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Deutschland Unternehmen Wirtschaft

Bsirske kann sich Frau an Verdi-Spitze vorstellen

Verdi-Chef Frank Bsirske kann sich eine Frau an der Spitze der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vorstellen. Das erklärte er im Gespräch mit der „Heilbronner Stimme“. Die Nachfolgefrage stelle sich aber erst 2019. Bsirske wird dann 67 Jahre alt sein.

In der Auseinandersetzung mit Amazon um einen Tarifabschluss will die Gewerkschaft hart bleiben, kündigte Bsirske an. „Das ist ein Abnutzungskampf, ein regelrechter Kulturkampf“, sagte er. „Wir sind auf dem Wege, den Betrieb anfälliger für Streiks zu machen. Ich setze darauf, dass es über kurz oder lang einen Meinungswandel in Seattle gibt.“ Das Ziel von RWE, wo Bsirske stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist, bis 2050 aus der Kohleverstromung auszusteigen, hält Bsirske für machbar. An einem rascheren deutschlandweiten Ausstieg hat er aber Zweifel. Dazu müsse es Reserve-Kraftwerke geben und Verteilnetze für erneuerbare Energien. Zudem müssten die Verbraucher noch höhere Strompreise akzeptieren. „Ich vermag nicht zu erkennen, dass diese drei Voraussetzungen zeitnah erfüllt werden“, sagte der Verdi-Chef, der auch Mitglied der Grünen ist. Er fügte hinzu: „Ich bin mir aber sicher, dass die Bundesregierung 2018 feststellt, dass die Klimaziele 2020 verfehlt werden.“ Auf die Frage, ob er sich eines Tages eine Frau an der Spitze der Gewerkschaft vorstellen könne, antwortete er: „Natürlich kann ich mir das vorstellen. Aber die Frage der Nachfolge stellt sich 2019, nicht jetzt.“

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Gewalt Politik Proteste Vatikan Venezuela

Papst erwägt Vermittlungsversuch in Venezuela

Papst Franziskus erwägt einen Vermittlungsversuch im krisengeschüttelten Venezuela. Der Vatikan sei bereit, angesichts der schweren Krise zu helfen, „aber nur unter sehr klaren Bedingungen“, erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag. Es seien Garantien beider Konfliktparteien nötig, so Franziskus.

Bereits im Vorjahr hatte sich Franziskus in den Konflikt eingeschaltet, war jedoch gescheitert. Venezuela wird gegenwärtig von einer massiven Versorgungskrise heimgesucht: Medikamente, Strom und Lebensmittel sind in weiten Teilen des Landes knapp. Bei Zusammenstößen zwischen Regierungsanhängern und Opposition kamen in den letzten vier Wochen mindestens dreißig Menschen ums Leben.

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Deutschland Politik Saudi-Arabien Unternehmen Weltpolitik

Merkel zu Staatsbesuch in Saudi-Arabien eingetroffen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Sonntag zu einem Staatsbesuch in Saudi-Arabien eingetroffen. In der Hafenstadt Dschidda will sie mit König Salman und zwei Kronprinzen zusammentreffen. Gesprächsthemen sollen die Terror-Bekämpfung, der Klimaschutz und Frauenrechte sein.

Zudem reist die Kanzlerin mit einer umfangreichen Wirtschaftsdelegation in das Königreich: Regierungsabkommen sollen geschlossen werden, um Handelshemmnisse abzubauen. Es seien jedoch keine Rüstungsgeschäfts geplant. Zudem will Merkel mit Vertretern der Zivilgesellschaft zusammentreffen: Das Königshaus wird immer wieder wegen der schlechten Menschenrechtslage im Land kritisiert.

