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Lambsdorff: „Wir brauchen eine Art TTIP mit Großbritannien“

Der stellvertretende EU-Parlamentspräsident Alexander Graf Lambsdorff (FDP) ist der Meinung, dass es in den Brexit-Verhandlungen besonders wichtig sei, für die Zeit nach dem Austritt mit Großbritannien ein Handelsabkommen zu schließen. „Wir brauchen eine Art TTIP mit Großbritannien, man könnte es BTIP nennen, eine britisch-europäische Trade-and-Investment-Partnerschaft. Die negativen Folgen für die Wirtschaft müssen so gering wie möglich gehalten werden“, sagte Lambsdorff dem Sender „Phoenix“.

Das Handelsabkommen solle klar machen, „dass wir das demokratische Votum der Briten respektieren, aber den wirtschaftlichen Schaden minimieren. Und da, wo sich Chancen bieten, wo Großbritannien bisher ein Blockierer war, wollen wir die Europäische Union modernisieren“. Bei den Brexit-Verhandlungen werde man in Brüssel darauf achten, „dass wir den richtigen Deal für die restlichen 27 Mitgliedsstaaten bekommen“. Der Brexit dürfe die Europäische Union nicht über das hinaus beschädigen, „was durch den Austritt als solchen bereits erreicht worden ist“, sagte er. Der Austritt Großbritanniens sei allerdings nicht das größte Problem der EU: „Wir haben ja nicht nur den Brexit zu bewältigen, sondern mit Trump auch eine große Herausforderung in den USA. Wir haben in Russland und in der Türkei zwei weitere große, schwierige Nachbarn, verglichen damit sind die Brexit-Verhandlungen Verhandlungen unter Freunden.“

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Wanka fordert mehr Mut von jungen Wissenschaftlerinnen

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) fordert mehr Mut von jungen Wissenschaftlerinnen: „Ich beobachte immer wieder, wie selbstkritisch und abwägend Frauen oft sind. Lieber einfach mal was wagen“, sagte Wanka der Wochenzeitung „Die Zeit“. Zugleich kündigte Wanka an, das Professorinnenprogramm, in dem Bund und Länder mit 300 Millionen Euro die Berufung von Frauen gefördert haben und das 2017 ausläuft, fortzusetzen: „Darüber werde ich Anfang April mit den Ländern beraten.“

Chancengleichheit sei „inzwischen als zentrale Aufgabe bei allen Hochschulen etabliert“. Alexander Kurz, Personalvorstand der anwendungsorientierten Fraunhofer-Gesellschaft, beklagt die geringe Anzahl leitender Professorinnen an Fraunhofer-Instituten: „Der Markt gibt hier 30 oder 40 Prozent weibliche Führungskräfte nicht her.“ Zugleich plädierte er für spezielle Förderprogramme, die sich an Wissenschaftlerinnen richten. „Nur weil jemand im System ist, steigt er noch lange nicht auf“, so Kurz. Ulrike Beisiegel, Präsidentin der Universität Göttingen, warnte, dass Gleichstellungspapiere nicht ausreichen würden, um die gegenwärtige Lage zu verbessern und forderte: „Wir brauchen einen echten Kulturwandel im System.“ Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), der rund 30.000 Mitglieder an den Hochschulen vertritt, macht die Rahmenbedingungen für das Ungleichgewicht verantwortlich: Um mehr Frauen für die akademische Karriere zu gewinnen, müssten „Beschäftigungsverhältnisse für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kindern familienfreundlicher gestaltet werden.“

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Bericht: Bamf verfehlt Bearbeitungsziel bei Asylanträgen

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) wird wohl sein Ziel verfehlen, den Berg von unbearbeiteten Asylanträgen bis Ende Mai weitgehend abzutragen. Die Behördenleitung rechnet mit mindestens 105.000 Anträgen, die bis dahin nicht entschieden werden, berichtet die „Zeit“ unter Verweis auf ein internes Schreiben der Behörde. Darin wendet sich ein Abteilungsleiter der Behörde an die Mitarbeiter und fordert sie mit einer förmlichen „Anordnung von freiwilliger Samstagsarbeit“ auf, künftig auch am Wochenende zu arbeiten, um die große Zahl von Anträgen zügig zu erledigen.

