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Arbeitsmarkt Deutschland Finanzindustrie Gesundheit Wirtschaft

Hebammen-Haftpflicht um rund 310 Prozent gestiegen

Die Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen ist in den vergangenen zehn Jahren um rund 310 Prozent gestiegen: 2007 lag sie bei 1.587 Euro pro Jahr, mittlerweile beträgt sie 6.483 Euro. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Linksfraktion hervor, berichtet die „Rheinische Post“ (Donnerstagsausgabe). Nach den Daten der Bundesregierung haben mittlerweile 51 Prozent der freiberuflichen Hebammen einen Antrag auf Sicherstellungszuschlag gestellt, der ihnen zur Deckung der Haftpflichtversicherung seit 2014 zusteht.

Im Durchschnitt erhalten sie 3.732 Euro an Sicherstellungszuschlag, was gut die Hälfte der jährlichen Haftpflichtprämie ausmacht. Insgesamt müssen die Hebammen selbst dann noch 3.111 Euro aufbringen, was 259 Euro pro Monat entspricht, die sie aus ihren Einnahmen finanzieren müssen. Aus Sicht der Linken reicht der Sicherstellungszuschlag für Hebammen nicht aus. „Zur Lösung des Problems der Haftpflichtversicherung besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf“, sagte Birgit Wöllert, Obfrau der Linken im Gesundheitsausschuss des Bundestags. Sie verwies auf die Forderung der Linken, einen „Haftungsfonds für alle Gesundheitsberufe“ einzurichten.

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Börse Börsenbericht Deutschland Livemeldung Wirtschaft

DAX startet mit Gewinnen – Neues Rekordhoch erreicht

Die Börse in Frankfurt hat zum Handelsstart am Donnerstag zunächst Kursgewinne verzeichnet. Gegen 09:30 Uhr wurde der DAX mit rund 12.560 Punkten berechnet. Das entspricht einem Plus von 0,26 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag.

Der deutsche Leitindex baute damit sein erst am Vortag erreichtes Rekordhoch weiter aus. An der Spitze der Kursliste stehen die Papiere von Adidas, Volkswagen und der Münchener Rück. Die Anteilsscheine der Allianz, von Infineon und von Thyssenkrupp sind gegenwärtig die Schlusslichter der Liste.

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Deutschland Militär Parteien Politik

SPD-Politiker Arnold sieht von der Leyen in Union unter Druck

Die Affäre um rechtsextreme Umtriebe in der Bundeswehr könnte nach Ansicht des SPD-Verteidigungsexperten Rainer Arnold für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) politisch bedrohlich werden. „Ihr Problem ist, dass es in der Union viele gibt, die nicht unglücklich sind, wenn sie angekratzt ist“, sagte Arnold der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstag). Arnold ergänzte, die Ministerin verfüge über keine breite Loyalität in ihrer Partei.

„Das ist gefährlich für sie.“ Überdies müsse von der Leyen jetzt aufpassen, dass sich in der Bundeswehr nicht der Eindruck verfestige, „sie redet nur, aber ändert die Dinge nicht“. Demgegenüber sagte der Verteidigungsexperte der Union, Reinhard Brandl (CSU), der Zeitung: „Es ist offensichtlich, dass Frau von der Leyen an den aktuellen Verfehlungen von einzelnen Soldaten keine Schuld trifft.“ Wenn strukturelle Veränderungen bei der Bundeswehr notwendig seien, habe die Ministerin „den Mut und die Kraft“, diese auch umzusetzen.

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Deutschland Industrie Unternehmen Wirtschaft

DIHK sieht kaum Fortschritte beim Bürokratieabbau

Der Deutsche Industrie-und Handelskammertag (DIHK) hat der Darstellung der Bundesregierung widersprochen, wonach Unternehmen durch Bürokratieabbau deutlich entlastet worden seien: Tatsächlich weise der Bericht der Bundesregierung für 2016 „unter dem Strich keine Fortschritte“ aus, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). Die Entlastungen auf einigen Feldern seien durch zusätzliche Lasten, wie zum Beispiel die Pflicht zur Anschaffung neuer Registrierkassen, wieder zunichte gemacht worden. Immerhin habe das Jahr 2017 vielversprechend angefangen, meinte Schweitzer.

