Kategorien
Deutschland Gemischtes Gesellschaft Leute

Hape Kerkeling fordert „Ehe für alle“ und kritisiert CDU

Der Schauspieler und Buchautor Hape Kerkeling, der erst kürzlich als Delegierter der CDU den Bundespräsidenten mitgewählt hat, kritisiert die Partei, weil sie eine Gleichbehandlung homo- und heterosexueller Paare ablehnt. „Es ist überfällig, dass die `Ehe für alle` endlich eingeführt wird“, sagte Kerkeling, dessen Hochzeit mit seinem Lebenspartner jüngst bekannt wurde, dem „Spiegel“. „Ich finde es beschämend für Deutschland, dass das nicht schon längst geschehen ist.“

Eine Demokratie müsse sich immer daran messen lassen, wie sie mit ihren Minderheiten umgehe. „Also, Frau Merkel, ran an die Buletten“, so Kerkeling. „Das schaffen Sie!“ Auch in der CDU mehren sich die Stimmen für einen Kurswechsel: „Es ist doch zu begrüßen und auch wünschenswert, dass Menschen sich binden und füreinander einstehen wollen“, sagte Nadine Schön, Vizechefin der Unionsfraktion und zuständig für Familienpolitik. „Der Staat sollte dies unterstützen.“ Jens Spahn (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär beim Finanzministerium, hatte jüngst den Wunsch geäußert, mit seinem Partner Kinder zu adoptieren.

Kategorien
Deutschland Integration Politik

Merkel ruft Flüchtlinge zu Neugier auf

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Flüchtlinge in Deutschland dazu aufgerufen, nicht nur die Gesetze zu achten, sondern auch neugierig zu sein. In ihrem neuen Video-Podcast empfiehlt sie den Flüchtlingen zudem, nicht in die großen Städte zu streben, sondern in ländlichen Regionen zu bleiben. Dort gebe es mehr Wohnraum, und die Menschen dort könnten sich oft auch besser um Flüchtlinge kümmern, sie besser integrieren.

Von den Deutschen erwarte Merkel, dass sie mit Verständnis und Interesse auf Flüchtlinge zugehen. Viele, so die Bundeskanzlerin, täten das, aber sie wolle auch andere, die es noch nicht so tun, dazu ermuntern. Im Gespräch mit dem syrischen Journalisten Hamdi Al Kassar, der im Spätsommer 2015 nach Deutschland geflohen ist, betonte Merkel einmal mehr die Bedeutung der Integration. Sie wies darauf hin, dass es seit dem vergangenen Jahr erstmals ein Integrationsgesetz auf Bundesebene gebe. In der kommenden Woche hat die Bundeskanzlerin drei Termine rund um das Thema: Am Dienstag (4.4.) informiert sie sich über die Integrationsarbeit der 1. FC Köln-Stiftung. Tags darauf, am Mittwoch (5.4.), trifft sich Merkel erneut mit Vertretern von gesellschaftlichen Gruppen, die sich bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen engagieren. Am Freitag (7.4.) hat sie etwa 140 ehrenamtlich engagierte Flüchtlingshelferinnen und -helfer aus ganz Deutschland zu Gast. Das, so Merkel, sei ein Dankeschön an die vielen Ehrenamtlichen, die sich „nicht hingesetzt haben und kritisiert haben, sondern die angepackt haben und Menschen, die zu uns gekommen sind, geholfen haben“. Auf die Frage, was Deutschland von Flüchtlingen erwarte, antwortete die Bundeskanzlerin: „Wir erwarten, dass sich die Menschen, die zu uns kommen, an unsere Gesetze halten, dass sie ein bisschen neugierig sind auf unser Leben.“ Die Flüchtlinge seien ja nach Deutschland gekommen, weil sie sich hier ein ruhigeres und beschützteres Leben versprächen. Also müssten sie „die Werte, die dieses Land lebt – Toleranz, Offenheit, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit“ achten und versuchen zu verstehen. „Man kann sagen, wenn man etwas nicht versteht, aber man sollte es achten und einhalten“, sagt Merkel.

Kategorien
Politik Venezuela

Maduro: Oberstes Gericht soll umstrittene Urteile korrigieren

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro hat angekündigt, dass das Oberste Gericht des Landes jüngste umstrittene Entscheidungen „klarstellen und korrigieren“ werde. Vorausgegangen war eine Verfassungskrise: So hatte das Oberste Gericht die Kompetenzen des Parlamentes auf sich selbst übertragen und die Immunität der Parlamentarier aufgehoben. Die Opposition hatte diesen Schritt als „Staatsstreich“ bezeichnet.