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Deutschland Politik Saudi-Arabien

Saudi-Arabien lobt Beziehungen zu Deutschland

Vor dem am Sonntag beginnenden Besuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Saudi Arabien hat der saudische Informationsminister und frühere Botschafter in Berlin, Awad el Awad, die Beziehungen zwischen beiden Ländern gelobt. Gegenüber „bild.de“ sagte Awad: „Es gibt viel Kooperation zwischen unseren beiden Ländern mit Auswirkungen auf die weltweite Sicherheit ebenso, wie für die Stabilität im Nahen Osten und bei der Unterstützung von Entwicklungsländern in Afrika. Der Besuch von Kanzlerin Merkel baut auf dieser gemeinsamen Arbeit auf und setzt Maßstäbe für weitere Zusammenarbeit im Lichte der G20 und der Agenda Vision 2013.“

Deutschland hat derzeit die Präsidentschaft der G20 inne. „Vision 2030“ ist das größte und ehrgeizigste Projekt Saudi Arabiens, bei dem bis 2030 der größte weltweit existierende Staatsfonds mit einem Volumen von umgerechnet rund 1.600 Milliarden Euro zum Umbau des Landes in eine moderne Industrienation investiert werden sollen. Angela Merkel reist am Sonntag mit einer Wirtschaftsdelegation nach Saudi Arabien und trifft dabei auch mit König Salman bin Abdelaziz al Saud zusammen. Der Besuch dient offiziell der Vorbereitung des G20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg. Intern wird es allerdings auch um die Rolle Saudi Arabiens bei der Finanzierung des internationalen Terrors, die Stabilisierung Syriens und die saudische Islamisierungspolitik auf dem Balkan, im Kaukasus und weiten Teilen Zentralafrikas gehen.

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Autoindustrie Deutschland Straßenverkehr Unternehmen Wirtschaft

Forsa: Diesel-Fahrer denken über Umstieg nach

Viele Diesel-Fahrer denken über einen Umstieg auf andere Motormodelle nach. Grund sind die hohe Feinstaubbelastung durch Dieselmotoren und drohende Fahrverbote. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Forsa“ im Auftrag der „Targobank“ hervor.

Nur noch zwei von fünf Diesel-Fahrern planten demnach beim nächsten Autokauf die erneute Anschaffung eines Diesels. Der Rest will wechseln oder ist unsicher. Fast jeder dritte Dieselfahrer kündigte an, er werde beim nächsten Mal voraussichtlich einen Benziner kaufen.

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Deutschland Parteien Politik

Habeck: „Müssen uns ums Ganze der Gesellschaft kümmern“

Schleswig-Holsteins grüner Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck sieht seine Partei am Beginn einer neuen Phase. „Nach den Protest- und Projektjahren hat eine dritte Phase begonnen: die als Gesellschaftspartei. Wir müssen uns ums Ganze der Gesellschaft kümmern“, schreibt Habeck in einem Beitrag für den in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel am Sonntag“.

Die Themenbereiche der Grünen zögen sich „weit durch alle Lebens- und Politikbereiche hindurch und beschreiben die Aufgaben für die nächste Jahrzehnte“, so Habeck weiter.

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Deutschland EU Großbritannien Politik Weltpolitik

EU-Kommission skeptisch vor Brexit-Verhandlungen

In der EU-Kommission herrscht große Skepsis über einen erfolgreichen Abschluss der Brexit-Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich. Grund dafür ist der Verlauf des Treffens zwischen Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der britischen Premierministerin Theresa May am vergangenen Mittwoch in London. Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (F.A.S.) berichtet, verabschiedete sich Juncker nach zwei Stunden Gespräch mit den Worten: „Ich verlasse die Downing Street zehnmal skeptischer, als ich vorher war.“