Die gerade vom Bundestag beschlossene Anhebung der Abschreibungsgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter sei „überfällig und dringend notwendig“. Spielraum für weitere Erleichterungen sieht der DIHK-Präsident beim Datentransfer zwischen Unternehmen und Verwaltung. „Die 100 meistgenutzten Verwaltungsleistungen sollten überall in Deutschland flächendeckend online angeboten werden. Das würde uns alle spürbar entlasten“, unterstrich der Präsident. Am Mittwoch hatte das Bundeskabinett den Jahresbericht „Bessere Rechtsetzung 2016“ beschlossen. Danach hat die Entlastung pro Bürger rein rechnerisch weniger als zehn Cent pro Jahr betragen. Deutlich höher ist dem Bericht zufolge die Entlastungssumme für Unternehmen, vor allem durch Maßnahmen zum Bürokratieabbau. Insgesamt seien dadurch 574 Millionen Euro eingespart worden.

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BAY Deutschland Gemischtes Polizeimeldung Unglücke Zugverkehr

Bayern: 54-jähriger Bauarbeiter wird von Zug erfasst und stirbt

Im unterfränkischen Landkreis Kitzingen ist in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein 54-jähriger Bauarbeiter bei nächtlichen Gleisarbeiten von einem Güterzug erfasst und dabei tödlich verletzt worden. Warum der Mann, der mit mehreren Kollegen mit Arbeiten im Gleisbereich beschäftigt war, von dem Zug erfasst wurde, sei noch unklar, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die weiteren vor Ort anwesenden Arbeiter mussten durch einen Notfallseelsorger betreut werden.

Der Bahnverkehr musste komplett gesperrt werden. Auf Grund der Nachtzeit sei es zu keinen größeren Behinderungen gekommen, so die Beamten weiter. Die weiteren Ermittlungen übernahm die Kriminalpolizei.

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Asyl Deutschland Kriminalität Politik Reise

Führende CDU-Politiker fordern längere Grenzkontrollen

Führende CDU-Politiker haben Binnen-Grenzkontrollen auch über das Jahresende hinaus gefordert. „Auf Binnen-Grenzkontrollen können wir erst verzichten, wenn die EU-Außengrenzen gesichert sind und das Dublin-Verfahren für Flüchtlinge wieder funktioniert“, sagte Günter Krings (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). Er sehe nicht, dass innerhalb von nur sechs Monaten die Sicherung der EU-Außengrenzen funktionieren werde, sagte Krings.

Für eine weitere Verlängerung der Grenzkontrollen ab November gebe es „noch andere Möglichkeiten auch im Schengen-Recht, etwa zum Schutz der nationalen Sicherheit“. Ein Argument dafür wäre etwa der Hinweis auf Terrorismusabwehr. „Stand heute können wir kein Enddatum für die Grenzkontrollen nennen“, sagte der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach der Zeitung. Italien sei zur „Achillesferse“ der EU geworden, sagte der Chef des Bundestags-Innenausschusses, Ansgar Heveling (CDU). Es sei damit zu rechnen, „dass die Zahl der Flüchtlinge auf der Mittelmeerroute im Sommer noch stärker zunehmen wird“, so Heveling. „Wir brauchen die Option, die Grenzkontrollen auch über das Jahresende hinaus aufrecht zu erhalten.“ Die EU-Kommission hatte Deutschland aufgefordert, die Grenzkontrollen spätestens im November zu beenden.

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Deutschland Geheimdienste NRW Politik Schweiz Steuern

Walter-Borjans: Spionage-Skandal erreicht neue Dimension

NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) hat die Schweiz für ihr Vorgehen in der Agenten-Affäre massiv kritisiert: „Wenn Spione Informanten aus der Finanzverwaltung anheuern, um die erfolgreichen NRW-Steuerfahnder bei ihrer Arbeit zu bespitzeln und denen in die Hände zu spielen, die Milliardengeschäfte auf Kosten der Allgemeinheit machen, erreicht der Skandal eine neue Dimension“, sagte Walter-Borjans dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstagsausgabe). Am Mittwochabend war bekannt geworden, dass die Schweiz einen Informanten in der Finanzverwaltung NRW angeheuert haben soll. Der Minister fügte hinzu: „Wenn es die Schweiz ernst meint mit einer Abkehr von dubiosen Geschäften ihrer Geldhäuser, dann müssen solche Räuberpistolen unterbleiben.“

Man müsse schnell zu einer konstruktiven Zusammenarbeit gegen Steuerbetrug kommen, sonst seien am Ende „äußerst fragwürdige Finanzjongleure die lachenden Dritten“.

