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Arbeitsmarkt Daten Deutschland Steuern Wirtschaft

Arbeitsagentur übersah knapp 400.000 Erwerbstätige

Die Aufdeckung einer statistischen Panne bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) wird Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Sozialversicherungen offenbar eine höhere Einnahmenprognose bescheren als bisher erwartet. Das erklärten übereinstimmend ein BA-Sprecher und die Steuerschätzerin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Kristina van Deuverden, der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). Die BA zählte nach der Fehlerkorrektur im Jahresdurchschnitt 2016 knapp 400.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr als bisher.

„Die Betriebe geben zum Jahreswechsel eine Jahresmeldung über die Zahl ihrer Beschäftigten ab. Im zweiten Halbjahr 2016 hat es bei der statistischen Verarbeitung der Daten aus dem Jahr 2015 technische Probleme gegeben“, erklärte der BA-Sprecher der Zeitung. So habe die Behörde die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten für 2016 korrigieren müssen. „Sie lag tatsächlich im Jahresdurchschnitt 2016 um knapp 400.000 höher als bisher angenommen. Ein Plus an Beschäftigten führt natürlich zu höheren Beitragseinnahmen“, sagte der Behördensprecher. „Das hat natürlich positive Auswirkungen auf die Steuer- und Beitragseinnahmen“, sagte auch DIW-Expertin van Deuverden. In der letzten Steuerschätzung vom November seien die 400.000 zusätzlichen Erwerbstätigen noch nicht enthalten gewesen. Sie sorgten für deutlich höhere Lohn-, Einkommen- und Umsatzsteuern und mehr Sozialbeiträge. Die Steuerschätzung werde aber auch aus anderen Gründen besser ausfallen als die bisherige. „Die Gewinnsteuern sind im wichtigen Monat März stark gestiegen. Auch die Gewerbesteuer lief zuletzt unglaublich gut“, sagte sie.

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Börse Börsenbericht Deutschland Livemeldung Wirtschaft

DAX startet im Minus – Anleger von Trumps Steuerplänen enttäuscht

Die Börse in Frankfurt hat zum Handelsstart am Donnerstag zunächst Kursverluste verzeichnet. Gegen 09:35 Uhr wurde der DAX mit rund 12.431 Punkten berechnet. Das entspricht einem Minus von 0,33 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag.

Am Mittwoch hatte die Regierung von US-Präsident Donald Trump ihre Steuerpläne vorgestellt. Marktbeobachtern zufolge waren die vorgestellten Pläne vielen Anlegern zu unkonkret. Außerdem gibt es Zweifel an der Umsetzbarkeit. An der Spitze der Kursliste stehen die Papiere von Bayer, der Deutschen Börse und von Fresenius. Die Anteilsscheine der Münchener Rück, der Deutschen Bank und der Deutschen Lufthansa sind gegenwärtig die Schlusslichter der Liste.

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Deutschland EU Großbritannien Politik

Merkel: Brexit-Verhandlungen gehen nach Unterhauswahlen richtig los

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rechnet damit, dass die Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens erst nach den britischen Unterhauswahlen am 8. Juni richtig losgehen werden. Die Verhandlungen könnten erst nach den Unterhauswahlen „richtig Fahrt aufnehmen“, sagte Merkel am Donnerstag im Bundestag in ihrer Regierungserklärung zum Brexit-Sondertreffen des Europäischen Rates am 29. April 2017 in Brüssel. Zu den Verhandlungslinien der EU-Staaten äußerte sich Merkel optimistisch: Mittlerweile gebe es ein großes Einvernehmen über die gemeinsame Verhandlungsgrundlage.

Verhandlungen über die zukünftigen Beziehungen mit Großbritannien werde es erst geben, wenn „alle Austrittsfragen zufriedenstellend geklärt sind“. Auch wenn sie überzeugt sei, dass die Verhandlungen Großbritannien und Europa einiges abverlangen werden, sei der Brexit nicht die einzige Herausforderung Europas. Merkel äußerte sich insbesondere besorgt über die Berichte von Unregelmäßigkeiten beim Verfassungsreferendum in der Türkei. Auf dem Sondergipfel der EU-Staaten ohne Großbritannien sollen die Leitlinien für die Brexit-Verhandlungen beschlossen werden. Großbritannien hatte am 29. März offiziell den Austritt aus der EU beantragt. Die EU und die britische Regierung haben zwei Jahre Zeit, die Bedingungen für Den EU-Austritt des Vereinigten Königreichs zu verhandeln.