Wie die Zeitung weiter berichtet, hatte May bei dem Treffen keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen lassen und unrealistische Vorstellungen über den Verlauf der Verhandlungen geäußert, schreibt die F.A.S. weiter. Die Wahrscheinlichkeit eines Scheitern der Verhandlungen wird demnach auf „über fünfzig Prozent“ taxiert. May soll demnach darauf bestanden haben, dass von Anfang an über ein Freihandelsabkommen geredet wird – die EU ist dazu erst bereit, wenn die Trennungsmodalitäten geklärt sind. Die Premierministerin vertrat außerdem die Ansicht, dass ihr Land gemäß der europäischen Verträge den anderen Staaten kein Geld schulde – die machen hingegen eine Rechnung auf, die sich auf 60 bis 65 Milliarden Euro beläuft. Sie wiederholte ihre Auffassung, dass man aus dem Brexit einen Erfolg machen solle – in Brüssel herrscht dagegen die Überzeugung vor, dass das nicht möglich sei, weil sich Britannien als Drittland schlechter stellen werde als heute. May schlug außerdem vor, die Rechte von Unionsbürgern auf der Insel und von Briten in Europa gleich beim nächsten Europäischen Rat Ende Juni zu klären, nur zwei Wochen nach der von ihr angesetzten Unterhauswahl. Allerdings würden Unionsbürger dann nicht anders behandelt als andere Drittstaatler auch. Die EU will hingegen möglichst viele Rechte erhalten; ihre Unterhändler gehen von wochenlangen, technischen Vorbereitungen aus.

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EU Großbritannien Politik

Britischer Ex-Premier Tony Blair sieht Chance für Brexit-Exit

Nach dem Brüsseler Brexit-Gipfel hat Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair die Regierungen der 27 EU-Staaten vor einem feindseligen Auftreten gegenüber London gewarnt. „Die Debatte über Brexit ist in Großbritannien noch nicht vorbei. Sie hat noch einen langen Weg vor sich. Darum sollten die 27 EU-Staaten jede Art der Feindseligkeit gegenüber Großbritannien vermeiden“, sagte Blair im Interview mit mehreren europäischen Zeitungen, unter ihnen die „Welt am Sonntag“.

Der ehemalige Regierungschef und Vorsitzende der Labour-Partei sieht Chancen für eine Abkehr von einem harten Brexit oder sogar vom Ausstieg selbst. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir am Ende in der EU bleiben. Es ist ein schwerer Fehler, uns in dieser Zeit von Europa zu lösen.“ Mit den Brexit-Verhandlungen würde eine wachsende Zahl seiner Landsleute verstehen, welchen Preis sie für den Ausstieg aus dem EU-Binnenmarkt zahlen müssen. „Der Unterschied zwischen der Mitgliedschaft im Binnenmarkt und einem Freihandelsabkommen ist fundamental, weil er die Zukunft von Hunderttausenden Jobs bedeutet, von unserem Lebensstandard, unserer Wirtschaft“, warnte Blair. In der Folge rechnet er mit einer neuen Debatte über den Brexit.

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Industrie Russland Unternehmen Wirtschaft

Russischer Handelsminister: Wirtschaft wird 2017 wieder wachsen

Trotz der Sanktionen des Westens wird die russische Wirtschaft nach jahrelanger Talfahrt 2017 wohl erstmals wieder wachsen: Das sagte der russische Industrie- und Handelsminister Denis Manturow der „Welt am Sonntag“. Die Entwicklung der russischen Wirtschaft sei in den vergangenen Jahren zwar „ohne Zweifel negativ“ gewesen, das habe sich aber geändert. „Im vergangenen Jahr und im ersten Quartal 2017 verzeichneten wir in fast allen Bereichen der Industrie, vor allem im verarbeitenden Gewerbe, wieder Wachstum. Die Gesamtwirtschaft Russlands wird nach unseren Erwartungen in diesem Jahr um etwa zwei Prozent zulegen.“