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Deutschland Parteien Politik

Bütikofer warnt Grüne vor Personaldebatte

Der Europa-Abgeordnete und ehemalige Grünen-Chef, Reinhard Bütikofer, hat seine Partei vor neuen Personaldebatten gewarnt. „Man kann nicht auf dem Spielfeld stehen und für ein gutes Ergebnis kämpfen und gleichzeitig auf der Tribüne sitzen, um Kommentare abzugeben, die genau diesem Ziel schaden“, sagte Bütikofer der „Saarbrücker Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). Hintergrund sind Spekulationen über eine mögliche bundespolitische Rolle des bei der Grünen-Spitzenkandidatur nur knapp unterlegenen schleswig-holsteinischen Agrarministers Robert Habeck.

Habeck werde bei der Wahl in Schleswig-Holstein zu einem guten Abschneiden der Grünen viel beitragen, meinte Bütikofer. „Aber wir lassen uns jetzt keine Personaldebatte aufschwatzen.“ Es sei offenkundig, dass Habeck bundesweit gefragt sei. „Aber ein Jegliches hat seine Zeit. Und jetzt ist Wahlkampf“, so Bütikofer.

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Deutschland Gemischtes Religion Terrorismus

BKA-Statistik: Zahl islamistischer Gefährder in Deutschland steigt

Die Zahl der islamistischen Gefährder in Deutschland ist weiter gestiegen. Derzeit haben die Sicherheitsbehörden 657 gefährliche Personen registriert, denen man hierzulande einen Terroranschlag zutraut, berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) unter Verweis auf Zahlen des Bundeskriminalamtes (BKA). Ende Januar waren es 570 Personen.

Seit Beginn des Syrien-Konflikts hat sich die Zahl laut BKA vervierfacht. Rund die Hälfte hält sich in Deutschland auf, etwa 100 von ihnen sitzen in Haft. Viele werden polizeilich überwacht. Dazu kommen 388 „relevante Personen“, also mögliche Helfer und Unterstützer von terroristischen Anschlägen. Grund für diesen Anstieg ist laut Sicherheitsbehörden, dass Fahnder seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Dezember durch den Islamisten Anis Amri genauer hinsehen und ein neues Risikobewertungs-System eingeführt haben. Außerdem reisen seit den militärischen Rückschlägen der Terrormiliz IS immer weniger Islamisten mit deutschem Pass aus, um sich den IS-Kämpfern in Syrien oder im Irak anzuschließen, sondern bleiben in Deutschland. Eine große Gefahr geht dabei von islamistischen Rückkehrern mit Kampferfahrung aus. Die Behörden haben derzeit nach BKA-Angaben mehr als 920 ausgereiste Personen registriert – 20 mehr als Ende Januar. Mehr als 70 davon haben sich demnach aktiv an Kämpfen beteiligt oder waren in einem Ausbildungscamp. Etwa 145 sind laut BKA in Syrien oder im Irak ums Leben gekommen. Der Begriff des Gefährders ist rechtlich nicht definiert. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke forderte eine gesetzliche Grundlage: „Das Begriffschaos um sogenannte Gefährder muss endlich beendet werden.“ Dass die Daten zu Gefährdern regelmäßig an ausländische Polizeibehörden und sogar an das FBI gingen, sei „extrem fragwürdig“.

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Arbeitsmarkt Deutschland Politik

Nahles beharrt auf Vollzeit-Rückkehrrecht

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hat darauf beharrt, das geplante Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit für alle Betriebe ab 15 Mitarbeitern einzuführen. „Dieses Rückkehrrecht auf Vollzeit soll für alle Beschäftigten in Unternehmen ab 15 Mitarbeitern gelten“, sagte Nahles der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). „Diese Größe steht aus gutem Grund im Gesetz“, sagte Nahles.

„Es kann ja nicht sein, dass wir von vornherein Millionen Beschäftigte von diesem Recht ausschließen, indem wir die Betriebsgröße zur unüberwindbaren Hürde machen“, erklärte die Ministerin. Sie gebe nicht auf, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode durchzusetzen. „Ich will das Gesetz unbedingt noch in dieser Legislaturperiode verabschieden“, sagte Nahles. „Bis Mitte Mai muss die Union den Haken dran machen, sonst wird das nichts mehr“, sagte sie. „Das Recht, nach einer befristeten Teilzeit wieder in einen Vollzeit-Job zurückzukehren, stärkt vor allem die Rechte der Frauen am Arbeitsmarkt und schützt vor der sogenannten Teilzeitfalle“, sagte die SPD-Politikerin. Die Union befürchtet bislang zu große Lasten für kleine Unternehmen und will das Rückkehrrecht nur für größere Unternehmen ab 50 oder 100 Beschäftigten einführen.

