschland habe nach wie vor enorme Stärken: „Wir haben so viel Know-how. Denken Sie an Industrie 4.0. Da haben wir Produktionskompetenz, das ist mega.“

Wenn es gelänge, diese Stärken „mit Digitalisierung abzumischen“, könne das „ein echtes Erfolgsmodell“ werden.

Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Volkswagen, Daniela Cavallo, sagte dem „Focus“: „Die zentrale Frage ist doch: In welcher Gesellschaft wollen wir eigentlich leben?“ Unternehmen wie Volkswagen oder Thyssenkrupp würden dafür sorgen, dass „viele Regionen einen gewissen Standard“ hätten.

„Wir haben selbst erlebt, was passiert, wenn Volkswagen in die Krise gerät wie nach dem Dieselskandal. Da brach die Gewerbesteuer in den Kommunen, in denen unsere Werke stehen, ein.“

In der Folge habe den Städten das Geld für dringend notwendige öffentliche Aufgaben gefehlt.