Maduro erklärte nach einer Krisensitzung, das Gericht sei aufgefordert worden, seine Entscheidungen zu überprüfen, um „die institutionelle Stabilität und das Gleichgewicht der staatlichen Gewalten“ aufrechtzuerhalten. Venezuela wird seit Monaten von einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise heimgesucht. Immer wieder kommt es deswegen zu schweren Unruhen und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften.

Kategorien
Deutschland Parteien Politik

Seehofer: Angela Merkel ist unser größter Trumpf

CSU-Chef Horst Seehofer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Stabilisator und Führungskraft gelobt. „Wir werden nur mit Angela Merkel diesen Wahlkampf gewinnen. Das ist unser größter Trumpf. Und mit niemandem sonst“, sagte Seehofer der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.

Dies könne er trotz der Differenzen zwischen beiden in der Flüchtlingsfrage sagen, so Seehofer. Merkel sei eine Führungskraft „gegenüber den Amerikanern und anderen, insbesondere auch in Europa“, so der CSU-Chef weiter. Die Kanzlerin könne „für sich reklamieren, dass es Deutschland noch nie so gut ging wie in der Gegenwart“. Merkel sei „eine authentische Persönlichkeit“ die bleiben solle, wie sie ist.

Kategorien
Deutschland Parteien Politik Wahlen

Altkanzler Schröder hält Rot-Rot-Grün für unrealistisch

Altkanzler Gerhard Schröder hält eine Koalition der SPD mit der Linkspartei derzeit nicht für realistisch. „Ich glaube nicht, dass man das hinbekommt, solange die Familie Lafontaine in der Linkspartei tonangebend ist“, sagte Schröder im „Spiegel“. Rot-Rot-Grün könne man erst machen, wenn bei der Linken vernünftige Leute wie zum Beispiel der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow das Sagen hätten.

Ein Linksbündnis müsse zu Bedingungen der SPD realisierbar sein, so Schröder: „Wir erklären, wer Koch und wer Kellner ist.“ Schröder warnte den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz vor einer inhaltlichen Annäherung an die Linkspartei. Mit Parolen, die nach Lafontaine klängen, werde es der SPD nicht anders gehen als der Union auf der Rechten. „Dann wählen die Leute das Original und nicht das Plagiat“, so Schröder. Er sei ziemlich sicher, „dass Martin Schulz das ganz genau weiß“. Ohne ökonomische Kompetenz gewinne man in Deutschland keine Wahlen, betont Schröder. Deswegen werde Schulz kein Wahlprogramm zulassen, „das diese ökonomische Kompetenz der SPD infrage stellt“. Schulz hatte zuvor Fehler der Agendapolitik Schröders kritisiert und Korrekturen vorgeschlagen. Schröder forderte im „Spiegel“ mehr kritische Distanz Deutschlands zu den USA: „Wir brauchen mehr Abstand. Amerika ist nicht das gelobte Land.“ Er warnte, dass in den USA die Freiheit der Medien in Gefahr sei, und mahnte die Bundesregierung, sehr deutlich zu machen, „wo unsere Grenzen sind“. Deutschland müsse das nicht nur gegenüber der Türkei tun, „wir müssen auch Herrn Trump sagen, was uns nicht passt“.

Kategorien
Deutschland Unternehmen Wirtschaft Zugverkehr

Mehdorn kritisiert „politischen Einfluss“ bei der Bahn

Der langjährige frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn hat den politischen Einfluss bei der Bahn kritisiert und bedauert den Rückzug von Rüdiger Grube. „Das Problem der Bahn ist der politische Einfluss“, sagte Mehdorn der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Im Bahn-Aufsichtsrat wollen Politiker über den Kauf von Lokomotiven mitbestimmen. Das ist doch absurd.“

Was mit Rüdiger Grube passiert sei, sei für ihn ein „Déjà-vu“. Die Politik entscheide über die Köpfe des Aufsichtsrats hinweg, der Deal werde an die Medien durchgesteckt, der Aufsichtsrat fühle sich überrumpelt, und „dann begehren die auf, und der Vorstandschef muss es ausbaden“, sagte Mehdorn. „Staatliche Unternehmen wie die Bahn werden nicht wettbewerbsfähig geführt.“

Kategorien
Gewalt Paraguay Politik Proteste

Paraguay: Demonstranten stürmen Kongress

In Paraguay ist es am Freitag zu schweren Ausschreitungen gegen die Regierung des südamerikanischen Landes gekommen. Dabei drangen Demonstranten auch in das Parlamentsgebäude ein und legten Feuer. Zudem kam es zu stundenlangen Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten.