Die Wirtschaftssanktionen hätten Russland getroffen, doch die Wirtschaft des Landes habe sich darauf inzwischen erfolgreich eingestellt, sagte Manturow. „Natürlich spüren wir die Folge des Embargos.“ Es sei unbestritten schwerer, Kredite im Ausland zu bekommen. „Und Zugriff auf westliche Technologien haben wir so gut wie keinen mehr.“ Aber die russische Wirtschaft passe sich diesen Restriktionen an, so der Minister. Die Kredite, die die Unternehmen brauchten, könnten sie sich inzwischen im eigenen Land beschaffen. „Und die Technologien aus Europa haben wir erfolgreich durch die aus Ländern ersetzt, die uns nicht boykottieren“, sagte Manturow. Russische Anbieter hätten inzwischen in einigen Branchen deutlich höhere Marktanteile, das Embargo wirke ungewollt wie eine Art Entwicklungshilfe für die russische Wirtschaft. Auch im Bereich der Landwirtschaft, wo Russland stark abhängig von Importen war, habe man einen großen Schritt Richtung mehr Selbstversorgung gemacht. „Zurzeit werden im Land Geflügel- und Viehzuchtfarmen gebaut. Übrigens, wir exportieren bereits Lebensmittel, zum Beispiel in den Nahen Osten oder nach China“, sagte der Minister. Versorgungslücken gebe es noch im Bereich Viehwirtschaft und Fischzucht oder bei Saatgut und Milchprodukten. Manturow sagte, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und Deutschland seien trotz der politischen Spannungen lebendig. „Embargo hin oder her, in Wirklichkeit sind die Kontakte zwischen den beiden Volkswirtschaften nie abgebrochen. Es gibt zahlreiche Projekte, Kontakte und Kooperationen auf regionaler Ebene. Einige Bundesländer haben erfolgreich versucht, mit den russischen Regionen direkt Kontakt aufzunehmen, um die Wirtschaftsbeziehungen auszubauen“, so Manturow. Die Wirtschaft müsse wachsen und pragmatisch ausgerichtet sein. Das sei zwischen Deutschland und Russland auch der Fall. „Unsere Wirtschaftsbeziehungen sind nicht so schlecht.“ Als Beispiel nannte der Politiker deutsche Firmen, die in den vergangenen vier Jahren in Russland 55 neue Werke gebaut hätten.

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Deutschland Politik Straßenverkehr Umweltschutz

Umweltbundesamt-Pläne für Tempo 30 stoßen auf massive Kritik

Der Vorschlag des Umweltbundesamtes (UBA), in geschlossenen Ortschaften generell eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern einzuführen, stößt bei vielen Experten auf massive Ablehnung. „Über die Einrichtung von Tempo-30-Zonen und damit über Geschwindigkeitseinschränkungen wollen die Kommunen selbst befinden“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB), der „Welt am Sonntag“. Wie der Verkehr möglichst gefahrlos und flüssig laufe, müsse vor Ort entschieden werden und „nicht von einem Bundesamt“.