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Asyl Deutschland Integration Politik Türkei

Bericht: Schutzquote für Asylsuchende aus der Türkei gesunken

Trotz Massenverhaftungen und anhaltender Repressionen gegen die türkischen Opposition ist die Schutzquote für Asylsuchende aus der Türkei in Deutschland rückläufig. Das habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auf Anfrage bestätigt, berichtet die „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag). Demnach waren türkische Asylsuchende 2015 noch in 14,7 Prozent der Fälle vor einer Abschiebung sicher.

2016 sank die Quote auf 8,2 Prozent. Aktuell liegt sie nach Bamf-Angaben bei 7,5 Prozent. Die Zahl der Asylsuchenden aus der Türkei hat sich von 2015 auf 2016 von 1.767 auf 5.742 mehr als verdreifacht. In den ersten drei Monaten dieses Jahres verzeichnete das Bamf bislang 1.677 Asylerstanträge von Türken. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es lediglich 456.

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Daten Deutschland Gesellschaft Unternehmen Wirtschaft

GfK: Konsumklima verbessert sich deutlich

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich im April deutlich verbessert: Der Konsumklima-Gesamtindikator prognostiziert für Mai 10,2 Punkte nach 9,8 Zählern im April, teilte das Marktforschungsunternehmen GfK am Donnerstag mit. Die Konjunkturerwartung legt zum zweiten Mal in Folge zu: Der Indikator gewinnt 12,4 Zähler hinzu und weist nun 30,5 Punkte auf. Auch die Einkommenserwartung verbessert sich: Der Indikator steigt um 14,1 Punkte auf 57,5 Zähler.

Die Anschaffungsneigung verbessert sich leicht: Der Indikator gewinnt 4,7 Zähler hinzu und steht aktuell bei 60,2 Punkten. Das sei der höchste Stand seit fast zwei Jahren, so die GfK. Die Anschaffungsneigung profitiere in erster Linie von den „ausgesprochen guten“ Konjunkturaussichten.

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Arbeitsmarkt Deutschland Gesellschaft Gesundheit Wirtschaft

Sozialverband VdK: Krankheit darf keine „Armutsfalle“ sein

Der Sozialverband VdK fordert eine weitere Verbesserung der Erwerbsminderungsrenten über die bisherigen Pläne hinaus, damit Krankheit nicht für immer mehr Menschen zur „Armutsfalle“ werde. „Die Regierungskoalition will die Zurechnungszeit bis 2024 in sieben Minischritten anheben. Das bedeutet erst im Jahr 2024 für Neurentner ein Plus von etwa 50 Euro im Monat“, sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag).

Die Betroffenen benötigten das Rentenplus aber jetzt und in einem Schritt. Ändern wird sich nach den Worten von Mascher auch nichts „an der Tatsache, dass die durchschnittliche Rente immer noch unter der Grundsicherungsschwelle liegen wird“. Die VdK-Präsidentin verlangte zugleich, Verbesserungen müssten für alle gelten, nicht nur für Neu-, sondern auch für Bestandsrentner. Der Bundestag berät an diesem Freitag über verbesserte Renten bei verminderter Erwerbsfähigkeit. Dazu werden die sogenannten Zurechnungszeiten geändert und Erwerbsgeminderte langfristig so gestellt, als ob sie drei Jahre länger als bisher gearbeitet hätten. Mascher kritisierte, die weiterhin drohenden Abschläge von bis zu 10,8 Prozent bei Erwerbsminderungsrenten seien systemwidrig und müssten ersatzlos gestrichen werden. Sie betonte, die für die Altersrente angewandten Abschläge bei vorgezogener Rente passten nicht zu Erwerbsminderungsrenten: „Die vorzeitige Inanspruchnahme einer Altersrente beruht auf freier Entscheidung. Bei einer Erwerbsminderungsrente hat der Betroffene aber keine Wahl.“ Es sei keine freiwillige Entscheidung, wegen einer Krankheit oder eines Unfalls aus dem Berufsleben auszuscheiden.

