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Deutschland Politik Wahlen

CDU-Vize Strobl warnt Parteien vor Wettbewerb der Wahlversprechen

Der baden-württembergische Innenminister und stellvertretende Parteivorsitzende der CDU, Thomas Strobl, hat mit Blick auf familienpolitische Forderungen von SPD und CSU die Parteien vor einem Wettbewerb der Wahlversprechen gewarnt. „Keiner sollte der Versuchung erliegen, sich mit immer neuen Wohltaten zu übertreffen. Wenn wir die Prosperität ausbauen und Vollbeschäftigung erreichen wollen, dann dürfen wir uns von solchen trügerischen Verlockungen nicht einlullen lassen“, sagte Strobl der „Welt am Sonntag“.

Den Wahlkampf des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz hält Strobl bislang für weitgehend substanzlos. „Die schulzsche Melodie erinnert mich an Hintergrundmusik im Kaufhaus. Sie klingt ganz nett, aber man weiß gar nicht, was eigentlich gespielt wird. Nach kurzer Dauer geht einem das Gedudel freilich auf die Nerven.“ Wenn Schulz Position beziehen müsse, werde man deutlich machen, „wo seine Ansichten schief sind“. Bisher habe er sich dort, „wo er sich substanziell zu äußern bemühte, nicht durch allzu große Sachkenntnis hervorgetan“. Mit Blick auf künftige Koalitionspartner hält Strobl die FDP für den „ersten Ansprechpartner“. Allerdings bleibe auch das Bündnis mit den Grünen eine Option. „Wenn Sie uns in Baden-Württemberg beobachten, dann sehen Sie darüber hinaus eine überaus erfolgreiche grün-schwarze Koalition. Ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen: Mit den Grünen kann man ein Land erfolgreich regieren. Für uns ist das eine Koalition der Möglichkeiten“, sagte Strobl der Zeitung.

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BWB Deutschland Politik Schweiz

Strobl: Grenzkontrollen zur Schweiz noch in diesem Jahr denkbar

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) hält sich die Möglichkeit offen, Grenzkontrollen zur Schweiz einzuführen. „Noch haben wir diese Grenze gut unter Kontrolle, aber sollte sich die Lage zunächst an der italienisch-schweizerischen und in der Folge an der schweizerisch-deutschen Grenze verschärfen, werden wir handeln“, sagte Strobl der „Welt am Sonntag“. Auf die Frage, ob er noch in diesem Jahr Grenzkontrollen nicht nur nach Österreich, sondern auch zur Schweiz für denkbar halte, antwortete Strobl mit „selbstverständlich“.

Strobl sagte außerdem, er werde in Baden-Württemberg „mit aller Härte“ gegen Flüchtlinge vorgehen, die sich durch Betrug Sozialleistungen aneigneten. „Ich bin froh, dass die Bundesregierung ein entsprechendes Gesetz vorbereitet. Ich verhehle aber nicht, dass ich mir härtere Sanktionen hätte vorstellen können, als sie dort vorgesehen sind.“ Ihn störe auch, dass einige Migranten „ihre Papiere plötzlich wiederfinden, wenn sie diese für irgendwelche staatlichen Maßnahmen brauchen, die mit Zahlungen verbunden sind.“ Baden-Württemberg lasse sich nicht „auf der Nase herumtanzen“, so Strobl. Von einem Burka-Verbot hält Baden-Württembergs Innenminister nichts. Auch sei es nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. „Wir sollten unsere Kraft lieber in die Dinge stecken, die für unser Land wichtig sind.“

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1. Liga Deutschland Fußball Sport

Hopp lehnt Wechsel von Hoffenheim-Trainer Nagelsmann kategorisch ab

Dietmar Hopp, Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim, hat einen Wechsel seines Trainers Julian Nagelsmann kategorisch abgelehnt. „Stand der Dinge ist, dass Julian noch zwei Jahre bei uns Vertrag hat. Und wir werden alles daran setzen, ihm zwei angenehme Jahre in Hoffenheim zu bereiten“, sagte Hopp der „Welt am Sonntag“.

