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Deutschland Kriminalität Steuern Unternehmen Wirtschaft

Experte: Gesetz gegen Geldwäsche wirkungslos

Das neue Gesetz der Bundesregierung gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung hat offenbar große Lücken: Das Gesetz sei „wirkungslos“ und eine „dreiste Mogelpackung“, sagte Markus Meinzer vom Tax Justice Network der „Bild“ (Mittwoch). Drahtzieher internationaler Geldwäsche könnten sich trotz des geplanten „Transparenzregisters“ auch weiterhin anonym bleiben, wenn sie beim Verstecken der illegalen Gelder in Scheinfirmen Strohmänner einsetzen. Es helfe somit nicht gegen Korruption, Steuerhinterziehung oder Drogen- und Waffenhandel.

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Deutschland Fußball Sport

DFB-Pokal: Eintracht Frankfurt zieht ins Finale ein

Eintracht Frankfurt hat das Halbfinale des DFB-Pokals am Dienstagabend nach Elfmeterschießen mit 8:7 gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen und zieht damit ins Finale ein. Die Frankfurter kamen früh zu Chancen, in der 15. Minute brachte Taleb Tawatha die Gäste dann in Führung. Die Gladbacher wurden erst kurz vor der Pause stärker, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte gelang Jonas Hofmann dann der Ausgleich.

Nach der Pause spielten die Gastgeber mit mehr Energie, ein Tor schossen sie jedoch nicht, so dass die Partie in die Verlängerung ging. Auch in der Verlängerung gelang keinem der beiden Teams der entscheidende Treffer. Im Elfmeterschießen setzten sich schließlich die Frankfurter mit 7:6 durch.

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Börse Börsenbericht USA Wirtschaft

Dow-Jones-Index schließt knapp unter 21.000 Punkten

Die US-Börsen haben am Dienstag zugelegt. Zum Handelsende in New York wurde der Dow-Jones-Index mit 20.996,12 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 1,12 Prozent im Vergleich zum vorherigen Handelstag. Wenige Minuten zuvor war der breiter gefasste S&P 500 mit rund 2.385 Punkten im Plus gewesen (+0,62 Prozent), die Technologiebörse Nasdaq berechnete den Nasdaq 100 zu diesem Zeitpunkt mit rund 5.545 Punkten (+0,73 Prozent).

Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Dienstagabend stärker. Ein Euro kostete 1,0932 US-Dollar (+0,62 Prozent). Der Goldpreis ließ deutlich nach, am Abend wurden für eine Feinunze 1.263,56 US-Dollar gezahlt (-1,23 Prozent). Das entspricht einem Preis von 37,16 Euro pro Gramm.

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Deutschland Israel Politik Weltpolitik

Müller: Keine Alternative zur Zwei-Staaten-Lösung

Im diplomatischen Streit mit der israelischen Regierung erhält Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) Unterstützung von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU): „Zur Zwei-Staaten-Lösung gibt es im Verhältnis Israels zu den Palästinensern keine Alternative“, sagte Müller dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Deshalb müsse man in Israel „natürlich beide Seiten auch in die Pflicht nehmen.“ Im Übrigen akzeptiere doch auch die chinesische Staatsführung Gespräche mit Menschenrechtlern.

Man müsse dabei aber sowohl Premier Netanjahu wie auch den Palästinensern „sehr deutlich die deutsche Position“ erläutern. Netanjahu hatte zuvor ein für Dienstag geplantes Gespräch mit Gabriel offenbar platzen lassen. Hintergrund war eine geplante Gesprächsrunde des Außenministers mit Vertretern von regierungskritischen Menschenrechtsorganisationen. Der Bundesentwicklungsminister forderte die palästinensische Autonomiebehörde auf, „verfestigte Strukturen“ aufzubrechen und „mehr Offenheit und Initiative“ an den Tag zu legen, um den bisherigen Status als „privilegierter Partner“ deutscher Entwicklungszusammenarbeit zu erhalten. „Ich bin nicht bereit, deutsche Entwicklungsgelder über Jahre in Reserve zu stellen, nur weil es auf der palästinensischen Seite verfestigte Strukturen gibt“, so Müller. Hintergrund sind zahlreiche Verzögerungen bei vereinbarten Projekten.