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Deutschland Familien Gemischtes Gewalt Kriminalität NRW Polizeimeldung Unglücke

Drei Tote bei Familiendrama in Ostwestfalen

Im nordrhein-westfälischen Bad Driburg im Kreis Höxter hat ein 33-jähriger Mann am Mittwochabend offenbar zwei seiner Kinder und anschließend sich selbst getötet. Anwohner hatten die Polizei informiert, nachdem die 28-jährige Ehefrau des Mannes nach einem Streit auf die Straße geflüchtet war, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstagmorgen mit. Beim Eintreffen der Beamten habe sich der Mann in die Wohnung zurückgezogen.

Versuche Kontakt zu dem Mann aufzunehmen seien gescheitert, eine Verständigung mit der 28-Jährigen mit Migrationshintergrund sei schwierig gewesen, so die Beamten weiter. Nachdem wenig später die dreijährige Tochter der Familie die Wohnungstür öffnete, fanden die Beamten den Ehemann und zwei Kinder im Alter von fünf und acht Jahren mit Stichverletzungen: Ein hinzugezogener Notarzt konnte nur noch den Tod der drei Personen feststellen. Die 28-Jährige und das dreijährige Mädchen wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine neunköpfige Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Nach ersten Ermittlungen wird von einem erweiterten Suizid ausgegangen.

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Deutschland Israel Politik

Deutsch-Israelische Gesellschaft empfiehlt Gabriel „Klarstellung“

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) angesichts der jüngsten Verstimmungen mit Israel eine Erläuterung seiner Absichten empfohlen. „Unser Außenminister sollte klarstellen, dass er keine gezielte Provokation beabsichtigt hatte“, sagte der Präsident der Gesellschaft, Hellmut Königshaus, der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). Nach der Absage des geplanten Gespräches durch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu solle Gabriel unterstreichen, dass er die gegenüber der Siedlungspolitik zwar kritische, insgesamt aber freundschaftliche deutsche Außenpolitik fortsetzen wolle.

Dazu gehöre, nicht in Zweifel zu ziehen, „dass der israelische Rechtsstaat gewillt und in der Lage ist, die von den israelischen Aktivisten behaupteten Vergehen von Angehörigen des Militärs auch ohne Beteiligung der deutschen Politik aufzuklären und gegebenenfalls zu ahnden“, erklärte Königshaus.

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EU Polen Politik

Polen wehrt sich gegen Druck aus Brüssel

Die nationalkonservative Regierung in Polen sieht keinen Grund, sich dem Druck der EU-Kommission zu beugen. Die Vorwürfe aus Brüssel, Warschau betreibe mit seiner umstrittenen Justizreform und der Einschränkung der Versammlungs- und der Meinungsfreiheit einen Abbau an demokratischen Grundrechten, seien alles nur „Missverständnisse“, sagte Polens Vizepremier Mateusz Morawiecki dem „Handelsblatt“ (Donnerstagsausgabe). Zudem habe das Kabinett der rechtspopulistischen Partei PiS keine Angst vor einer Kürzung von EU-Fördermilliarden an Polen: „Das ist keine Diskussion, das sind nur einzelne Stimmen“, wehrte Morawiecki entsprechende Drohungen aus Brüssel ab.

Morawiecki ist zudem auch Finanz- und Wirtschaftsminister des osteuropäischen EU-Mitgliedsstaates. Sorgen um sinkende Investitionen wegen der auch aus der Wirtschaft vorgetragenen Kritik an Polens Reformkurs mache er sich nicht, sagte Morawiecki: Mit über zwölf Milliarden Euro lägen die Auslandsinvestitionen auf Rekordniveau und straften alle, die Polens Politik schlecht redeten. „Die Auslandsinvestitionen bei uns wachsen. Die Investoren stimmen mit ihrem Geld ab“, meinte der polnische Vizepremier. Auch beim Wirtschaftswachstum sei sein Land auf dem richtigen Weg. Er erwarte 2017 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 bis vier Prozent. Der Internationale Währungsfonds rechnet allerdings nur mit 3,4 Prozent.