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Autoindustrie Deutschland Straßenverkehr Wirtschaft

Bericht: Diesel-Gipfel von Politik und Autobauern in Stuttgart geplatzt

Vertreter der deutschen Automobilindustrie haben offenbar einen Diesel-Gipfel mit der grün-schwarzen Landesregierung Baden-Württembergs kurzfristig platzen lassen. Die Industrie brauche „weitere Zeit für interne, technische Abstimmungen“, hieß es laut „Welt“ in Verhandlungskreisen. Bei dem ursprünglich für Donnerstag in Stuttgart geplanten Spitzentreffen, an dem sich auch Zulieferer und Wissenschaftler beteiligen wollten, sollte darüber diskutiert werden, wie Diesel-Motoren der Klasse Euro 5 so nachgerüstet werden könnten, dass ihren Haltern keine Fahrverbote in Innenstädte drohen.

Aus diesem Grund hätte eine Verständigung bundesweite Bedeutung gehabt. Da immer häufiger die Schadstoffgrenzwerte überschritten werden, sind die Städte auf Druck der EU zum Handeln gezwungen. Das hochrangig besetzte Treffen in Stuttgart solle nun „zeitnah nachgeholt“ werden, wie es laut „Welt“ seitens der Landesregierung und der Autobauer heißt. Doch dass es dabei eine Einigung gibt, ist wenig wahrscheinlich. Denn neben den technischen Details bei der Nachrüstung betroffener Autos geht es auch darum, wer die Kosten dafür trägt. „Es ist klar, dass die Hersteller dafür aufkommen müssen“, heißt es im Stuttgarter Verkehrsministerium. Die Autobauer kontern, „gemäß den gesetzlichen Bestimmungen einwandfreie Produkte“ geliefert zu haben. Es bestehe kein Grund für eine Kostenübernahme. Hamburg hatte diese Woche angekündigt, zwei Abschnitte großer Straßen für Diesel, die nicht den Euro-5-Anforderungen entsprechen, sperren zu wollen. In Stuttgart werden ab Anfang 2018 die Diesel von mehreren Straßen in der City verbannt. In weiteren Städten, darunter München und Berlin, werden ähnliche Verbote diskutiert – oder sind aufgrund von Klagen zu erwarten. Jedes dritte Auto in Deutschland ist ein Diesel. Und 39 Prozent dieser 15,1 Millionen Fahrzeuge haben einen Euro-5-Motor. Das bedeutet, dass von einem flächendeckenden Bann in den Innenstädten 5,92 Millionen Pkw betroffen wären. „Die Städte wollen Fahrverbote verhindern, denn wir wollen und dürfen den Verkehr in den Städten nicht lahmlegen. Deshalb tun wir alles, um die Luftqualität zu verbessern“, sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, der „Welt“. Aber wenn sich die Stickoxid-Grenzwerte in einigen Städten weiterhin nicht einhalten lassen, seien begrenzte Fahrverbote in einzelnen Städten zu befürchten. „Denn erste Gerichtsurteile geben diese Richtung an, um über die bisherigen Maßnahmen hinaus die Gesundheit der Menschen zu schützen.“

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Autoindustrie Deutschland NRW Unternehmen Wirtschaft

Thyssenkrupp erwägt Bau eines neuen Werks in NRW

Thyssenkrupp erwägt den Bau eines neuen Werks der Stahlsparte in Nordrhein-Westfalen. „Wir überlegen, eine neue Anlage in NRW zu bauen“, sagte Stahlchef Andreas Goss der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagausgabe). Es gehe um ein Werk für die Veredelung von Stahl für die Automobilindustrie.

„Die Nachfrage nach feuerverzinktem Material ist sehr hoch“, sagte Goss. „Wir prüfen gerade, ob und wo diese neue Anlage entstehen könnte. Dabei geht es um eine Investition in dreistelliger Millionenhöhe, die Arbeitsplätze schaffen würde.“

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Deutschland Gesellschaft Integration Politik

Klöckner verteidigt de Maizières Leitkulturvorstoß

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner verteidigt den Leitkulturvorstoß von Bundesinnenminister de Maizière gegen Kritik auch aus der eigenen Partei: „Es läuft nichts schief, wenn man diskutiert. Rege Debatten sind ein Zeichen, dass sich die Gesellschaft verändert“, sagte Klöckner der „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag). „Wenn wir aber glauben, dass die Gestaltung unserer Gesellschaft abgeschlossen ist, dann läuft etwas schief.“