Das Amt war im Januar mit gut 430.000 anhängigen Verfahren ins neue Jahr gestartet. Mit dem steigenden Zeitdruck im Bundesamt sinkt offenbar zugleich die Qualität der Asylbescheide. Der Standard der Entscheidungen habe „im letzten Jahr deutlich gelitten“, heißt es aus der Arbeitsgemeinschaft der Asylanwälte beim Deutschen Anwaltsverein. Robert Seegmüller, Vorsitzender des Bundes Deutscher Verwaltungsrichter sagte: „Wir werden überschüttet mit Klagen gegen das Bundesamt. Das liegt an der hohen Zahl an Entscheidungen, aber mitunter auch an der Qualität der Bescheide.“ Asylanwälte in mehreren Bundesländern klagen über „oberflächliche Anhörungen“ und „erschütternd schlechte Übersetzungen“. Das Bundesamt habe Asylbewerber anerkannt, die laut Gesetz niemals in Deutschland hätten bleiben dürfen und Flüchtlinge abgelehnt, die eigentlich Schutz hätten bekommen müssen. Mitarbeiter der Behörde führen die Mängel auf die strengen Zielvorgaben der Behördenleitung und die schlechte Ausbildung der neu eingestellten Mitarbeiter zurück. Auch die interne Qualitätskontrolle des Bundesamts sei unzureichend; Schnelligkeit gehe vor Genauigkeit. Im Februar hatten Mitarbeiter die Behördenleitung in einem anonymen Brief scharf kritisiert: „Der Mitarbeiter als Mensch, der Asylbewerber sowieso (…) spielt keine Rolle mehr. Die Zahlenfetischisten regieren durch – Rechtsbrüche sind vollkommen egal.“

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EU-Kommission untersagt Fusion der Börsen in Frankfurt und London

Die EU-Kommission hat den geplanten Zusammenschluss zwischen der Deutsche Börse und der London Stock Exchange Group (LSEG) untersagt. Eine Untersuchung habe gezeigt, „dass das Vorhaben auf den Märkten für das Clearing festverzinslicher Finanzinstrumente ein De-Facto-Monopol geschaffen hätte“, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Die europäische Wirtschaft benötige „gut funktionierende Finanzmärkte“, sagte die für Wettbewerbspolitik zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager.

„Die gesamte Wirtschaft profitiert davon, wenn Unternehmen auf wettbewerbsorientierten Finanzmärkten Geld aufnehmen können.“ Ein Zusammenschluss der Börsen in Frankfurt und London hätte aber „den Wettbewerb erheblich eingeschränkt“. Von den beteiligten Unternehmen angebotene Abhilfemaßnahmen hätten nicht ausgereicht, „um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen“, so Vestager. Deswegen habe die Kommission beschlossen, den Zusammenschluss zu untersagen.

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Heiner Geißler nennt katholische Moraltheologie frauenfeindlich

Heiner Geißler (CDU) kritisiert die Moraltheologie der katholischen Kirche: „Sie ist frauenfeindlich. Sie verbietet Frauen abzutreiben, gleichzeitig aber dürfen sie nichts tun, um eine Schwangerschaft zu verhindern, etwa die Pille nehmen oder Präservative benutzen lassen“, sagte Geißler der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“. Der frühere Jesuitenschüler greift diese Theologie scharf an, „weil sie Gott für eine Verletzung der Menschenwürde der Mädchen und Frauen in Anspruch nimmt und sich auf Gott beruft, wenn sie die Frauen durch das Verbot der Priesterweihe diskriminiert“.

Dabei habe Jesus auch Jüngerinnen gehabt und diese seien bis zu dessen Tod bei ihm geblieben – „während sich alle Männer aus dem Staub machten und leugneten, Jesus überhaupt zu kennen. Jesus war ein Freund der Frauen“.