Er wäre froh, wenn Nagelsmann auch nach 2019 in Hoffenheim weitermachen würde, sagte Hopp, aber das sei Zukunftsmusik: „Fakt ist, dass wir Anspruch darauf haben, dass er noch zwei Jahre hier Trainer ist, und daran wird sich nichts ändern. Da können die Bayern, Dortmund oder wer auch immer noch so sehr insistieren.“ Viele Spieler seien unter dem 29-Jährigen besser geworden, und mit seiner Strahlkraft helfe er dem Klub zudem, Spieler zu kriegen, die sonst wohl nicht nach Hoffenheim kommen würden, sagte Hopp: „Das dürfen wir nicht fahrlässig aus der Hand geben. Wir haben Mut gehabt, und dieser Mut wird jetzt belohnt.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzte der Mäzen: „Ich lege hiermit seine Ablösesumme auf 400 Millionen Euro fest.“ Er sei fest davon überzeugt, dass Nagelsmann „in einigen Jahren einer der gefragtesten Trainer der Welt sein wird“, führte Hopp aus: „Auf einer Stufe, auf der heute Pep Guardiola, Jürgen Klopp oder Jose Mourinho stehen.“ Auf seinen ehemaligen Trainer Ralf Rangnick ist Hopp hingegen alles andere als gut zu sprechen. Der hatte sich in einem Interview sehr kritisch mit Hopp und seiner Zeit in Hoffenheim auseinandergesetzt. Unter anderem sagte Rangnick der „Zeit“, dass Hopp sich viel in die sportliche Arbeit eingemischt habe. „Ich erspare es mir, darauf näher einzugehen. Nur so viel: Ralf Rangnick hatte schon immer seine sehr individuelle Sicht der Dinge und seine eigene Wahrheit“, konterte Hopp. Auch den Vorwurf, er habe im Januar 2011 den Spieler Luiz Gustavo im Alleingang nach München verkauft, wies Hopp von sich: „Das stimmt natürlich nicht. Luiz Gustavo saß damals in meinem Büro und bat vor allem aus persönlichen Gründen darum, nach München wechseln zu können. Dort konnte er mehr verdienen. Das habe ich damals aus sportlichen Gründen abgelehnt und ihm gesagt, dass wir nach der Saison noch einmal reden können, wenn wir aus München im Gegenzug einen guten Ersatz für ihn bekommen. Das haben wir schriftlich festgehalten, und auch Ralf Rangnick hat das unterschrieben. Aber vielleicht kann er sich heute daran nur nicht mehr erinnern.“

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2. Liga Deutschland Fußball Leute Sport

Tim Bendzko sehnt Aufstieg von Union Berlin herbei

Tim Bendzko, der früher beim 1. FC Union gespielt hat und heute einer der bekanntesten deutschen Sänger sind, sehnt dem Aufstieg des Berliner Klubs herbei. „Ich bin bis heute so oft es geht im Stadion. Die Atmosphäre in der Alten Försterei ist für mich einzigartig und elektrisiert mich jedes Mal aufs Neue“, schreibt der 32-Jährige in einem Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“.

Er sei „sehr optimistisch“, dass es mit dem Aufstieg klappen könnte. „Wenngleich es in den vergangenen Jahren nach einer guten Hinrunde am Ende immer noch verbaselt wurde. Union spielt die beste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte. Meister der Zweiten Liga wird Union vielleicht nicht, vor allem mit dem VfB Stuttgart ist die Konkurrenz einfach sehr stark. Doch den zweiten Platz oder die Relegation kann Union schaffen!“ Ein besonderes Lob zollte Bendzko dem Trainer: „Mit Jens Keller haben die Klubbosse den richtigen Trainer geholt. Er hat offensichtlich eine gute Spielidee und kann diese auch umsetzen, seine Philosophie passt zu Union. Unsere Mannschaft spielt richtig guten Fußball, nicht einfach nur nach dem Motto `Hoch und weit`, wie es früher phasenweise der Fall war. Sondern mit viel Struktur und Selbstvertrauen. Wer hätte gedacht, dass Keller nach seiner Zeit auf Schalke so erfolgreich wird? Um ehrlich zu sein: Ich nicht!“ Umso mehr freue er sich jetzt, dass er da falsch gelegen habe.