Es sei ein weit verbreiteter Irrglaube, man könne mit immer mehr Verboten und Einschränkungen nachhaltig Probleme lösen. Beim Deutschen Städtetag lehnt man die UBA-Pläne ebenfalls ab. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetages, ist zwar grundsätzlich kein Gegner von Verkehrsberuhigung: „Aber Tempo 30 auf allen Straßen vorzuschreiben und Tempo 50 nur als Ausnahme auszuweisen, geht zu weit“, sagte er. Die Bundespartei der Grünen oder der ökologisch ausgerichtete Verkehrsclub Deutschland (VCD), die generell Befürworter von Verkehrsberuhigung sind, würden ebenfalls nicht so weit gehen, die Kommunen grundsätzlich auf Tempo 30 zu verpflichten. Die Grünen wollen den Städten und Gemeinden die Möglichkeit geben, „eigenständig und unbürokratisch“ über Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen innerorts zu entscheiden, heißt es in einem Antrag der Bundestagsfraktion. Der VCD-Bundesvorsitzende Wasilis von Rauch meint: „Tempo 30 muss nicht überall gelten, 50 darf ausgehend von der Basis dort ausgewiesen werden, wo es erforderlich ist und sichergestellt werden kann.“ Das Bundesverkehrsministerium lehnt den UBA-Plan kategorisch ab: „Eine generelle Tempo-30-Regelung ist vonseiten des Ministeriums nicht geplant und würde die Entscheidungsfreiheit der betroffenen Kommunen einschränken“, sagte ein Sprecher. Tempo 30 soll zur Regelgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften werden, weil das „bessere Luft, flüssigeren Verkehr und weniger Unfälle mit sich bringt – und man in der Regel genauso schnell unterwegs ist“, hatte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger ihren Vorstoß begründet. Laut einem Papier der Behörden mit dem Titel „Die Stadt für Morgen“ soll flächendeckend Tempo 30 schon bis 2020 umgesetzt werden. Und zwar im ganzen Land. Doch die Argumente des UBA für Tempo 30 werden vielfach nicht geteilt – auch von ökologisch ausgerichteten Verbänden oder Verkehrsexperten nicht. „Eine Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts auf 30 Stundenkilometer senkt den Ausstoß von Schadstoffen nicht. Auch der Lärm wird dadurch nicht wahrnehmbar reduziert“, sagte Ulrich Klaus Becker, Vizepräsident für Verkehr beim ADAC, und bezieht sich dabei auf eine Studie des Klubs aus dem Herbst. „Tempo 30 ist eine Maßnahme zur Steigerung der Verkehrssicherheit, nicht für die Minderung von Schadstoffen wie Stickoxiden“, heißt es beim VCD. Die Kommunen reagierten unterschiedlich auf den UBA-Vorstoß. Die Stadt Göttingen hat sich für ein Projekt beworben, bei dem die Wirksamkeit einer flächendeckenden Zone 30 in der Stadt getestet werden soll. „Wir möchten wissen, ob die Stadt dadurch sauberer, lärmärmer und unfallfreier wird“, sagte eine Sprecherin. Es sei keineswegs ausgemacht, dass Tempo 30 ein Allheilmittel sei. „Wir sind skeptisch. Vielleicht reicht ja auch Tempo 40, vielleicht sind starre Geschwindigkeitsbegrenzungen gar keine Lösung.“ In der Stadt Heidelberg ist man zu dieser Erkenntnis längst gekommen. Eine Debatte um die flächendeckende Einführung von Tempo 30 zu führen, sei wenig sinnvoll, sagte Alexander Thewalt, der Chef des Amts für Verkehrsmanagement. Entscheidend auch für die Lebensqualität der Anwohner sei, wie gut der Verkehr durch die Stadt fließe. Dabei machten Begrenzungen auf 30 Stundenkilometer den Verkehr nicht automatisch flüssiger, so Thewalt. „Das regelt man anders, vor allem über die Ampeln, grüne Wellen. Der Verkehr kann also auch bei Höchstgeschwindigkeiten von 40 oder 50 Kilometern gut fließen.“

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Deutschland Militär Politik

Wehrbeauftragter sieht Bundeswehr anfällig für Rechtsextremismus

Der Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), glaubt, dass das Militär für Rechtsextremismus „gewiss strukturell anfälliger“ sei als andere Bereiche der Gesellschaft. „Hierarchien, Waffen, Uniform – das zieht manchen Bewerber an, den die Bundeswehr nicht haben wollen kann“, sagte Bartels der „Welt am Sonntag“. Gleichzeit betonte er: Eine rechtsextremistische Gesinnung „und Soldat sein schließen sich aus.“