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Bericht: Nächster EZB-Vize soll aus Spanien kommen

Spanien hat offenbar gute Chancen, den neuen Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu stellen. Nach Informationen der „Zeit“ beansprucht das Land den Posten für sich und ist mit seinem Anliegen im Kreise der Euro-Finanzminister auf Verständnis gestoßen. Die Stelle wird frei, weil Amtsinhaber Vítor Constâncio im Mai 2018 turnusgemäß ausscheidet.

Als möglicher Kandidat gilt der spanische Finanzminister Luis de Guindos. Der konservative Politiker habe kürzlich gegenüber seinen Amtskollegen angedeutet, dass er sich nicht für den Vorsitz der Euro-Finanzministergruppe bewerben werde. Auch dieser Posten muss wahrscheinlich neu besetzt werden, weil Amtsinhaber Jeroen Dijsselbloem der nächsten niederländischen Regierung nach der Wahlniederlage seiner Partei wohl nicht mehr angehören wird. Chancen auf den EZB-Job werden neben de Guindos auch dem früheren spanischen Notenbankchef Jaime Caruana und José Viñals von der britischen Bank Standard Chartered eingeräumt. Die Amtszeit von Notenbankpräsident Mario Draghi läuft noch bis 2019, dann muss auch für ihn ein Nachfolger gefunden werden.

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Deutschland Gemischtes Gesellschaft Leute Türkei

Serdar Somuncu: Erdogan riskiert „Bürgerkrieg in Deutschland“

Der Kabarettist Serdar Somuncu wirft dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vor, einen „Bürgerkrieg in Deutschland“ zu riskieren: „Stellen Sie sich vor, es stirbt nur ein Türke in Deutschland, ein AKP-Anhänger oder ein Nicht-AKP-Anhänger in einem innertürkischen Zwist. Wir hätten in einer Woche Krieg“, sagte Somuncu dem Magazin „Stern“. Erdogan gehe ans Limit.

Er provoziere, dass die Situation eskaliert. Für den in Istanbul geborenen Somuncu sind die Deutschen noch immer unberechenbar. „Ich weiß nie: Mögen die jetzt Flüchtlinge oder nicht?“, sagte er. „Sind die türkenfreundlich oder türkenfeindlich? Wenn die heute sagen: `Wir sind alle für Integration` – kann sein, dass die morgen Sarrazin wieder gut finden.“ Regelmäßig provoziert der Satiriker. Das stößt nicht immer auf Verständnis. So wirft Somuncu dem WDR vor, seinen Auftritt in Carolin Kebekus` Show „Pussy Terror“ zensiert zu haben: „Der Auftritt drehte sich darum, dass ich den WDR kapere. Ich stand da in Diktatoren-Uniform und sagte: `Ab heute läuft es anders. Mehr Titten, weniger Inhalt. Tom Buhrow ist eine Pussy, der wird abgeschoben.` Die sagten sich: Das mit Buhrow geht nicht. Weil sie Schiss hatten, dass sich der Chef angepisst fühlt“, sagte Somuncu .

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Deutschland NDS Politik Tiere

Grünen-Politiker Meyer: Regierung soll Enddatum für Kükentöten nennen

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) hat die Bundesregierung aufgefordert, auf der Agrarministerkonferenz in dieser Woche ein Datum für den Ausstieg aus dem Kükentöten zu nennen. „Bundesminister Schmidt muss endlich Farbe bekennen und einen rechtlich verbindlichen Zeitplan vorlegen. Wir wollen wissen, ob er die Praxis des massenhaften Tötens männlicher Eintagsküken noch dieses Jahr beendet“, sagte Meyer, der Vorsitzender der Konferenz ist, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch).