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Arbeitsmarkt Asyl Deutschland Unternehmen Wirtschaft

Firmen beklagen die Abschiebung von Azubis

In Deutschland werden trotz des neuen Integrationsgesetzes weiter Flüchtlinge abgeschoben, die einen Ausbildungsplatz sicher oder eine Ausbildung begonnen haben: Viele Arbeitgeber sind deshalb empört und verunsichert, ob sie geflüchtete junge Menschen einstellen sollen, so das Ergebnis einer Umfrage der „Süddeutschen Zeitung“. Wirtschaftsverbände und die Bundesagentur für Arbeit fordern jetzt, diese möglicherweise rechtswidrige Abschiebepraxis endgültig zu beenden. „Leider hören wir nach wie vor von unseren Handwerksbetrieben, dass Flüchtlinge trotz gültigem Ausbildungsvertrag oder während eines Praktikums abgeschoben werden“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks der SZ. Dies gelte vor allem für die südlichen Bundesländer.

„Die Handwerker, die sich mit jungen Flüchtlingen bisher große Mühe geben, sind dadurch sehr verunsichert“, kritisierte der Handwerkspräsident. Afghanen seien besonders betroffen, gerade sie würden im Handwerk aber als lernbegierig und zuverlässig gelten. Die Handwerksbetriebe, die Fachkräfte brauchen, erwarteten hier mehr Rechtssicherheit, um besser planen und ihr Engagement bei der Ausbildung auch umsetzen zu können, sagte Wollseifer. Eigentlich sollen auch Asylbewerber, über deren Bleiberecht noch nicht entschieden wurde, während der Lehrzeit die Sicherheit haben, hier bleiben zu dürfen. So ist es seit August 2016 im Integrationsgesetz geregelt. Darin ist auch festgelegt, dass solche Flüchtlinge für zwei weitere Jahre ein Aufenthaltsrecht haben, wenn sie nach der dreijährigen Ausbildung weiterbeschäftigt werden. Doch daran halten sich offenbar nicht alle Ämter. „Unternehmen berichten, dass Ausländerbehörden gerade die `3+2-Regelung` für Auszubildende unterschiedlich auslegen. Die Ministerpräsidenten sollten sicherstellen, dass das Recht bundesweit einheitlich angewandt wird“, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. „Wir laufen sonst Gefahr, dass Unternehmen davor zurückschrecken, Asylbewerber oder Geduldete auszubilden“. Das erschwere deren Integration in den Arbeitsmarkt. Genauso sieht es Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit: „Wenn ein Ausbildungsvertrag geschlossen wird, und der wird immer vor Beginn einer Ausbildung geschlossen, manchmal auch Monate vorher, müsste eigentlich der Abschiebeschutz gelten. So verstehen wir die gesetzliche 3+2-Regelung“, sagte er. Der Arbeitgeber müsse sich wie der Azubi darauf verlassen können, dass der Ausbildungsvertrag auch tatsächlich realisiert wird. Trotzdem sei es laut den Berichten der Regionaldirektionen vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und in Sachsen zu Abschiebungen gekommen oder es sei eine Arbeitserlaubnis erst gar nicht erteilt worden. Das habe auch in angrenzenden Bundesländern „zu einer Verunsicherung geführt, ob man überhaupt Menschen, die keinen gesicherten Status als Asylbewerber haben, ausbilden kann“, sagte Scheele. Dies sei für den Arbeitsmarkt aber „nicht zielführend“.

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Arbeitsmarkt Asyl Deutschland Wirtschaft

Berlin rechnet trotz Flüchtlingskrise nicht mit höherer Arbeitslosigkeit

Trotz Flüchtlingskrise rechnet die Bundesregierung nicht mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in den nächsten zwei Jahren. Die Arbeitslosenquote werde in den Jahren 2017 und 2018 bei jeweils 5,7 Prozent liegen, schreibt die Bundesregierung in ihrer Frühjahrsprognose, berichtet das „Handelsblatt“ (Dienstag) unter Berufung auf Regierungskreise. Wegen der Flüchtlingskrise hatten viele Experten mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet.