Vor einem Generalverdacht nimmt Bartels die Armee in Schutz: „Die heutige Bundeswehr ist älter, professioneller, familienorientierter als etwa die einstige große Wehrpflicht-Armee mit ihren 500.000 Soldaten. Sehr viele Soldaten pendeln, haben die Familie als Lebensmittelpunkt, nicht den Kameradenkreis.“ Nach der Enttarnung des offenbar rechtsextremen Oberleutnants Franco A., der ein Attentat mit fremdenfeindlichen Motiv geplant haben soll, werden auch die Kontrollmechanismen bei der Bundeswehr von politischen Experten missbilligt. „Rechtsradikale herauszufiltern hat bei der Bundeswehr nicht immer gut funktioniert. Da wurde eindeutig zu wenig getan“, bemängelte Rainer Arnold, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag der „Welt am Sonntag“. Auch Christine Buchholz, verteidigungspolitische Sprecherin der Linkspartei, sieht den Umgang mit Rechtsextremismus in den Streitkräften kritisch. „Es gibt ein unübersehbares Problem mit Rechtsextremismus in der Bundeswehr“, sagte sie der „Welt am Sonntag“. Allein im Jahr 2015 habe der Militärische Abschirmdienst (MAD) 149 neue Verdachtsfälle behandelt. Es würden nicht ausreichend Konsequenzen gezogen, beklagte Buchholz. Rechtsradikale Taten würden oftmals als die von einzelnen Personen dargestellt, mögliche Verstrickungen in Netzwerke und Organisationen der extremen Rechten bagatellisiert. Um Fälle von Extremismus in den Streitkräften in Zukunft zu verhindern, verschärft die Bundeswehr nun die Kontrollen. „Ab dem 1. Juli wird jeder, der in die Bundeswehr eintritt, sofort einer ersten Sicherheitsprüfung unterzogen“, erklärte Wehrbeauftragter Bartels. „Damit können bereits auffällig gewordene Nazis oder Islamisten leichter herausgefischt werden.“ Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Henning Otte, will zunächst „die weiteren Hintergründe“ im Fall Franco A. abwarten. Grundsätzlich sei jedoch klar, „dass bei der Bundeswehr konsequent gegen Extremismus vorgegangen wird“, sagte Otte der „Welt am Sonntag“.

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1. Liga Deutschland Fußball Sport

HSV-Chef Bruchhagen kündigt Umbruch an

Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, hat Veränderungen am Kader seines abstiegsbedrohten Klubs angekündigt: „Dem HSV steht ein Umbruch bevor, das kann ich schon sagen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Was genau geschehen wird, darüber zu reden ist es zu früh und jetzt auch nicht zielführend. Aber es wird sich einiges tun.“

Speziell das 1:2 gegen den Tabellenletzten am vergangenen Wochenende hat den 67-Jährigen in der Auffassung bestärkt, personell reagieren zu müssen: „Ich habe keine Erklärung für das Darmstadt-Spiel. Speziell, dass wir so wenig Torchancen herausgespielt haben, hat mich besorgt gemacht. Natürlich fehlten wichtige Spieler, aber das darf gegen Darmstadt ja keine Ausrede sein. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Im Klub und bei ihm selbst herrsche Angst vor dem Abstieg, sagte Bruchhagen: „Ob die Spieler Angst haben, weiß ich nicht, aber die Leute hier in der Geschäftsstelle, die von einem Abstieg unmittelbar betroffen wären, die haben mit Sicherheit Angst um den Verein. Ich übrigens auch, und alle, die hier Verantwortung tragen. Denn ein Abstieg hätte mit Sicherheit nachhaltige Auswirkungen auf den Klub.“ Er rechne nun damit, dass „wir bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen werden“, sagte Bruchhagen: „Das ist so, wenn man nach zehn Spielen zwei Punkte hat. Es war ein Kraftakt, dass wir überhaupt in der Ausgangssituation sind, die Klasse zu halten.“

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Deutschland Gemischtes Leute Musik

Tote-Hosen Sänger Campino träumt von Weltreise mit dem Zug

Tote-Hosen-Sänger Campino („Hier kommt Alex“, „Tage wie diese“) kann sich nicht vorstellen, bis zum Ende seines Lebens Musik zu machen. „Es gibt auch ein Leben ohne die Toten Hosen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Es gebe noch „Träume, die ich realisieren möchte, die aber nichts mit Musik zu tun haben und für die ich auch noch Kraft brauche.“