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Deutschland NRW Politik Wahlen

Özdemir stützt Strategiewechsel der NRW-Grünen

Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir hat sich hinter den Strategiewechsel der Grünen in NRW gestellt, wonach die Grünen für eine Regierungskoalition mit CDU und FDP nicht mehr zur Verfügung stehen. „Grundsätzlich gilt: Die Grünen in den Ländern wissen selbst am besten, mit welchen Partnern sie ihre Inhalte am besten umsetzen können“, sagte Özdemir der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe). „In NRW kämpfen die Grünen um die Fortsetzung der rot-grünen Koalition. Die Bundesgrünen unterstützen sie dabei tatkräftig im Wahlkampf, deswegen sind wir die nächsten Wochen auch nochmal im Land unterwegs“, sagte Özdemir.

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Deutschland Internet Kriminalität Politik

Ebert-Stiftung bestätigt Angriffsversuch auf Computernetz

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung hat bestätigt, dass es einen Angriff auf ihr Computernetz gegeben hat. „Ich kann ihnen bestätigen, dass ein Angriff stattgefunden hat und erfolgreich abgewehrt wurde“, teilte ein Vertreter der Stiftung der F.A.Z. (Donnerstagsausgabe) mit. Weitere Details wollte die Stiftung nicht nennen.

Man stehe im Austausch mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Aus Recherchen der japanischen Sicherheitsfirma Trend Micro geht der Zeitung zufolge hervor, dass die mutmaßlich russische Hackergruppe „Pawn Storm“, auch bekannt als „APT 28“, nicht nur einen Angriff auf die Ebert-Stiftung vorbereitet hat, sondern auch auf die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung. Wie das BSI der F.A.Z. bestätigte, hat Trend Micro seit kurzem einen Vertrag mit der Bundesregierung über den Schutz von Computersystemen der Bundesverwaltung. Dieser erstreckt sich auch auf die politischen Stiftungen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung teilte mit, es habe zuletzt keinen Angriff gegeben. Die Erkenntnisse der Sicherheitsfirma bezogen sich jedoch lediglich auf die Vorbereitung eines Angriffs, nicht auf dessen Durchführung. Das Bundesinnenministerium teilte der F.A.Z. zu dem von Trend Micro verfassten Bericht mit: „Der Bericht und die erwähnten Sachverhalte sind bekannt.“ Ähnlich äußerte sich das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV): „Der Fall ist uns bekannt.“ Zwar sagte das Innenministerium nicht, dass man Russland hinter den Angriffen vermute. Doch teilte eine Sprecherin in der Angelegenheit mit: „Zu der Kampagne APT 28 findet seit geraumer Zeit eine Zusammenarbeit im Cyber-Abwehrzentrum statt.“ Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) ist schon länger der Auffassung, dass hinter der Angriffskampagne „APT 28“ oder „Pawn Storm“ staatliche russische Stellen stehen. Auch ein Analyst von Trend Micro deutete in der F.A.Z. an, es könne sich bei der Hackergruppe nicht um eine Organisation von Privatpersonen handeln, sondern es müsse von einem größeren, professionellen Apparat ausgegangen werden. Die Gruppe „Pawn Storm“ wird in Sicherheitskreisen auch für die Hackerangriffe auf die Präsidentschaftskampagnen von Hillary Clinton in den USA und Emmanuel Macron in Frankreich verantwortlich gemacht.