Denn viele der nach Deutschland Geflüchteten kommen dieses oder im nächsten Jahr auf den Arbeitsmarkt. Dass die Arbeitslosigkeit dennoch nicht ansteige, sei auch der weiterhin gut laufenden Konjunktur geschuldet, heißt es. So soll die deutsche Wirtschaft laut der Frühjahrsprognose in diesem Jahr um 1,5 Prozent wachsen. Damit hob die Bundesregierung ihre Prognose leicht um 0,1 Prozent an. Für das nächste Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Zuwachs von 1,6 Prozent. Wegen des Wachstums werde auch die Inflation „spürbar ansteigen“, hieß es laut „Handelsblatt“ in Regierungskreisen.

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Deutschland Gemischtes Gesundheit Luftfahrt Wissenschaft

Charité-Forscher: Fluglärm kann zu Gesundheitsschäden führen

Fluglärm kann das Herz-Kreislauf-System belasten und die Schlafqualität beeinträchtigen: Das ist laut „Tagesspiegel“ (Mittwochsausgabe) das Ergebnis einer Evaluation jüngster Studien zu dem Thema durch Wissenschaftler unter Führung der Berliner Charité. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass das Ausmaß von Hyperaktivität bei Kindern mit der Höhe der Fluglärmbelastung zunehme. Das Papier soll am Mittwoch anlässlich des internationalen „Tages gegen Lärm“ (International Noise Awareness Day) in Berlin veröffentlicht werden.

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Börse Deutschland Unternehmen Wirtschaft

Deutsche Börse: Stimmrechtsberater gegen Entlastung des Managements

Der einflussreiche Stimmrechtsberater Glass Lewis hat sich vor der Hauptversammlung der Deutschen Börse gegen die Entlastung des Managements ausgesprochen. Auslöser sind die geplatzte Fusion mit der London Stock Exchange sowie Ermittlungen wegen des Verdachts des Insiderhandels, berichtet das „Handelsblatt“. Die Deutsche Börse will am 17. Mai jeweils geschlossen über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat für das Jahr 2016 abstimmen lassen.

In ihrer Empfehlung, über die das „Handelsblatt“ berichtet, kritisieren die Stimmrechtsberater diese Pläne und rufen zum Ablehnen der entsprechenden Tagesordnungspunkte auf. „Wir glauben, dass es angesichts der gescheiterten Fusion unterschiedliche Wahrnehmungen der Leistung von Vorstand und Aufsichtsrat geben dürfte“, schreiben die Experten. Der Konzern wollte den Vorgang zunächst nicht kommentieren. Deutsche Börse und London Stock Exchange hatten einen europäischen Börsenriesen schmieden wollen, doch der Brexit durchkreuzte die Pläne. Glass Lewis kritisiert die Ausgestaltung des Deals. Aktionäre dürften „hinterfragen, inwiefern die Fusion hätte gerettet werden können“, wenn in den Fusionsvereinbarungen konkrete Vorkehrungen für den Fall des Brexits getroffen worden wären. Beide Börsen hatten sich für den Fall des Brexits zwar auf die Bildung eines Referendumskomitees verständig, aber keine verbindliche Standortalternative innerhalb der EU vereinbart.

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Deutschland Parteien Politik

Allensbach-Umfrage: Union wieder deutlich vor SPD

Der Abstand zwischen Union und SPD wächst wieder: In der monatlichen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochsausgabe) legen die Unionsparteien CDU/CSU um zwei Punkte auf 36 Prozent zu, während die SPD gegenüber ihrem Höchststand bei der Umfrage im März zwei Punkte verliert und nun bei 31 Prozent liegt. Zuvor waren die Werte der Sozialdemokraten seit Jahresbeginn stark gestiegen. Im Bundestag vertreten wären außerdem die Linke mit neun, die Grünen und die AfD mit je sieben und die FDP mit sechs Prozent.

Während die Linke in der Umfrage leicht hinzugewonnen und Grüne und FDP leicht verloren haben, stagniert die AfD.