Er wolle noch unbedingt eine Weltreise erleben, so der 54-Jährige. „Aber nicht als Hyatt-Hotel-Hopper, sondern irgendwo mit der Eisenbahn durch Länder fahren, mit den Menschen dort zusammenkommen“, sagte er der Zeitung. „Dafür brauchst du ja Kraft, so eine Reise kannst du nicht erst mit 70 machen.“ Künstler wie David Bowie oder Chuck Berry, die bis kurz vor ihrem Tod noch Musik aufgenommen hätten, sind für ihn in dieser Hinsicht weniger bedeutsam. „Ich persönlich würde mir eher so ein Modell `Udo Jürgens` wünschen. Er war auf Tournee, eigentlich noch voll da. Dann hatte er ein paar Tage frei, machte einen Spaziergang am See, kippte um – und war tot“, sagte Campino der „Welt am Sonntag“, „das ist auch eine feine Sache.“ Der Sänger erzählte in dem Zusammenhang, dass die Toten Hosen inzwischen auch Physiotherapeuten mit auf Tournee nehmen würden, weil die Band bei den Konzerten an ihre körperlichen Grenzen gehe. „Als wir erstmals zu dritt nachts um zwei Aquajogging in einem Hotel-Pool machen mussten, haben wir einen Lachanfall gekriegt. Sah aus wie im Altersheim, wir drehten langsam unsere Runden im Pool, weil wir alle Beschwerden am Bein hatten“, sagt er, „früher hatten wir zu der Zeit noch im selben Pool abgehangen, mit irgendwelchen Mädels Schampus getrunken. Jetzt latschten wir wie die Rentner durchs Wasser.“

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Afghanistan International Militär Politik

Nato-Chef Stoltenberg erwägt Truppen-Aufstockung in Afghanistan

Die Nato erwägt, ihre Truppenpräsenz in Afghanistan weiter auszubauen. „Die Sicherheitslage in Afghanistan ist eine Herausforderung. Gleichzeitig ist die Stabilisierung des Landes wichtig im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Nato beschäftigt sich darum im Augenblick mit der Frage, ob wir die Ausbildungsmission `Resolute Support` mit derzeit rund 13.000 Mann personell weiter aufstocken werden“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg der „Welt am Sonntag“.