Die Proteste entzündeten sich an einer Entscheidung des Senates, dem amtierenden Präsidenten Horacio Cartes durch eine Verfassungsänderung eine zweite Amtszeit zu ermöglichen. Am Samstag hätte auch das Repräsentantenhaus über die Vorlage abstimmen sollen, aufgrund der Proteste wurde die Entscheidung jedoch vertagt. Mindestens dreißig Menschen wurden verletzt.

Kategorien
Deutschland USA Weltpolitik Wirtschaft

Gabriel wirft US-Regierung Protektionismus vor

Im Streit um Anti-Dumping-Verfahren der US-Regierung gegen zwei deutsche Stahlunternehmen hat Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) scharfe Kritik geübt: „So wie es jetzt steht, sendet die US-Regierung damit das Signal, dass sie bereit ist, amerikanische Unternehmen zu bevorzugen, auch wenn das internationalem Recht widerspricht“, sagte der Minister im Interview mit der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe). „Das ist Protektionismus. Das werden wir Europäer uns nicht bieten lassen.“

Die US-Regierung hatte gegen ausländische Stahlhersteller Strafzölle angekündigt. „Wir müssen alles dafür tun, dass sich diese unfairen Praktiken und buchhalterischen Tricks zu Lasten unserer hervorragend aufgestellten Stahlindustrie nicht fortsetzen“, warnte Gabriel. Europa stehe für fairen und freien Handel. „Wir werden uns politisch dafür einsetzen, dass sich die US-Regierung an internationales Handelsrecht hält.“ Die Unternehmen könnten jetzt den Rechtsweg beschreiten. Die zuständige EU-Kommissarin, Cecilia Malmström, werde prüfen, ob sie Klage bei der Welthandelsorganisation erhebt. „Ich kann diese Prüfung nur unterstützen“, sagte er. Gabriel erklärte zudem, die Europäer würden geschlossen und gemeinsam vorgehen: „Auf den Wunsch der USA, von Fall zu Fall bilateral zu verhandeln, werden wir uns nicht einlassen. Wir lassen es nicht zu, dass die Position der Europäischen Union dadurch geschwächt wird“, sagte der Bundesaußenminister.

Kategorien
Deutschland EU Großbritannien Politik Steuern Weltpolitik

EU-Mitgliedstaaten müssen nach Brexit mehr zahlen

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger stellt die verbleibenden Mitgliedstaaten auf höhere Beiträge nach dem Brexit ein. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir versuchen, einen Teil einzusparen, und sich die übrigen 27 Mitgliedstaaten darauf einigen, wie sie den restlichen offenen Betrag erbringen sollen“, sagte Oettinger dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Die EU-Mitglieder beginnen derzeit mit den Beratungen über den künftigen „mehrjährigen Finanzrahmen“, der ab 2021 gelten soll.

Bislang ist Großbritannien mit mehr als zehn Milliarden Euro nach Deutschland der zweitgrößte Nettozahler in der EU. Nach Ansicht Oettingers könnte rund die Hälfte des britischen Beitrags eingespart werden. Europaparlamentarier wie der CSU-Finanzexperte Markus Ferber fordern, „auf eine Umverteilung komplett zu verzichten und den gesamten britischen Anteil einzusparen“. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Jens Spahn (CDU) mahnte eine größere Reform an: „Wir müssen uns stärker auf Bereiche mit echtem EU-Mehrwert konzentrieren, zum Beispiel die Bewältigung von Migration, den Schutz der EU-Außengrenzen oder grenzüberschreitende Forschungsprojekte.“

Kategorien
Deutschland Unternehmen Wirtschaft

Wirtschaftsministerin will Unternehmensverkäufe verhindern

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) will die deutsche Wirtschaft besser vor einem „Ausverkauf“ von Schlüsseltechnologien schützen. „Derzeit lassen wir ein Gutachten erarbeiten, das klären soll, inwieweit wir im Rahmen des deutschen Außenwirtschaftsrechts umfangreiche Unternehmensverkäufe im Vorfeld prüfen könnten“, sagte Zypries der „Welt am Sonntag“ im Rahmen eines Interviews der internationalen Zeitungsallianz LENA. „Wir wollen uns die verfassungsrechtlichen Grenzen erläutern lassen.“ Ziel ist, dass die Bundesregierung einen Einstieg ausländischer Investoren, beispielsweise aus China, künftig umfassender prüfen kann als das bislang möglich ist.