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Asyl Deutschland Politik Schweiz

Innenexperten verlangen strenge Grenzkontrollen zur Schweiz

Angesichts der hohen Zahl von illegal Einreisenden über die Schweiz gibt es Forderungen nach stärkeren Grenzkontrollen in Baden-Württemberg. „Mit Blick auf den steigenden Migrationsdruck übers Mittelmeer bis nach Deutschland erwarte ich, dass stationäre Grenzkontrollen nicht nur nach Österreich, sondern künftig auch zur Schweiz durchgeführt werden“, sagte der Obmann der CDU im Innenausschuss des Bundestags, Armin Schuster, der „Welt“. Der Innenexperte verlangt, dass die EU-Kommission ihre Genehmigung für Binnengrenzkontrollen der Mitgliedsstaaten demnächst verlängert: „Da Europa die Migration im Schengen-Raum nicht in den Griff bekommt, erwarte ich von der EU-Kommission eine Entscheidung zur Fortführung der Kontrollen bis Ende 2017.“

Schuster sieht im Notfall die Bundesregierung in der Pflicht. Sie solle sicherzustellen, dass künftig nicht nur in Bayern, sondern auch in Baden-Württemberg stationär kontrolliert wird: „Sollte die EU die Maßnahme nicht verlängern, dann muss die Bundesregierung wie im Schengener Grenzkodex erlaubt auf eigene Faust beide Grenze genauer kontrollieren“, sagte der CDU-Politiker. Auch Vertreter der Polizei fordern deutlich strengere Kontrollen in Baden-Württemberg. „Die Grenzen im Südwesten zur Schweiz und zu Frankreich sind mittlerweile ein ähnlicher Brennpunkt wie zu Österreich“, sagte Jörg Radek, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Bundespolizei müsse auf diese Situation „flexibel“ reagieren. Man dürfe keine Grenze „zweiter Klasse“ schaffen. „In Baden-Württemberg müsste sich das Personal verdoppeln, damit unsere Kontrolle effektiv und angemessen ist“, sagte der Vorsitzende des Bezirks Bundespolizei in der GdP. Gleichzeitig machte Radek deutlich: „Eine Totalerfassung von Migranten an den deutschen Außengrenzen ist illusorisch.“ Unterdessen hat die Bundespolizei zuletzt weniger Migranten entdeckt, die sich auf Güterzügen verstecken und so auf gefährliche Weise versuchen, über die Alpen nach Deutschland einzureisen. Laut Bundespolizeidirektion München wurden zwischen Januar und März 83 Migranten auf Güterzügen festgestellt. Im vierten Quartal 2016 waren es noch rund 300. Seitdem wurden die Kontrollen der Züge deutlich intensiviert.

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Afghanistan Asyl Deutschland Politik Terrorismus

BAMF: Ex-Taliban könnten Schutzstatus in Deutschland bekommen

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geht davon aus, dass ehemalige Taliban-Kämpfer in Deutschland einen Schutzstatus erhalten könnten. Das berichtet die „Welt“. Aufgrund drohender Folter oder Todesstrafe in Afghanistan könnten die Islamisten sogar Asyl in Deutschland erhalten.

Zudem sorgt ein Ermittlungsverfahren wegen Taliban-Mitgliedschaft für einen Abschiebestopp selbst bei ausreisepflichtigen, terrorverdächtigen Afghanen. „Die Mitgliedschaft bei den Taliban als solche kann nicht zu einer positiven Entscheidung über den Asylantrag führen“, sagte ein Sprecher des BAMF der „Welt“. „Bei drohenden Menschenrechtsverletzungen wegen einer früheren Mitgliedschaft kann jedoch im Einzelfall eine Schutzgewährung in Betracht kommen.“ Allein die Zugehörigkeit zu den Taliban sei kein Ausschlussgrund von internationalem Schutz, da die Taliban als solche nicht als terroristische Organisation von den Vereinten Nationen eingestuft werden, so der BAMF-Sprecher weiter. „Im Falle einer Beteiligung an Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit liegt jedoch ein Ausschlussgrund vor. In solchen Fällen kann dem Betroffenen auch keine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden.“ Zahlreiche afghanische Flüchtlinge bezeichnen sich inzwischen bei Asylgesprächen als ehemalige Taliban-Kämpfer. Das BAMF hat eine vierstellige Zahl an Verdachtsfällen an die deutschen Sicherheitsbehörden gemeldet. Einige der Afghanen, die teilweise behaupten, als Jugendliche von den Islamisten zwangsrekrutiert worden zu sein, hoffen offenbar, auf diesem Wege einer Abschiebung zu entgehen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt laut „Welt“ derzeit in 48 Fällen gegen Verdächtige wegen Mitgliedschaft oder Unterstützung der Taliban-Bewegung, die in Deutschland als terroristische Organisation verboten ist. Mindestens 40 Fälle beruhen dabei auf Selbstangaben von Asylbewerbern. Es gab sechs Festnahmen; in vier Fällen wurden die Taliban-Verdächtigen bereits angeklagt. Am Mittwoch begann vor dem Berliner Kammergericht der erste Prozess gegen ein früheres mutmaßliches Taliban-Mitglied.