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Deutschland Frankreich Politik

Studie: Deutsche und Franzosen empfinden Lage in ihren Ländern gegensätzlich

Deutsche und Franzosen nehmen die Lage in ihren Ländern einer Studie zufolge vollkommen gegensätzlich wahr. Während in Deutschland 86 Prozent der Ansicht sind, das Land stehe derzeit wirtschaftlich gut da, halten 75 Prozent der Franzosen die wirtschaftliche Situation ihres Landes für schlecht, so das Ergebnis einer Untersuchung hervor, die das Institut für Demoskopie Allensbach in Zusammenarbeit mit dem französischen Meinungsforschungsinstitut Kantar Public France im Auftrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochsausgabe) vorgenommen hat. Entsprechend kommen in Deutschland 51 Prozent der Befragten zu dem Schluss, die Zukunftsaussichten der jungen Generation seien gut, während deren Chancen in Frankreich von 76 Prozent als schlecht eingeschätzt werden.

Das schlägt sich in beiden Ländern in den Zustimmungswerten zum politischen und wirtschaftlichen System nieder: Die Zustimmung zum Wirtschaftssystem liegt der Untersuchung zufolge in Frankreich bei 27 Prozent, gegenüber 61 Prozent in Deutschland. Noch schlechter ist es bei den Franzosen um das Ansehen des politischen Systems bestellt, dem nur noch 15 Prozent der Befragten vertrauen, während es in Deutschland fast zwei Drittel sind. Die Schuld am schlechten Zustand ihres Landes sehen die Franzosen bei der Politik: Nur 19 Prozent der Befragten glauben dort, dass die Wirtschaft des Landes von der Politik ausreichend unterstützt wird, während in Deutschland etwa zwei Drittel der Ansicht sind, die Flankierung der Wirtschaft durch die Politik sei eine der Stärken des Landes. So meinen der Studie zufolge auch nur 13 Prozent der Deutschen, die Globalisierung schade ihrer Wirtschaft, während in Frankreich 55 Prozent davon überzeugt sind. Näher sind sich beide Länder in ihrer Einstellung zur EU, auch wenn in Frankreich der Anteil der Europaskeptiker größer ist: Mehr Nach- als Vorteile der EU-Mitgliedschaft sehen in Frankreich 26 Prozent, in Deutschland nur 14, berichtet die F.A.Z. Die Bemühungen ihrer Regierung im Kampf gegen den Terror schätzen die die Franzosen allerdings besser ein als die Deutschen. Darin sehen 57 Prozent der Franzosen und – mit abnehmender Tendenz – nur 39 Prozent der Deutschen eine Stärke des eigenen Landes.

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Börse Börsenbericht Deutschland Wirtschaft

DAX legt leicht zu – Merck-Aktien vorne

Am Dienstag hat der DAX leicht zugelegt. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 12.467,04 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 0,10 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. An der Spitze der Kursliste standen die Papiere von Merck.

Der Gesundheitskonzern Fresenius will dem Unternehmen für 170 Millionen Euro das Geschäft mit Biosimilars abkaufen. Vom Dow kamen unterdessen positive Vorgaben. Am Nachmittag wurde der Index mit 20.992,70 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 1,10 Prozent im Vergleich zum vorherigen Handelstag. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Dienstagnachmittag stärker. Ein Euro kostete 1,0926 US-Dollar (+0,56 Prozent). Der Goldpreis zeigte sich schwächer, am Nachmittag wurden für eine Feinunze 1.268,06 US-Dollar gezahlt (-0,88 Prozent). Das entspricht einem Preis von 37,31 Euro pro Gramm.

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Computer Daten Deutschland Politik

E-Personalausweis: Koalition nimmt Gesetzentwurf von Tagesordnung

Aufgrund gravierender Bedenken von Experten haben Union und SPD den Entwurf des Gesetzes zur Förderung des elektronischen Identitätsnachweises von der Tagesordnung des Bundestages genommen. Das berichtet die „Frankfurter Rundschau“ (Mittwochsausgabe). Eigentlich hatte das Gesetz in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 01:30 Uhr zum zweiten Mal debattiert und anschließend verabschiedet werden sollen.