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Asyl Deutschland Gesundheit Politik

Abschiebungen: Politiker kritisieren Gefälligkeits-Gutachten

Ärztliche Gefälligkeits-Gutachten zur Verhinderung von Abschiebungen sind trotz der schärferen Gesetzeslage weit verbreitet. „Es werden zum Teil auffallend unqualifizierte medizinische Aspekte angeführt, um die Abschiebung zu verhindern oder zumindest aufschieben zu können“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der „Welt am Sonntag“. Laut Sven-Georg Adenauer (CDU), Landrat im Kreis Gütersloh, sind bis zu 20 Prozent der Atteste falsch, mit denen abgelehnten Asylbewerbern eine Reiseunfähigkeit bescheinigt wird.

„Unsere Ausländerbehörde hat nach wie vor immer wieder Hinweise, dass solche Gutachten den Gesundheitszustand der Begutachteten viel zu schlecht darstellen.“ Häufig gebe man deshalb Gegengutachten in Auftrag, „und diese kommen in etwa jedem fünften Fall zu einem ganz anderen Ergebnis, nämlich, dass der Betroffene doch reisefähig ist“, sagte Adenauer. Der CDU-Politiker berichtet, dass die Fallzahlen seit der Gesetzesänderung, die 2016 im Rahmen des Asylpakets II in Kraft trat, zwar sanken, verschwunden sei das Phänomen Gefälligkeits-Gutachten aber nicht. Gerade vor vier Wochen sei eine Abschiebung in seinem Landkreis gescheitert, weil einem Betroffenen am Flughafen Reiseunfähigkeit wegen Rückenschmerzen bescheinigt wurde. Nach Recherchen der Zeitung laufen derzeit bei mehreren Staatsanwaltschaften Ermittlungsverfahren gegen Ärzte, die verdächtigt werden, Patienten mangelhaft oder gar nicht untersucht zu haben. Etliche Verfahren wurden schon vor der Gesetzesverschärfung in Gang gesetzt. In Berlin hat die Staatsanwaltschaft drei Praxen von zwei Ärzten und einem Heilpraktiker durchsuchen und Patientenunterlagen beschlagnahmen lassen. Die Tatverdächtigen waren den Behörden aufgefallen, weil sie serienweise Flugunfähigkeitsatteste mit gleichem oder ähnlichem Wortlaut ausgestellt hatten, zum Teil ohne Untersuchung. Im Fall einer Verurteilung drohen Geld- oder Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren. In Dortmund ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Arzt, der einem Albaner im Mai 2016 eine schwere Krankheit und Reiseunfähigkeit bescheinigt hatte, ohne den Mann untersucht zu haben. Der Albaner und seine Frau sind nach wie vor im Land. Ein ähnliches Verfahren läuft in Hamburg: Dort wird gegen einen Arzt ermittelt, weil er per falschem Attest dafür gesorgt haben soll, dass ein Patient ein Visum für eine medizinische Behandlung in Deutschland bekam. „Mein Eindruck ist, dass sich bei einigermaßen geschickter Einlassung ein Abschiebungshindernis infolge Krankheit relativ einfach konstruieren lässt“, sagte Kay Hailbronner, der Leiter des Forschungszentrums Europäisches und internationales Ausländer- und Asylrecht der Universität Konstanz. Einige Mediziner würden sich als Helfer und nicht als Prüfer verstehen. Sie seien nur dem Patienten verpflichtet, nicht jedoch dem Staat. Hailbronner betonte, dass das ethische Dilemma sich lösen ließe, wenn man in allen Bundesländern Amtsärzte beschäftige. „Problematisch ist aber gegenwärtig noch, dass der Vollzug oft scheitert, wenn Betroffene am Tag der Abschiebung plötzlich Atteste über eine angebliche Reiseunfähigkeit vorlegen“, teilte das Haus von Lorenz Caffier (CDU), Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, der „Welt am Sonntag“ mit. Er hält Regelungen für erforderlich, diese Atteste im Vollzugsverfahren künftig grundsätzlich als gegenstandslos einzustufen, wenn sie nicht amtsärztlich bestätigt würden.

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Deutschland Geheimdienste Politik Terrorismus

CDU-Innenpolitiker wollen „deutsches FBI“

Die CDU-Innenexeperten Clemens Binninger und Armin Schuster fordern als Konsequenz aus dem Versagen im Terrorismusfall Anis Amri die Einrichtung eines „deutschen FBI“. Am sinnvollsten sei es, die Verfassung zu ändern und deutlich zu machen, „dass Strafverfolgung und Gefahrenabwehr bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus eine Bundesaufgabe ist“, schreiben die Bundesabgeordneten in einem Gastbetrag für die „Welt am Sonntag“. Ein solcher Schritt werde dazu führen, dass Kritiker „sofort aufschreien“ und fragen würden: „Ist das nicht ein deutsches FBI?“, so Binninger und Schuster.