Kultur lasse sich zudem nicht in Gesetze gießen und das Grundgesetz sei in Alltagsfragen oft unkonkret, fuhr Klöckner fort. „Deshalb sollten wir einfach klarmachen, was wir in unserer Gesellschaft für wichtig erachten. Dazu gehört der gleichberechtigte Umgang zwischen Mann und Frau.“ Wenn ihr Grundschullehrer erzählten, dass sie von Jungen aus patriarchisch geprägten Familien oder den Vätern nicht respektiert würden, so Klöckner, „dann müssen wir sagen, dass sie sich entweder ändern oder ein anderes Land aussuchen müssen, in denen sie ihre voraufklärerische Haltung ausleben können. Rosinen picken ist nicht bei uns.“ Zur Diskussion um Verschleierung fragte Klöckner: „Weshalb sollen sich eigentlich nur Frauen verschleiern, ihren Körper bedecken, Männer aber nicht? Die diskriminierende Abwertung der Frau dürfen wir nicht zulassen.“ Das Verbot religiöser Kleidung in Gerichtssälen, das Baden-Württemberg vor einigen Tagen erlassen hat, begrüßte sie: „Kopftuch und Verschleierung haben auf der Richter- oder Schöffenbank nichts zu suchen. Da geht es nicht um Religionsfreiheit, sondern um ein politisches Statement, das damit gesetzt wird.“

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Deutschland Militär Politik

Führungsexperte übt scharfe Kritik an von der Leyen

Der Führungsexperte und Management-Autor Reinhard K. Sprenger hat scharfe Kritik an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihrem Umgang mit dem Bundeswehr-Skandal um den terrorverdächtigen Offizier Franco A. geübt: Er habe „Zweifel, ob Frau von der Leyen nach ihren letzten Äußerungen in dieser Position die richtige Wahl ist“, sagte Sprenger der „Welt“. Für ihre Karriere und die anstehende Bundestagswahl nehme von der Leyen es in Kauf, die Loyalität und das Vertrauen ihrer Mitarbeiter zu verspielen. Nicht die Truppe habe eine Führungsschwäche, sondern die Ministerin selbst, so Sprenger.

„Sie hat als Führungskraft keine Existenzberechtigung mehr.“ Sprenger sagte, er habe von der Leyen immer als „Fehlbesetzung“ gesehen, „weil sie ein Legitimitätsdefizit hat. Aber Führung ist auf Legitimität angewiesen.“ Um die Affäre zu entschärfen, müsste die Ministerin ihre Fehler eingestehen und an einem Neustart mit der Truppe arbeiten. Daran glaubt der Experte allerdings nicht: So viel „menschliche Größe hab ich bisher nicht von ihr erlebt“.

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Deutschland Parteien Politik

SPD-Chef Schulz wirft Union Rechtsruck vor

Vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen hat der SPD-Vorsitzende Martin Schulz der Union einen Rechtsruck vorgeworfen. „CDU/CSU steigen in den Umfragen, weil die AfD sich selbst zerlegt“, sagte Schulz den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Und die Merkel-CDU macht einen Rechtsruck, um Wähler am rechten Rand an sich zu binden.“

Die Thesen von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zur deutschen Leitkultur beispielsweise zielten „ganz klar auf Wähler am rechten Rand“. Den Aufschwung der SPD nach seiner Nominierung als Kanzlerkandidat nannte Schulz „einmalig in der deutschen Parteiengeschichte“. Wenn die Sozialdemokraten in Umfragen „mal unter 30 Prozent liegen, macht das auch keinen nervös.“ Die SPD sei hoch motiviert. „Aber alle wissen: Vor uns liegt viel Arbeit.“ Er werde immer nach dem „Schulz-Hype“ gefragt, so Schulz. „Aber ich habe den nicht erfunden, das ist ein Phänomen der Medien.“ Einem Bündnis mit der Linkspartei wollte der SPD-Vorsitzende trotz wachsender Skepsis in seiner Partei keine Absage erteilen. „Ich will Kanzler werden“, sagte er. „Wer mit mir nach der Wahl koalieren will, muss sich mein Programm angucken und das unterschreiben.“ Schulz rief zugleich zur Stärkung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit auf. Neben der Qualifizierung von Facharbeitern seien Investitionen in Forschung und Entwicklung wichtig. „Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren, müssen stärker als bisher gefördert werden“, forderte Schulz. „Unsere Wettbewerbsfähigkeit hat einen Namen: Made in Germany. Es geht um Qualität.“ Steuersenkungen nach dem Vorbild der USA lehnte Schulz ab: „Unser Konzept ist, Unternehmen zu fördern, auch steuerlich zu entlasten, wenn sie in die Zukunft investieren.“