Nach Aussage von Meyer wird derzeit in einer Brüterei in Niedersachsen ein Prototyp einer Maschine getestet, die das Geschlecht von Küken noch im Ei bestimmen kann. So sollen „männliche“ Eier weit vor dem Schlupftermin aussortiert werden. Bislang werden jährlich mehr als 50 Millionen männliche Küken unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet, weil sie weder Eier legen noch die Mast lohnt. „Sobald diese Maschine praxisreif ist, muss sie eingesetzt werden“, so Meyer. Die Länder bräuchten Klarheit darüber, wann dies soweit sei. „Dann können wir auch über finanzielle Hilfen bei der Anschaffung solcher Anlagen reden. Die Länder sind bereit, ihren Anteil zu leisten.“ Das Kükentöten beschäftigt auch die Gerichte: Vor dem Bundesverwaltungsgericht ist ein Verfahren anhängig, welches auf einem Verbot in Nordrhein-Westfalen beruht. Brütereien hatten sich dagegen juristisch gewährt und in zwei Instanzen Recht bekommen. Ein Termin für die mündliche Verhandlung in Leipzig steht noch nicht fest, teilte das Gericht der Zeitung mit.

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Deutschland Familien Gemischtes Gesellschaft

Studie: 82 Prozent der Männer wünschen sich berufstätige Partnerin

Männer und Frauen in Deutschland legen immer mehr Wert auf eine gleichberechtigte Partnerschaft, in der Erwerbs- und Familienarbeit geteilt werden: 82 Prozent der Männer haben in einer Studie des Bundesfamilienministeriums angegeben, dass es für eine Partnerschaft gut sei, wenn beide Partner berufstätig wären, berichtet die „Rheinische Post“ (Dienstagsausgabe). Zum Vergleich: In einer früheren Befragung im Auftrag des Ministeriums im Jahr 2007 waren 71 Prozent dieser Ansicht. Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) zeigte sich erfreut: „Es hat ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden“, sagte die Ministerin der Zeitung.

„Immer weniger Frauen und Männer denken, dass die alte Rollenverteilung – der Mann ist der Ernährer und die Frau kümmert sich alleine um Kinder und Haushalt – für sie das richtige Lebensmodell ist.“ Eine konsequent traditionelle Rollenteilung, wonach der Mann der Familienernährer ist und die Frau sich um Kinder und Haushalt kümmert, befürwortet der Studie zufolge noch jeder Zehnte. Im Jahr 2007 waren es noch 17 Prozent. Die Studie, für die mehr als 3.000 Männer und Frauen befragt wurden, zeigt, dass die Einstellungen zur Rolle von Mann und Frau auch eine Generationenfrage ist. „Vor allem jüngere Männer finden das Hauptverdienermodell nicht mehr attraktiv“, betonte Schwesig.

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Börse Börsenbericht Deutschland Livemeldung Wirtschaft

DAX startet über 12.200 Punkten

Die Börse in Frankfurt hat zum Handelsstart am Mittwoch zunächst Kursgewinne verzeichnet. Gegen 09:30 Uhr wurde der DAX mit rund 12.217 Punkten berechnet. Das entspricht einem Plus von 0,55 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag.

An der Spitze der Kursliste stehen die Papiere der Commerzbank, von Daimler und der Deutschen Bank. Die Anteilsscheine von Vonovia, Beiersdorf und SAP sind gegenwärtig die Schlusslichter der Liste.

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Deutschland Unternehmen Wirtschaft

1,2 Prozent mehr Gründungen größerer Betriebe im Jahr 2016

Im Jahr 2016 sind nach Auswertung der Gewerbemeldungen rund 126.000 Betriebe gegründet worden, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen: Das waren 1,2 Prozent mehr als im Jahr 2015, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit. Auch im Jahr 2015 waren die Gründungen dieser Betriebe gestiegen (+ 0,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2014). Zuvor waren die entsprechenden Gründungen seit 2010 gegenüber dem jeweiligen Vorjahr rückläufig gewesen.