Ihre Gegenfrage lautet: „Was wäre daran so schlimm?“ Nach den Vorstellungen der beiden aus Baden-Württemberg stammenden Parlamentarier sollten die Staatsschutzbereiche der Landeskriminalämter, die mit Terrorismusbekämpfung befasst sind, in das Bundeskriminalamt (BKA) eingegliedert werden. Diesen Vorstellungen zufolge sollten die entsprechenden polizeilichen Bereiche aber an ihren bisherigen Standorten verbleiben, um ihre Orts-, Sach- und Personenkenntnis weiterhin nutzen zu können. Ein solches Vorgehen „würde wohl die meisten Synergieeffekte mit sich bringen“, sind die Christdemokraten überzeugt. Ebenso verfahren wollen Binninger und Schuster beim Verfassungsschutz. Auch hier sollten die Länder Kompetenz und Verantwortung an den Bund abgeben, um bei den islamistischen Terror wirkungsvoller bekämpfen zu können. Zur Begründung heißt es: „Die Bedrohung ist heute eine dramatisch andere, als noch vor wenigen Jahren.“ Die derzeitige Lage sei auch nicht vergleichbar mit den Zeiten, als die Rote Armee Fraktion (RAF) noch ihre Anschläge verübt hätte: „Heute sprechen wir von rund 600 Gefährdern und aktuell mehr als 760 laufenden Ermittlungsverfahren. Der Personenkreis wird beständig größer und ist schwerer einzugrenzen“, heißt es in dem Beitrag für die Zeitung.

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Deutschland Politik Steuern Wahlen

SPD und Opposition kritisieren Schäubles Steuersenkungspläne

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat mit einem Vorstoß für Steuersenkungen einen Koalitionsstreit ausgelöst. „Nach dem Panik-Modus folgt jetzt der Wahlgeschenke-Modus“, sagte SPD-Vize Ralf Stegner der „Welt am Sonntag“ (9. April 2017). „Seehofer verspricht Familien mit 15 Milliarden Euro zu entlasten, Schäuble verspricht Steuerentlastungen von ebenfalls 15 Milliarden Euro und Frau von der Leyen möchte die Rüstungsausgaben um 20-30 Milliarden erhöhen. Rechnet man die 20 Milliarden Mindereinnahmen durch die von der Union geforderte Abschaffung des Soli hinzu, werden zwei Dinge deutlich: die Union hat kein gemeinsames Konzept und sie kann offensichtlich nicht mit Geld umgehen.“