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Deutschland Parteien Politik

Kubicki warnt vor „sozialistischem Ergebnis“ für FDP-Chef Lindner

Der stellvertretende FDP-Parteivorsitzende Wolfgang Kubicki warnt seine Partei vor einem „sozialistischen Ergebnis“ bei der Wiederwahl von Parteichef Christian Lindner. Er gehe davon aus, dass Lindner beim Bundesparteitag am Freitag in Berlin über 90 Prozent der Stimmen bekomme, aber: „Ein sozialistisches Ergebnis, so wie wir es bei Martin Schulz sehen konnten, muss nicht sein“, sagte Kubicki den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der SPD-Kanzlerkandidat hatte bei seiner Wahl zum Parteichef 100 Prozent der Stimmen bekommen.

„Wir haben es nicht nötig, auf diese Weise die Hoffnung auf ein Ende der eigenen Misere zu demonstrieren“, so Kubicki. Für eine Partei der Meinungsfreiheit wie die Freien Demokraten sei es „viel ehrlicher“, wenn es auch Gegenstimmen gebe, als wenn einige mit geballter Faust in der Tasche dem Mainstream folgten, nur um ein Rekordergebnis zu erreichen, sagte Kubicki den Funke-Zeitungen. In der Debatte um den Doppelpass wies Kubicki den jüngsten Vorstoß von FDP-Generalsekretärin Nicola Beer zurück. Sie hatte gefordert, dass derjenige, der einen Doppelpass haben wolle, sich in Zukunft entscheiden müsse, in welchem Land er sein Wahlrecht wahrnehmen werde. „Das ist rechtlich nicht möglich“, sagte Kubicki den Funke-Zeitungen. „Ein Passinhaber hat die vollen staatsbürgerlichen Rechte des jeweiligen Landes.“ Das eigentliche Problem sei auch gar nicht die doppelte Staatsangehörigkeit, sondern die Frage der loyalen Einstellung zu dem Land, indem jemand lebe. „Loyalität zum Grundgesetz ist keine Frage der Staatsangehörigkeit. Das sehen wir bei den vielen Rechtsradikalen, ihren Äußerungen und Taten.“

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Deutschland Kriminalität Unternehmen Wirtschaft

Bankenverband warnt vor Betrugsmethode „Social Engineering“

Der Bankenverband warnt vor einer neuen Betrugsmethode, dem „Social Engineering“, dem Unternehmen immer häufiger zum Opfer fallen. Dabei kontaktieren die Täter die Mitarbeiter eines Unternehmens über das Telefon oder per E-Mail, um sie dazu bringen, bestimmte Informationen Preis zu geben oder Zahlungen zu leisten: „Bei diesen Betrugsversuchen zielen Kriminelle auf eine höchst sensible Schwachstelle eines jeden Unternehmens, nämlich auf den Mitarbeiter“, sagte der Geschäftsführer für Banktechnologie beim Bankenverband, Ibrahim Karasu, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Angst oder Respekt vor dem Chef würden geschickt ausgenutzt und der Mitarbeiter so manipuliert, dass er gutgläubig in eine Falle tappt.

„Am Ende kann ein hoher finanzieller Schaden für das Unternehmen stehen.“ In einem Positionspapier warnt der Verband Unternehmen, ihre Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren. Der Bankenverband weist auch auf die Anfang der Woche veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 hin, wonach etwa die Fälle von „Fälschung beweiserheblicher Daten, Täuschung im Rechtsverkehr bei Datenverarbeitung“ um 13,5 Prozent auf 8.258 Fälle im Vergleich zum Vorjahr angestiegen seien. Auch das Ausspähen und Abfangen von Daten sei um 10,5 Prozent auf 10.635 Fälle gestiegen.