Bisher sind Prüfungen nur möglich, wenn es um Unternehmen geht, die Rüstungsgüter herstellen oder in anderer Form die nationale Sicherheit berühren – nicht aber wenn es um andere Schlüsselindustrien Deutschlands geht. Das Gutachten soll noch im Frühjahr vorliegen. „Auch auf EU-Ebene haben wir diese Debatte erfolgreich angestoßen und hoffen, dass wir hier zügig vorankommen“, sagte die Ministerin. „Investitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland sind fein, sie müssen aber auch zeigen, dass die Investitionen nicht staatlich getrieben sind und dass marktkonforme Finanzierungen vorliegen“, sagte Zypries. Das gelte vor allem für Schlüsselindustrien. „Das ist ein Gefecht mit ungleichen Mitteln. Deshalb erwarten wir für unsere Unternehmen in China faire Bedingungen.“ Diese müssten so ausgestaltet werden, wie sie chinesische Firmen in Deutschland und in der EU vorfänden. Pekings demonstratives Eintreten für den Freihandel nach den protektionistischen Ankündigungen der neuen US-Regierung beobachtet die Wirtschaftsministerin mit einiger Skepsis. „Das machen sie (die Chinesen; d.Red.) sehr geschickt. Wir hoffen, den Worten folgen auch entsprechende Taten“, erklärte die SPD-Politikerin. Deutliche Kritik übte die Ministerin auch an US-Präsident Donald Trump. Der Kurs der neuen US-Regierung sei eine Belastung für die Weltwirtschaft. Die Ungewissheit über Trumps politischen Kurs sei nach wie vor groß. „Es ist viel in der Schwebe, es gibt wenig Planbarkeit. Das ist nicht gut für die Wirtschaft und nicht gut für langfristige Investitionen“, sagte Zypries. Versuche, mit der amerikanischen Seite Gespräche zu führen, seien derzeit schwierig, auch weil etliche Gesprächspartner fehlten. „Es gibt zum Beispiel immer noch keinen US-Handelsbeauftragten. Und auf Arbeitsebene sind immer noch Hunderte Stellen nicht besetzt“, klagte Zypries. „Wir haben oft schlicht noch keine Ansprechpartner, deshalb wird Staatssekretär Machnig auch nicht im April in die USA fliegen. Ich selbst werde aber im Mai in die USA reisen, dann sollte die Situation übersichtlicher sein.“ Das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP will Zypries dennoch nicht aufgeben. „Ich glaube, dass TTIP nicht tot ist, aber wir haben im Moment andere Themen. Immerhin einen Vorteil hat die Debatte: In Deutschland wird nun stärker wahrgenommen, wie wichtig freier Handel ist.“ In den kommenden Verhandlungen mit der US-Regierung solle die deutsche Seite ihre Interessen mit Nachdruck vertreten. Zypries sagte: „Ich bin der Meinung, dass wir den Amerikanern gelassen und selbstbewusst gegenübertreten sollten. Wir haben keinen Grund, uns klein zu machen. Vielmehr wollen wir sie zum Beispiel darüber informieren, wie viele gute Arbeitsplätze deutsche und europäische Unternehmen in den USA geschaffen haben.“

Kategorien
Deutschland Politik Terrorismus

Bayerns Innenminister will Überwachung von Messenger-Diensten

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beklagt bei Messenger-Diensten einen Schwachpunkt im Kampf gegen die IS-Terrormiliz. „Diese erschreckende Sicherheitslücke muss endlich geschlossen werden, wer damit noch länger wartet, handelt grob fahrlässig“, sagte Herrmann der „Welt am Sonntag“. Bislang können demnach Terror-Verdächtige per Messenger-Dienst (WhatsApp u.a.) kommunizieren, ohne dass Sicherheitsbehörden dies überwachen dürfen.