Schäuble hatte einen Plan ausgearbeitet, wonach alle Bürger, die Lohn- oder Einkommenssteuer zahlen, in der kommenden Legislaturperiode entlastet werden sollen. Dazu soll der Spitzensteuersatz, der zurzeit ab 54.000 Euro Jahreseinkommen greift, künftig erst ab 60.000 Euro erhoben werden. Untere und mittlere Einkommen sollen entlastet werden, indem der so genannte „Mittelstandsbauch“ abgeflacht wird. Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, kritisierte die Pläne: „Bei den von Schäuble versprochenen Entlastungen würde für Bezieher von kleinen und mittleren Einkommen nicht viel hängenbleiben. Wirklich etwas für diese Menschen kann man nur tun, wenn man im Gegenzug die Steuern für Reiche und Superreiche erhöht.“ Steuerentlastungen, wie sei Schäuble vorschlägt, seien „unverantwortlich“: Man müsse stattdessen auch in Bildung, Gesundheit, öffentliche Infrastruktur und gute Sozialsysteme investieren und könnte nicht davon ausgehen, „dass Rekordsteuereinnahmen und Niedrigzinsen ewig bleiben“. Auch die Grünen sehen Schäubles Pläne skeptisch: „Das ist ein alter Klassiker vor der Wahl: Wolfgang Schäuble verspricht mal wieder Steuergeschenke. Die, die wirklich unsere Unterstützung brauchen, haben davon aber nichts. Gerade Geringverdienende profitieren von Steuersenkungen nicht, weil sie gar keine Steuern zahlen“, sagte Kerstin Andreae, Vize-Fraktionsvorsitzende, der Zeitung: „Wir Grüne wollen das Geld dort nutzen, wo es wirklich hilft. Statt Steuersenkungen mit der Gießkanne braucht es gezielte Entlastung für Alleinerziehende, Familien und Menschen mit geringem Einkommen. Damit Geringverdienende mehr im Geldbeutel haben, wollen wir sie bei den Sozialabgaben entlasten.“ Führende Unionspolitiker sprangen dem Finanzminister hingegen bei: „Menschen, die im Jahr zwischen 30.000 und 50.000 Euro verdienen, müssen heute zu hohe Steuern zahlen. Diese Mittelschicht müssen wir entlasten, besonders wenn sie Kinder erzieht. Wenn nicht jetzt, wann dann soll die Zeit für ein familienfreundliches Steuersystem kommen?“, sagte Armin Laschet, Bundes-Vize der CDU. Der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann (CDU), lobte: „Der Vorstoß von Wolfgang Schäuble hat das Potenzial die Politik aus der Glaubwürdigkeitsfalle zu holen. Seit den Ideen von Friedrich Merz zur Steuerpolitik vor vielen Jahren hat die Politik die dringend notwendige Steuerreform immer wieder mit dem Verweis auf andere wichtige Themen vertagt. Das wird bald ein Ende haben.“ Genau das bezweifelt allerdings Hermann Otto Solms (FDP): „Trotz Rekordsteuereinnahmen hat Bundesfinanzminister Schäuble jahrelang nur abkassiert. Drei Legislaturperioden hintereinander hat die Union die Steuerbelastung verschärft. Dass sie pünktlich zur Bundestagswahl ihr Herz für die Steuerzahler entdeckt, ist ein durchsichtiges Wahlkampfmanöver.“

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Großbritannien Kultur-Medien Leute Musik Ukraine

Depeche-Mode-Sänger will in Kiew auftreten

Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan plant im Rahmen der kommenden Welt-Tournee am 19. Juli in Kiew in der Ukraine aufzutreten. „Ich hoffe, dass wir diesmal in Kiew spielen können“, sagte Gahan der „Welt am Sonntag“. Depeche Mode habe bereits 2014 in Kiew auftreten wollen, musste den Auftritt dann wegen der unsicheren Situation in der Russland-Ukraine-Krise absagen.

„Es war nicht so, dass wir Angst um uns selbst gehabt hätten“, sagte der 54-jährige Sänger der Zeitung. „Angesichts der Feindseligkeiten wäre es unverantwortlich gewesen, so viele Menschen in einem Stadion zu versammeln. Wenn etwas Schlimmes passiert wäre, wären wir nie darüber hinweg gekommen.“ Die Band hatte schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs oft Konzerte in ehemaligen Ländern des Ost-Blocks gegeben, 1988 auch in Ost-Berlin. „Ein unvergessener Moment. Wir spürten an jenem Abend, dass es für alle Zuschauer etwas ganz Besonderes war, dass wir dort waren. Uns ging es genauso“, sagte Gahan. „Wir standen mit unserer Musik in diesen Ländern für Freiheit.“

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Deutschland Geheimdienste Militär Politik

Bundesregierung: 275 rechtsextreme Verdachtsfälle bei der Bundeswehr

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) geht laut Angaben der Bundesregierung aktuell 275 rechtsextremen Verdachtsfällen in der Bundeswehr nach. Das geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Parlamentsanfrage hervor, die den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vorliegt. 143 Fälle stammen aus dem Jahr 2016.