Das soll nun nicht jetzt, sondern in der nächsten Sitzungswoche Mitte Mai geschehen. Die Anhörung im Innenausschuss über das Gesetz am Montag hatte großen Unmut von Datenschützern zutage gefördert. Der SPD-Innenexperte Mahmut Özdemir sagte der „Frankfurter Rundschau“ deshalb am Dienstag: „Ja, das ist von der Tagesordnung genommen. Ich wollte ganz bewusst keine Eile. Wir haben Redebedarf. Und jetzt reden wir. Die Union ist mir da gefolgt.“ Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Andrea Voßhoff (CDU), hatte über einen Mitarbeiter bei der Anhörung ausrichten lassen, sie habe im Rahmen der Abstimmung der Ministerien „bereits Gelegenheit“ gehabt, „meine datenschutzrechtliche Bewertung und Änderungswünsche zu äußern“. Diesen sei „mit dem jetzt vorliegenden Entwurf jedoch nur zum Teil Rechnung getragen worden“. Die Hauptkritik richtet sich gegen den Plan, Polizei und Geheimdiensten Zugriff auf die Personalausweisfotos zu gewähren, ohne dass Pass- und Meldeämter davon etwas mitbekommen müssen. Voßhoff beklagte einen „nahezu voraussetzungslosen Abruf des Lichtbildes im automatisierten Verfahren durch die Polizeibehörden des Bundes und der Länder, das Bundesamt für Verfassungsschutz, die Landesämter für Verfassungsschutz, den Militärischen Abschirmdienst und den Bundesnachrichtendienst eingeführt werden. Dies wird aus datenschutzrechtlicher Sicht abgelehnt.“ Bisher dürften zur Verfolgung von Straftaten und Verkehrsordnungswidrigkeiten insbesondere die Polizeibehörden Lichtbilder automatisiert abrufen, wenn die Personalausweisbehörde nicht erreichbar sei und Abwarten den Ermittlungszweck gefährde, so Voßhoff. Diese Einschränkungen sollten entfallen; auch sollten alle Nachrichtendienste zukünftig voraussetzungslos Lichtbilder abrufen können. Bernd Holznagel, Professor für Informationsrecht an der Universität Münster, sagte bei der Anhörung: „Ich habe verfassungsrechtliche Bedenken.“ Er fürchtet „eine nationale Datenbank für Lichtbilder“. Constanze Kurz vom Chaos Computer Club erklärte, der automatisierte Zugriff müsse im Kontext der Ausweitung der Videoüberwachung und von Tests mit automatischer Gesichtserkennung gesehen werden. „Die schon heute gegebene Vollüberwachung der digitalen Welt erhält so mittelfristig Einzug in die reale Welt und macht auch diese zu einer digital überwachten Sphäre.“ Ein zusätzliches Problem sei der wachsende Informationsaustausch mit ausländischen Diensten, so dass autoritäre Staaten wie die Türkei womöglich Einsicht erhielten. Voßhoff monierte überdies, dass die Nutzung des Ausweises als elektronischer Identitätsnachweis obligatorisch werden soll. Das sei „nur dann hinnehmbar, wenn dauerhaft sichergestellt ist, dass daraus keine verpflichtende Nutzung resultiert. Die Entscheidung über die Nutzung der eID-Funktion muss allein bei den Bürgerinnen und Bürgern liegen. Nur so kann deren informationelles Selbstbestimmungsrecht gewahrt bleiben.“ Bisher hat nicht einmal ein Drittel der Ausweisinhaber die Funktion zum elektronischen Identitätsnachweis aktiviert. Und nur 15 Prozent der Besitzer haben sie getestet. Fortan soll die eID-Funktion darum automatisch funktionieren. Dies soll dafür sorgen, dass Behörden und Unternehmen ihrerseits mehr Angebote zur Nutzung machen. Kritiker fürchten, dass so allmählich ein Zwang entsteht. Für riskant hält Kurz vom Chaos Computer Club schließlich, Kopien von Ausweisen wie vorgesehen zu erleichtern. Das erlaube den Zugriff auf die maschinenlesbare Zone, die einen „Schlüssel für die Daten auf dem Chip“ darstelle. Özdemir will die Bestimmungen zum elektronischen Identitätsnachweis in Teilen enger fassen, warnte aber vor einem Sicherheitsverlust, wenn es Sicherheitsbehörden nicht erlaubt werde, die Identität von Verdächtigen über Lichtbilder zweifelsfrei und rasch zu klären. Die Opposition begrüßte die Verschiebung der Abstimmung. „Dieses schnelle Durchpeitschen machen wir nicht mit“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Frank Tempel, der „Frankfurter Rundschau“. „Denn die Änderungen betreffen jeden einzelnen Bürger.“ Der stellvertretende Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, erklärte: „Hier sollten sehr sensible Sachverhalte mit einem Wahnsinnsdruck durchs Parlament gepeitscht werden. Wir wünschen uns, dass ausreichend Zeit zur Beratung bleibt.“