Die Zahl neu gegründeter Kleinunternehmen lag im Jahr 2016 mit rund 178.000 um 10,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Gründungen von Nebenerwerbsbetrieben stieg um 0,5 Prozent auf fast 250.000. Insgesamt sank die Gesamtzahl der Gewerbeanmeldungen im Jahr 2016 auf rund 685.000: Das waren 3,0 Prozent weniger als im Jahr 2015, teilten die Statistiker weiter mit. Gewerbeanmeldungen müssen nicht nur bei Gründung eines Gewerbebetriebes erfolgen, sondern auch bei Betriebsübernahme, Umwandlung oder Zuzug. Rund 105.000 Betriebe mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung gaben im Jahr 2016 ihr Gewerbe auf. Das entsprach einem Rückgang von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der im Jahr 2016 abgemeldeten Kleinunternehmen lag mit fast 235.000 um 6,9 Prozent niedriger als im Jahr 2015. Rund 182.000 Nebenerwerbsbetriebe meldeten ihr Gewerbe ab: Das war ein Plus von 1,4 Prozent. Insgesamt sank die Zahl der Gewerbeabmeldungen bei den Gewerbeämtern um 3,5 Prozent auf knapp 652.000. Dabei handelt es sich nicht nur um Schließungen, sondern auch um Betriebsübergaben, Umwandlungen oder Fortzüge.

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Deutschland Gesundheit Unternehmen Wirtschaft

Krankenkassen geben immer mehr Geld für Marketing-Leistungen aus

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für freiwillige Leistungen, die in der Regel der Werbung neuer Mitglieder und der Kundenbindung dienen, haben sich in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt. Das ergibt sich aus Daten des Bundesgesundheitsministeriums, die die Linken-Gesundheitspolitikern Birgit Wöllert angeforderte hat, berichtet die „Berliner Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Demnach gaben die Krankenkassen 2016 für die sogenannten Satzungsleistungen 1,5 Milliarden Euro aus.

2012 waren es den Angaben des Ministeriums zufolge erst 780 Millionen Euro. Das entspricht in diesem Zeitraum einem Anstieg von 94 Prozent. Allein zwischen 2015 und 2016 weisen die Zahlen des Ministeriums ein Plus von mehr als 20 Prozent aus. Grundsätzlich bieten alle gesetzlichen Krankenkassen einen einheitlichen Leistungskatalog. Das Gesetz lässt aber zu, dass jede Kasse per Satzungsänderung weitere Angebote machen darf. Zu den Satzungsleistungen gehört auch die Homöopathie, deren Wirksamkeit zuletzt durch Äußerungen der Techniker Krankenkasse für öffentliche Debatten sorgte. Wöllert hatte auch nach den Ausgaben in diesem Bereich gefragt, doch das Gesundheitsministerium verwies auf fehlende Statistiken darüber. Typische Satzungsleistungen sind zudem Gesundheitskurse wie zum Beispiel Rückenschule, Nordic Walking oder Pilates. Häufig angeboten wird auch die Übernahme von Leistungen eines Osteopathen. Auch Schutzimpfungen für Auslandsreisen werden von einigen Krankenkassen bezahlt. Wöllert kritisierte die Entwicklung scharf. Zu Marketingzwecken und zur Profilierung im Wettbewerb erhöhten die Kassen permanent die Ausgaben für Satzungsleistungen, sagte sie der Zeitung. „Viele dieser Leistungen sind medizinisch nicht notwendig und im Nutzen zweifelhaft“, so die Linken-Politikerin. Die ausgegebenen Mittel dafür fehlten dann allerdings für die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung „an allen Ecken und Enden“, beklagte die Gesundheitsexpertin.

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Deutschland Politik Wahlen

Forsa-Umfrage: SPD holt wieder etwas auf

Nach der Wahl von Martin Schulz zum neuen SPD-Vorsitzenden legt seine Partei bei Forsa wieder etwas zu: Im Wahltrend, den das Meinungsforschungsinstitut für das Magazin „Stern“ und den Fernsehsender RTL erstellt, verbessert sich die SPD im Vergleich zur Vorwoche um einen Prozentpunkt auf 32 Prozent, während die Union unverändert auf 34 Prozent kommt. Die AfD verliert gleich zwei Prozentpunkte und rutscht von neun auf sieben Prozent ab. Drittstärkste Kraft ist nun die Linke, die sich um einen Punkt auf acht Prozent verbessern kann.