Im laufenden Jahr wurden bereits 53 Fälle im Bereich Rechtsextremismus verzeichnet. Die übrigen Fälle stammen aus den Jahren vor 2016. Zum Vergleich: Vor einem Jahr ging der MAD nur 230 rechtsextremen Verdachtsfällen nach. Der Wehrbeauftragte hatte für das Jahr 2016 insgesamt 63 Vorfälle in den Bereichen Extremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gemeldet. Aus dem Papier der Bundesregierung geht nun hervor, dass es in elf dieser Fälle zu Entlassungen kam. In einem Fall kam es zur Entlassung auf eigenen Wunsch. In anderen Fällen mussten die Soldaten Geldstrafen zahlen, teilweise laufen die Ermittlungen noch. Oft handelt es sich um Propagandadelikte. Mehrere Soldaten riefen etwa „Sieg Heil!“ oder zeigten den Hitler-Gruß. Ein Soldat stellte laut Regierungspapier in einem WhatsApp-Chat mit 29 Teilnehmern ein Foto von Adolf Hitler ein mit dem Kommentar: „VERMISST SEIT 1945, Adolf, bitte melde Dich! Deutschland braucht Dich! Das deutsche Volk!“ Der Soldat musste 800 Euro Geldstrafe zahlen, seine Entlassung wurde beantragt. Er hat weiterhin Zugang zu Waffen. Ein anderer Soldat stellte ein Foto eines Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag, Mündung in Richtung Bildbetrachter, ins Netz – darunter der Schriftzug: „Das schnellste deutsche Asylverfahren, lehnt bis zu 1.400 Anträge in der Minute ab.“ Das Verfahren wurde eingestellt, „da Dienstvergehen nicht nachgewiesen werden konnte“, wie es in dem Regierungspapier heißt. Der Soldat hat weiterhin Zugang zu Waffen. In einem anderen Fall griff ein Soldat mit einer zweiten Person Flüchtlinge an. Zuvor hatte der Soldat die Flüchtlinge gefragt, ob sie Christen oder Muslime seien. Die Polizei bewertete dies als politisch motivierte Straftat. Es wurde eine vorzeitige Entlassung beantragt. Der Soldat hat laut dem Regierungspapier weiterhin Zugang zu Waffen. Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) sagte den Zeitungen, Rechtsextremismus sei ein Thema, „bei dem die Bundeswehr ganz genau hingucken muss“. Wenn etwas vorliege, reagierten die Vorgesetzten in der Regel schnell und konsequent. „Das ist wichtig, denn solche Vorfälle können nicht geduldet werden.“ Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, nannte den Umgang der Bundeswehr mit Rechtsextremen „hochproblematisch“. Wer sich als „Hitler-Fan“ entpuppe, „muss aus der Bundeswehr rausfliegen“, sagte Jelpke, die die Anfrage gestellt hatte, den Funke-Zeitungen.

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Deutschland EU Gemischtes Gesellschaft

Umfrage: Mehrheit für EU-Standards zur Haltbarkeit von Elektrogeräten

Die große Mehrheit der Bundesbürger wünscht sich klare Standards zur Haltbarkeit und zum Stromverbrauch von Elektrogeräten in Europa: Dies hat eine Umfrage von YouGov im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) ergeben, die den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vorliegt. 85 Prozent der Befragten befürworten demnach, dass die Europäische Kommission Vorgaben für eine längere Lebensdauer von Elektrogeräten wie Kühlschränken, Staubsaugern oder Waschmaschinen machen soll. Nur sechs Prozent lehnen solche Regelungen ab.

82 Prozent der Verbraucher möchten, dass die EU-Kommission zudem Mindeststandards festlegt, damit Geräte weniger Strom verbrauchen. „Verbraucher profitieren davon, wenn ihre Geräte lange halten. Das schont Umwelt und Geldbeutel“, sagte Johanna Kardel, Energieexpertin beim vzbv, den Funke-Zeitungen. Mit energieeffizienten und langlebigen Elektrogeräten könne im Haushalt viel Geld gespart werden. „Kühlschränke oder Waschmaschinen, die bereits Ökodesign-Standards haben, beweisen, dass klare Vorgaben wirken.“ Die Verbraucherschützer unterstützen deshalb auch Pläne aus Brüssel, eindeutige Standards für weitere Produktgruppen festzulegen. Die EU-Kommission will im Rahmen eines neuen Ökodesign-Arbeitsplans in den nächsten Jahren den Stromverbrauch von zahlreichen Elektrogeräten beschränken. Geplant sind laut Verbraucherschützern Mindeststandards zum Energieverbrauch unter anderem für elektrische Wasserkocher, Hochdruckreiniger, Handtrockner, Aufzüge, Leuchten und Heizungen. Neben dem Energieverbrauch sollen erstmals auch die Langlebigkeit von Produkten und der Schutz von Ressourcen berücksichtigt werden. Wichtig sei dabei aber auch, so Kardel, dass die neuen Vorgaben von den Marktüberwachungsbehörden überprüft werden können: „Sonst kann sich weder ein Verbraucher noch ein Wettbewerber darauf verlassen, dass die Hersteller die Vorgaben auch einhalten.“