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Deutschland Israel Politik Weltpolitik

CDU-Außenpolitiker: Gabriel hat in Israel richtig gehandelt

Roderich Kiesewetter (CDU), Unions-Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, hat Sigmar Gabriel (SPD) gelobt: „Außenminister Gabriel hat völlig richtig gehandelt, sein Programm beizubehalten – leider eine verpasste Chance für den Regierungschef Netanjahu“, sagte Kiesewetter der „Heilbronner Stimme“ (Mittwochausgabe). „Das Handeln Netanjahus offenbart die Nervosität der Regierung, die sich von der Siedlerpartei unter Druck gesetzt sieht. Deutschland sollte bei seiner klaren Haltung bleiben und das gesamte Spektrum der Gesellschaft in Israel ansprechen.“

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hatte zuvor sein Treffen mit Außenminister Gabriel in Jerusalem kurzfristig abgesagt. Hintergrund ist eine geplante Gesprächsrunde des Außenministers mit Vertretern von regierungskritischen Menschenrechtsorganisationen. Der SPD-Politiker Rolf Mützenich kritisierte Netanjahu deutlich: „Die Gesprächsabsage durch Ministerpräsident Netanjahu ist weder angemessen noch für unsere weitere Zusammenarbeit hilfreich“, sagte der für Außenpolitik zuständige stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende der „Welt“. „Mit den Nichtregierungsorganisationen, die Außenminister Gabriel treffen will, arbeiten wir zusammen. Es ist wichtig, sie auch in Israel zu treffen.“

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Deutschland Fernsehen Fußball Politik Radio Russland Zeitungen

SPD und Grüne: Merkel muss sich bei Putin für Pressefreiheit einsetzen

Spitzenpolitiker von SPD und Grünen haben an Kanzlerin Angela Merkel appelliert, sich bei ihrem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in der kommenden Woche in Sotchi für die Gewährleistung der Pressefreiheit während des FIFA-Cofederation-Cups einzusetzen. Hintergrund sind Vorgaben der russischen Behörden, denen zufolge für den Confed-Cup akkreditierte Journalisten ausschließlich über die Fußballspiele berichten dürfen: „Ich finde es erschreckend, dass sich die Fifa hier so klein macht“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann der „Bild“ (Mittwoch). „Presse- und Meinungsfreiheit muss über Grenzen und Themen hinweg gelten – auch bei der Sportberichterstattung. Das sollte Frau Merkel dem russischen Präsidenten klar machen.“ Ähnlich äußerte sich der stellvertretende SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel: „Journalistinnen und Journalisten dürfen in Ihrer Freiheit, über was sie berichten, keinen Zwängen unterworfen werden. Sollte sich die FIFA auf Putins antidemokratisches Spiel einlassen, wäre das unerhört. Ich erwarte aber auch ganz klar von Frau Merkel, dass sie bei ihrem Treffen mit Putin zur Pressefreiheit in Russland klare Worte findet.“

Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt sagte der „Bild“: „Deutschland kann es nicht einfach hinnehmen, wenn Putin die Pressefreiheit mit Füßen tritt. Bundeskanzlerin Merkel muss Putin bei ihrem Treffen nächste Woche klar machen, dass dies eine nicht akzeptable Einschränkung ist. Zu einem freien Land gehört eine freie Berichterstattung. Journalisten müssen ungehindert aus Russland berichten können.“

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Deutschland Israel Politik Weltpolitik

Nouripour verteidigt Gabriel und nennt Netanjahus Reaktion „dünnhäutig“

Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour hat Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) in der diplomatischen Auseinandersetzung mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verteidigt. „Gabriel tut gut daran, auch Vertreter der israelischen Zivilgesellschaft zu treffen“, sagte Nouripour der „Welt“. „Die dünnhäutige Reaktion Netanjahus darauf ist einer starken Demokratie wie der Israels unwürdig.“

Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hatte zuvor sein Treffen mit Außenminister Gabriel in Jerusalem kurzfristig abgesagt. Hintergrund ist eine geplante Gesprächsrunde des Außenministers mit Vertretern von regierungskritischen Menschenrechtsorganisationen.