Das führt laut Herrmann zu einer paradoxen Situation: „Schickt ein IS-Anhänger eine normale SMS, können die Behörden mitlesen.“ Denn für bestimmte Online-Aktivitäten wie das Versenden einer SMS räumt das Telekommunikationsgesetz Sicherheitsdiensten eine begrenztes Recht zur Lektüre ein. „Schickt ein Verdächtiger seine Botschaft auf dem selben Handy aber per WhatsApp, ist die Lektüre den Sicherheitsbehörden untersagt. Und das wissen die IS-Terroristen auch“, sagte Herrmann. Das für Messenger-Dienste geltende Telemediengesetz sieht laut Herrmann „für diese Dienste-Anbieter keine klare Verpflichtung zur Unterstützung bei Überwachungen durch Sicherheitsbehörden vor“. Die Zuständigkeit für eine Reform des Gesetzes liegt beim SPD-geführten Bundeswirtschaftsministerium. Herrmann hat nach eigenen Angaben schon mehrfach an die SPD-Ressortchefs appelliert, die Gesetzeslücke zu schließen. Schließlich habe auch der IS-Attentäter von Ansbach 2016 bis wenige Minuten vor dem Anschlag per WhatsApp mit Menschen im Nahen Osten kommuniziert.

Kategorien
Deutschland Gewalt HAM Politik Polizeimeldung

Hamburger G20-Gipfel aus Sicht der Polizei ein „Pulverfass“

Der Hamburger Landeschef des Bunds Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Jan Reinecke, fürchtet vor dem Gipfeltreffen der G20-Staaten (7. und 8. Juli) eine weitere Mobilisierung in der gewaltbereiten linken Szene. Er sagte der „Heilbronner Stimme“ (Samstagausgabe): „Die politische Entscheidung, den G20 Gipfel in Hamburg stattfinden zu lassen, wird die Stadt womöglich teuer zu stehen kommen.“ Es sei damit zu rechnen, dass „das aktuelle Vorgehen einiger, nach rechtsstaatlichen Gesichtspunkten fragwürdiger Gipfelteilnehmer gegen Oppositionspolitiker, Journalisten oder Bevölkerungsminderheiten in deren eigenen Ländern zur Mobilisierung unterschiedlichster und häufig leider auch gewaltbereiter Gruppierungen für den G20 Gipfel führen wird.“

Die Entscheidung, den Gipfel mitten in Hamburg stattfinden zu lassen, sei allein eine „politische Entscheidung“, kritisierte Reinecke. Politiker hätten die vorgetragenen strategischen Bedenken von Polizei-und Gewerkschaftsführern mit einer „Basta-Rhetorik“ weggewischt. Reinecke erklärte weiter, es gebe zahlreiche Bedrohungsszenarien, „die zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersehbar und gerade deswegen nicht zu verhindern sein werden“. Dazu sagte er: „Neben der häufig benannten abstrakt hohen Gefahr vor Terroranschlägen dürfte auch das aktuelle geopolitische Weltgeschehen weitere Gründe liefern, die den G20-Gipfel aus polizeilicher Sicht zu einem Pulverfass werden lassen könnten. Was würde beispielsweise passieren, wenn der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan seine erpresserische Drohung, die in der Türkei festgehaltenen Flüchtlinge nach Europa weiterziehen zu lassen, vor dem Beginn des G20-Gipfels wahrmachen würde? Würde dies nicht auf Schlag sämtliche Kapazitäten von Bund- und Länderpolizeien aufbrauchen?“ Der Polizeigewerkschafter geht davon aus, dass Hamburg starke Unterstützung aus anderen Ländern und dem Bund benötigen wird. Der G20-Gipfel finde „mitten in der Sommerurlaubszeit statt und es bleibt zu hoffen, dass die übrigen Bundesländer und auch der Bund es Hamburg gleichgemacht haben und Urlaubssperren für die Polizeibediensteten verhängt wurden.“

Kategorien
Deutschland Kriminalität Politik

Polizeigewerkschaft begrüßt härtere Strafen bei Wohnungseinbruch

Die Polizeigewerkschaft GdP begrüßt die Koalitionsvereinbarung, Wohnungseinbrüche künftig härter bestrafen zu wollen. „Den Wohnungseinbruch als schweres Verbrechen einzustufen, wird dem Schaden gerecht, den er anrichten kann. Anders als bei einer Körperverletzung sind die Schäden oftmals rein psychisch – und damit nicht sichtbar. An den Folgen können Menschen, besonders ältere Leute, zugrunde gehen“, sagte Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei der „Welt“.