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Asyl Deutschland Kriminalität NDS Politik Terrorismus

Niedersachsen will mehr Gefährder abschieben

Nach der bundesweit ersten Abschiebung eines von der Polizei als Gefährder eingestuften Islamisten will Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) weitere verdächtige Personen abschieben, ohne dass ihnen eine Straftat nachgewiesen werden müsste. „Aktuell prüfen die bei uns zuständigen Behörden, ob sich die Anwendung des Paragrafen 58a des Aufenthaltsgesetzes in weiteren Fällen anbieten würde“, sagte Pistorius der „Welt am Sonntag“. Er freue sich sehr, dass sowohl die Richter des Bundesverfassungsgerichts als auch des Bundesverwaltungsgerichts die von den niedersächsischen Sicherheitsbehörden initiierte Abschiebeverfügung für rechtmäßig erklärt haben.

Niedersachsen hatte am Donnerstag einen in Göttingen geborenen Nigerianer in die nigerianische Hauptstadt Lagos ausgeflogen, den die Polizei verdächtigt, einen terroristischen Anschlag in Deutschland geplant zu haben. Auch die Richter in Karlsruhe und Leipzig sahen dafür in mitgeschnitten Telefonaten und Chats hinreichend Anhaltspunkte und lehnten die Einsprüche des Betroffenen gegen die Abschiebeverfügung ab. Ein zweiter Mann, gegen den Pistorius bereits eine Abschiebeverfügung veranlasst hatte, soll demnächst nach Algerien abgeschoben werden.

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Deutschland Gesellschaft Militär Politik Syrien USA

Umfrage: 26 Prozent halten US-Luftangriff in Syrien für richtig

26 Prozent der Deutschen halten den US-Luftangriff auf einen Militärstützpunkt der syrischen Regierung für richtig: Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag der „Bild am Sonntag“ hervor. 59 Prozent finden das demnach nicht (weiß nicht: 15 Prozent). Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, kritisierte den Militäreinsatz der USA.

„Jetzt meinen alle, mehr Militärschläge werden alles richten. Ich bezweifle das. Frieden wird es nur durch Verhandlungen geben“, sagte Käßmann der Zeitung. „Noch mehr Waffen, noch höhere Wehretats, noch mehr Waffenexporte sind doch kein Weg in eine friedliche Zukunft.“ 80 Prozent der Befragten sind außerdem der Meinung, dass der Angriff eine einmalige Aktion der USA bleiben solle. Neun Prozent fordern weitere Luftschläge (weiß nicht: elf Prozent). 40 Prozent der Deutschen befürchten jetzt sogar einen militärischen Konflikt zwischen den USA und Russland. 53 Prozent glauben dies nicht, sieben Prozent machten keine Angabe. Für die Umfrage wurden am 07. April 500 Personen befragt. Nach Angaben des Instituts soll die Auswahl der Befragten repräsentativ sein.

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Deutschland Militär Politik Russland Syrien Weltpolitik

Gabriel sieht mögliches Ende der Unterstützung Russlands für Assad

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht Anzeichen für ein mögliches Ende der Unterstützung Russlands für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. „Mein Eindruck ist nicht, dass Russland für alle Ewigkeit seine schützende Hand über Assad halten wird. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt bei den UN-Gesprächen vorankommen“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“.