Es gebe Vorschläge aus Kreisen der Allianz, die in diese Richtung gingen, erklärte der ehemalige norwegische Ministerpräsident weiter. „Wir beraten auch darüber, die Trainingsmission nicht mehr wie bisher von Jahr zu Jahr zu verlängern, sondern um einen größeren Zeitraum. Damit würden wir eine längerfristige Perspektive schaffen“, ergänzte Stoltenberg. Eine Entscheidung in dieser Frage wird nach seinen Worten „voraussichtlich im Juni“ fallen. Hintergrund: Erst vor zehn Tagen fielen mehr als 140 Menschen in der Nordprovinz Balch einem Angriff der Taliban zum Opfer. Die Nato hatte ihren ISAF-Kampfeinsatz, an dem zeitweise bis zu 140.000 Soldaten beteiligt waren, im Jahr 2014 nach 13 Jahren beendet. Seitdem hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan rapide verschlechtert. Anfang 2015 startete das Bündnis die Ausbildungsmission `Resolute Support`, bei der es vor allem um die Ausbildung, Beratung und Unterstützung einheimischer Sicherheitskräfte geht. Derzeit sind rund 13.000 Soldaten aus Nato-Ländern und aus Partnerstaaten der Allianz in Afghanistan stationiert, etwa 8.400 von ihnen stellt das US-Militär. Deutschland stellt für `Resolute Support` bisher bis zu 980 Mann. Gleichzeitig kündigte Stoltenberg an, dass die Verteidigungsallianz künftig noch mehr gegen Terrorismus tun wolle: „Die Nato kann sich künftig noch stärker im Kampf gegen den internationalen Terrorismus engagieren. Wir leisten schon jetzt eine Menge, zum Beispiel in Afghanistan und im Irak, aber wir haben das Potenzial, noch mehr zu machen. Das werden wir tun.“ Erste Beschlüsse in diese Richtung sollen nach Angaben des Nato-Chefs bereits beim Treffen der Nato-Staats- und Regierungschefs Ende Mai in Brüssel fallen. Denkbar sei beispielsweise ein stärkerer Einsatz von Awacs-Aufklärungsflugzeugen. Stoltenberg: „Wir beraten gerade darüber, ob die Nato die internationale Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) noch mehr unterstützen kann. Das könnte beispielsweise dadurch geschehen, dass wir die Awacs-Flugzeuge im türkischen und internationalen Luftraum noch stärker einsetzen.“ Beraten werde derzeit aber auch, „sich künftig möglicherweiseauch stärker in Tunesien und Jordanien zu engagieren.“ Beide Staaten seien „Inseln der Stabilität in einer Region, die von großer Unsicherheit geprägt ist“. Knapp vier Wochen vor dem Treffen der Nato-Staats- und Regierungschefs, an dem auch US-Präsident Trump teilnimmt, bekräftigte Stoltenberg mit Blick auf die Verteidigungsausgaben seine Forderung, die Investitionen in Richtung zwei Prozent der Wirtschaftsleistung bis 2024 zu erhöhen: „Die Vereinbarung von Wales haben auch alle 26 europäischen Staaten mitgetragen. Jetzt sollten alle daran arbeiten, das auch umzusetzen.“ Es gehe dabei nicht darum, „den Vereinigten Staaten eine Freude zu machen“. Stoltenberg: „Europa liegt nicht weit entfernt von Russland und von den Konfliktregionen in Nordafrika und im Nahen Osten. Mehr Investitionen in Verteidigung sind also im ureigenen Interesse Europas.“ In Phasen mit weniger internationalen Spannungen könne man die Ausgaben kürzen. „Steigen die Spannungen wieder, wie jetzt, muss man aber auch bereit sein, mehr zu investieren“, sagte der Nato-Generalsekretär. Er unterstütze die Forderung von US-Außenminister Tillerson, wonach jedes Land Jahrespläne erstellen soll, in denen die Beiträge zur Verteidigung aufgelistet werden: „Ja, das ist eine gute Idee. Diese Pläne sollen keine neuen Ziele vorgeben. Sie sollen lediglich den Alliierten helfen das vereinbarte Ziel zu erreichen, und zeigen, wie man sich bei Einsätzen und bei der Entwicklung von Fähigkeiten engagiert.“ Wie diese Pläne genau aussehen könnten, werde momentan beraten.

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Deutschland Gewalt Politik

Polizeigewerkschaften befürchten Ausschreitungen am 1. Mai

Vor den Demonstrationen zum 1. Mai schlagen die Polizeigewerkschaften Alarm. Sie befürchten Ausschreitungen in Berlin und einen „Testlauf“ für noch größere Krawalle beim G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg, wie Jan Reinecke, Hamburger Landeschef und Vorstandsmitglied vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, beklagte, die Sonderlagen der Polizisten seien eine „riesige Belastung“, andere Aufgaben würden darunter leiden.

Als Beispiele nennen die Gewerkschaften etwa Verkehrskontrollen und den Kampf gegen die Einbruchskriminalität. Bei den tagelangen Großeinsätzen entstünden „Berge von Überstunden, die irgendwann abgegolten werden müssen“, erklärte der Chef der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt. Er rechnet damit, dass für den G20-Gipfel bundesweit 15.000 Einsatzkräfte zusammengezogen werden müssen. Die Kriminalbeamten kritisieren außerdem, dass Bund und Länder in der Planung zum G20-Gipfel den Fokus „fast ausschließlich“ auf die Sicherung der Straßen legen würden. „Doch die Arbeit der Kriminalpolizei beginnt genau dann, wenn der G20-Gipfel vorbei und die Schutzpolizei von den Messehallen wieder abgerückt ist“, so Reinecke. Dann müssten die Straftaten ermittelt werden, wie etwa Sachbeschädigung, aber auch Anzeigen von Demonstranten gegen einzelne Polizeibeamte etwa nach dem Einsatz von Schlagstöcken. G20-Ermittlungen würden in der Hansestadt dazu führen, dass andere Straftaten in dieser Zeit weniger verfolgt werden: etwa im Bereich Drogenkriminalität oder Geldwäsche.