Wohnungseinbrüche sollen künftig mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft. Zudem dürfen zur Täterermittlung Verkehrsdaten ausgewertet werden. Sven Rebehn, Geschäftsführer des Deutschen Richterbunds, kritisierte in der „Welt“: „Einbrüche lassen sich nicht in erster Linie mit Strafrechtsverschärfungen bekämpfen. Aller Erfahrung nach überlegt sich ein Einbrecher nicht vorher, ob ihm für einen Wohnungseinbruch sechs oder zwölf Monate Mindeststrafe drohen.“ Ähnlich sieht das Irene Mihalic, Innenpolitische Sprecherin der Grünen: „Einbrecher befassen sich eher mit der Auswahl ihrer Objekte als mit den strafrechtlichen Konsequenzen. Daher sehen wir die Verschärfung skeptisch.“ Bei der Linken kritisiert man die Hinzuziehung von Verbindungsdaten. „Das Vorhaben zeigt, dass die durch die Vorratsdatenspeicherung gesammelten Daten Begehrlichkeiten wecken. Ein Zugriff auf die Daten Tausender unbescholtener Bürger widerspricht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit eklatant“, sagte Ulla Jelpke, die innenpolitische Sprecherin der Linkspartei.

Kategorien
International Politik Türkei

Zweifel in der Nato an Leistungsfähigkeit der Türkei

In der Nato gibt es Zweifel an der militärischen Leistungsfähigkeit des Bündnismitglieds Türkei. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf hochrangige Diplomaten in der Verteidigungsallianz. „Die Führungsfähigkeiten und die operationellen Fähigkeiten der türkischen Streitkräfte sind geschwächt. Das gilt vor allem für die Marine und die Luftstreitkräfte“, sagte ein informierter Nato-Diplomat.

Ein Hinweis darauf, seien „die bemerkenswerten Schwierigkeiten bei der Planung und Durchführung von Operationen im Norden Syriens gegen den Islamischen Staat und gegen kurdische Milizen.“ Hintergrund: Die Türkei hat den Militäreinsatz unter dem Namen „Schutzschild Euphrat“ am vergangenen Mittwoch nach sieben Monaten für beendet erklärt. Die Probleme der türkischen Armee sei die Folge von Massenentlassungen nach dem Putsch-Versuch im Juli 2016. „Viele hoch spezialisierte und erfahrene Soldaten, wie beispielsweise Piloten von Kampfjets, die die Armee wegen einer angeblichen Nähe zur Gülen-Bewegung verlassen mussten, konnten bisher nicht ersetzt werden“, hieß es in Diplomaten-Kreisen. Es wurde zudem betont, berichtet die „Welt am Sonntag“ weiter, dass die Entlassungen vieler Diplomaten in der türkischen Nato-Delegation in Brüsseler Hauptquartier des Bündnisses, die ebenfalls eine Folge des Putsch-Versuchs sind, zu „Irritationen“ führten. „Viele der neuen Diplomaten, die ihre entlassenen Kollegen kurzfristig ersetzt haben, weisen teilweise Defizite in der englischen Sprache auf und es es fehlt ihnen auch das Basiswissen über die Nato und über Sicherheitsfragen“, verlautete aus informierten Kreisen des Bündnisses.

Kategorien
1. Liga Bundesliga Deutschland Fußball Sport

1. Bundesliga: Hoffenheim gewinnt bei Hertha

Zum Auftakt des 26. Spieltages in der Fußball-Bundesliga hat Hoffenheim bei der Hertha mit 3:1 gewonnen. Berlins Peter Pekarik hatte in der 32. Minute zunächst die Führung für die Gastgeber besorgt, Hoffenheim aber nur sieben Minuten später durch einen von Andrej Kramaric ausgeführten Foulelfmeter ausgeglichen. Der Treffer von Niklas Süle in der 76. Minute drehte die Partie endgültig, und Elfmeter-Schütze Kramaric legte in der 86. Minute mit einem regulären Treffer nach.

Spätestens nach dem berechtigten Gelb-Rot für Berlins Maximilian Mittelstädt in der 58. Minute waren die Hoffenheimer nicht nur in der Überzahl, sondern auch technisch besser – die Hertha bekommt einen Kratzer in der bislang hervorragenden Heimbilanz.