Der Außenminister betonte: „Ohne Moskau wird es keine Lösung des Syrienkonflikts geben.“ Es sei jetzt „von zentraler Bedeutung, dass wir die Spaltung des UNO-Sicherheitsrats überwinden und die Friedensbemühungen unter dem Dach der Vereinten Nationen voranbringen“. Nur eine politische Lösung, die von Russland, den USA und den bedeutenden Regionalmächten mitgetragen werde, könne das Leid der Menschen beenden. Nach dem Luftschlag der USA gegen das Assad-Regime appellierte Gabriel an Russland und die USA: „Selten seit dem Ende des Kalten Kriegs war die internationale Lage so ernst wie in diesen Tagen. Alle Seiten müssen jetzt einen kühlen Kopf bewahren. Was wir nicht brauchen, ist eine weitere Eskalation. Deshalb ist es ja so wichtig, endlich zu gemeinsamen Friedensbemühungen unter dem Dach der Vereinten Nationen zu kommen.“ Die Gefahr eines Weltkriegs zwischen den beiden Großmächten sieht der Außenminister nicht. Er gehe sogar davon aus, dass die USA ihre militärische Aktion gegenüber Russland in geeigneter Weise angekündigt habe. Überzeugt zeigte sich Gabriel, dass sich Assad für seine Gräueltaten verantworten müsse: „Wir haben es hier mit einem mörderischen Regime zu tun, das für unaussprechliche Verbrechen, Hunderttausende Tote und Millionen von Flüchtlingen verantwortlich ist. Kaum jemand hat in der Gegenwart so viel Leid über so viele Menschen gebracht wie das Assad-Regime. Ich bin sicher, dass Assad über kurz oder lang für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden wird. Assad hat seine Zukunft jedenfalls bereits hinter sich.“

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Asyl Deutschland Integration Politik Syrien

Grüne fordern Union zum Einlenken beim Familiennachzug für Syrer auf

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt hat angesichts der militärischen Eskalation in Syrien die Union aufgefordert, ihre Blockade beim Familiennachzug aufzugeben. „Das Mindeste, was wir schnell für die Menschen leisten können: Den Familiennachzug für Syrer wieder ermöglichen“, sagte Göring-Eckardt der „Bild am Sonntag“. „Als meine Kinder klein waren, bin ich schon wahnsinnig geworden, wenn ich zwei Stunden lang nicht wusste, wo sie sind. Unvorstellbar, was die Ungewissheit für die hier lebenden Mütter und Väter bedeutet.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, forderte von der Bundesregierung einen „Stopp jeglicher Waffenexporte in diese Region“.

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Deutschland Militär Politik Syrien Weltpolitik

Giftgas-Angriff: Gabriel will Untersuchung durch UN-Waffeninspekteure

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) fordert eine umgehende Untersuchung des Giftgas-Angriffs im syrischen Chan Schaichun durch Waffeninspekteure der Vereinten Nationen. „Wichtig ist, dass die Vereinten Nationen und die Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) jetzt umgehend Zugang erhalten und ihre Untersuchungen ohne Behinderungen durchführen können“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“. Der Außenminister ist überzeugt, dass der syrische Machthaber Baschar al-Assad die Verantwortung für den Giftgas-Einsatz trägt: „Wir verfügen über Informationen unserer Partner und von Kontakten vor Ort, die es sehr plausibel erscheinen lassen, dass das Assad-Regime hinter diesem furchtbaren Giftgas-Angriff steckt“.

Den Luftschlag der USA rechtfertigte Gabriel mit Assads Giftgas-Einsätzen in 2013: „Bei den Schergen Assads handelt es sich um skrupellose Wiederholungstäter. Mir jedenfalls sind die Bilder von den mörderischen Giftgasangriffen 2013 noch in Erinnerung. Deshalb habe ich gesagt: Dass die Vereinigten Staaten jetzt mit einem Angriff gegen die militärischen Strukturen des Assad-Regimes reagiert haben, von denen dieses grausame Kriegsverbrechen ausging, ist nachvollziehbar. Hierzu stehe ich.“ Gabriel zeigte sich zuversichtlich, dass der US-Luftschlag Wirkung auf das Assad-Regime haben könnte: „Der Einsatz von Giftgas ist ein schweres Kriegsverbrechen und ein wirklicher Akt der Barbarei. Ich hoffe sehr, dass der internationale Druck das syrische Regime jetzt daran hindert, auf so grausame Weise gegen das Völkerrecht zu verstoßen und Giftgas gegen unschuldige Männer, Frauen und Kinder einzusetzen.“ Ein deutsche Beteiligung an möglichen weiteren Operationen der USA gegen das Assad-Regime lehnte der Außenminister hingegen klar ab: „Das Bundestagsmandat ist eindeutig: Wir unterstützen mit unseren militärischen Fähigkeiten den Kampf gegen die IS-Terrormiliz, aber keinen Krieg gegen Syrien.“