Die Grünen liegen weiterhin bei sieben Prozent, die FDP verharrt bei sechs Prozent. Auf die sonstigen kleinen Parteien entfallen zusammen sechs Prozent. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen beträgt nach wie vor 23 Prozent. Auch bei der Kanzlerpräferenz gewinnt Schulz leicht hinzu, liegt aber immer noch sieben Prozentpunkte hinter Angela Merkel (CDU). Wenn der Regierungschef direkt gewählt werden könnte, würden sich laut Umfrage weiterhin 41 Prozent der Wahlberechtigten für Merkel entscheiden und 34 Prozent für Schulz. Für den Wahltrend wurden vom 20. bis 24. März 2017 insgesamt 2.501 Bundesbürger befragt. Nach Angaben des Instituts soll die Auswahl der Befragten repräsentativ sein.

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Deutschland Fernsehen Gemischtes Gesellschaft

Eine Million Haushalte laut Bundesregierung ab heute ohne TV-Empfang

Rund eine Million Haushalte in Deutschland können nach Angaben der Bundesregierung von heute an kein TV mehr sehen, weil sie kein DVB-T2-fähiges Empfangsgerät besitzen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Grünen hervor, die der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe) vorliegt. Die Empfangstechnik wird am heutigen Mittwoch umgestellt.

Rund 3,4 Millionen Haushalte empfingen TV-Programme der Antwort zufolge bisher terrestrisch über DVB-T. Davon hätten zwei Millionen die Terrestrik als einzigen Empfangsweg. Doch erst eine Million davon habe sich neue Fernsehgeräte oder Set-Top-Boxen für DVB-T2 angeschafft, so das Verkehrsministerium in seiner Antwort. „Für eine Million Haushalte ohne Empfangsgerät wird die Umstellung teuer, denn sie brauchen nun einen neuen Fernseher mit eingebautem Receiver oder eine Set-Top-Box“, sagte Grünen-Politikerin Tabea Rößner. Insgesamt werde die Neu-Anschaffung die Verbraucher mindestens 50 Millionen Euro kosten.

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Deutschland NDS Politik Straßenverkehr

Niedersachsens Verkehrsminister: Länder müssen Maut ausbremsen

Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) hat die Bundesländer dazu aufgerufen, das Maut-Gesetz am Freitag im Bundesrat auszubremsen und den Vermittlungsausschuss anzurufen. „Es sind zu viele Fragen unklar, die die Bundesregierung zunächst beantworten muss. Wir dürfen nicht nach dem Motto `Augen zu und durch` zustimmen“, sagte Lies der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch).

Er kritisierte etwa, dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die Einnahmenfrage nicht schlüssig beantwortet habe. Alle drei mit der Maut befassten Ausschüsse der Länderkammer hatten bereits zuvor die Empfehlung ausgesprochen, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Der Verkehrsausschuss hatte dies auf Antrag Niedersachsens sogar mit dem Ziel verbunden, das Gesetz ganz aufzuheben. Neun Bundesländer stimmten dafür, sieben dagegen. Ob das Plenum der Empfehlung am Freitag folgt, ist unklar. Sollte der Vermittlungsausschuss angerufen werden, hält Lies es für unwahrscheinlich, dass das Maut-Gesetz noch in dieser Legislaturperiode in Kraft treten wird. „Wir arbeiten derzeit an der notwendigen Mehrheit, um das zu verhindern“, so der SPD-Politiker. Er drängte vor allem auf eine mautfreie Zone entlang der deutschen Grenze, die die Bundesregierung ablehnt. „Das ist im Sinne jedes Bundeslandes mit einer Außengrenze. Da erwarte ich breite Rückendeckung aus den Ländern“, sagte Lies.