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Deutschland NRW Parteien Politik Wahlen

Infratest: SPD in Nordrhein-Westfalen weiter deutlich vor CDU

Knapp zwei Monate vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen bleibt die SPD in der Sonntagsfrage weiter deutlich vor der CDU: Laut NRW-Trend, den Infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins „Westpol“ in dieser Woche erhoben hat, käme die SPD auf 37 Prozent (+/-0), wenn bereits an diesem Sonntag gewählt würde, die CDU käme auf 30 Prozent (+/-0). Die Grünen verlieren im Vergleich zur letzten Erhebung noch einmal einen Prozentpunkt und liegen aktuell bei sechs Prozent. Das ist ihr schlechtester Wert seit zehn Jahren im NRW-Trend.

Auch die AfD gibt einen Prozentpunkt ab und liegt jetzt bei neun Prozent. Die Linke muss mit fünf Prozent (-1) um den Einzug in den Landtag bangen. Gewinner sind die Liberalen: Die FDP kann sich von sieben auf neun Prozent verbessern. Die rot-grüne Regierungskoalition ist weiterhin das beliebteste Bündnis bei den Nordrhein-Westfalen. 46 Prozent wünschen sich diese Koalition. Allerdings hätte Rot-Grün aktuell keine Mehrheit. Eine große Koalition wäre rechnerisch möglich, diese wird von 44 Prozent der Befragten favorisiert. Koalitionen mit drei Partnern werden grundsätzlich skeptischer betrachtet: Die sogenannte Ampel, also ein Bündnis aus SPD, FDP und Grünen, wünschen sich lediglich 29 Prozent der Nordrhein-Westfalen. Auch eine Jamaika-Koalition (28 Prozent) aus CDU, FDP und Grünen oder ein rot-rot-grünes Bündnis (26 Prozent) sind bei den Befragten keine beliebten Koalitionen. 29 Prozent können sich auch eine sozial-liberale Koalition aus SPD und FDP vorstellen. Diese Option wäre rechnerisch möglich, falls die Linke oder die Grünen den Einzug in den Landtag verpassen sollten. Die amtierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist weiterhin deutlich beliebter als ihr Herausforderer. Wenn die Nordrhein-Westfalen direkt wählen könnten, würden sich 57 Prozent (-1) für Kraft entscheiden und 22 Prozent für Armin Laschet. Der CDU-Spitzenkandidat verliert damit vier Prozentpunkte im Vergleich zur Umfrage im Februar.

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Deutschland Politik

Gauck übergibt Amt an Steinmeier

Im Schloss Bellevue sind am Sonntag der alte und der neue Bundespräsident, Joachim Gauck und Frank-Walter Steinmeier, zu einer symbolischen Amtsübergabe zusammengetroffen. Gaucks Amtszeit von war um Mitternacht zu Ende gegangen, seitdem ist Steinmeier im Amt. Vereidigt wird der ehemalige Bundesaußenminister dann am Mittwoch vor Bundestag und Bundesrat.

Gauck hatte auf eine zweite Amtszeit verzichtet. Steinmeier war am 12. Februar von Bundesversammlung zum neuen Präsidenten gewählt worden.

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Deutschland EU Politik Weltpolitik

Schäuble über die EU: Die beste Idee im 20. Jahrhundert

Die Europäische Union ist nach Worten von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) „die beste Idee, die wir Europäer im 20. Jahrhundert hatten“. Nun komme es darauf an, das europäische Einigungswerk als Vorsorge für das 21. Jahrhundert zu stärken. In einem Beitrag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (F.A.Z.-Montagsausgabe) für die Serie „Zerfällt Europa?“ beschreibt Schäuble zahlreiche Handlungsfelder, auf denen „mehr Europa“ mehr Sicherheit und mehr Wohlstand bringen kann.

Unter anderem dringt der CDU-Politiker auf ein einheitliches europäisches Migrationsregime, auf eine europäische Mobilitätsoffensive für Ausbildung und gegen Jugendarbeitslosigkeit sowie für die Weiterentwicklung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) zu einem Europäischen Währungsfonds.

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Deutschland Parteien Politik Wahlen

Kinkel: Steinmeier ist der richtige Mann am richtigen Platz

Der frühere Außenminister Klaus Kinkel (FDP) ist davon überzeugt, dass Frank-Walter Steinmeier seine außenpolitische Erfahrung auch als Bundespräsident nutzen wird. Kinkel sagte der „Heilbronner Stimme“ (Montagausgabe): „Steinmeier ist als Diplomat der richtige Mann am richtigen Platz.“ Die Welt sei in Unordnung, so Kinkel, „aber Steinmeier hat die notwendige außenpolitische Erfahrung. Denn das Amt des Bundespräsidenten ist mindestens zu 50 Prozent von der Außenpolitik geprägt.“

Kinkel hofft, dass sich der neue Bundespräsident sehr für den Zusammenhalt in Europa und gegen rechtspopulistische Tendenzen einsetzen werde.

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Gemischtes Natur Peru Unglücke

Mindestens 72 Tote bei Überschwemmungen in Peru

In Peru sind bei Überschwemmungen mindestens 72 Menschen ums Leben gekommen. „Das Land erlebt einen seiner schwersten Momente in den letzten Jahren“, sagte Kabinettschef Zavala. Mehr als 600.000 Menschen seien betroffen, fast 70.000 hätten ihre Häuser verloren.

Das Zentrum der drittgrößten Stadt des Landes, Trujilio, wurde überspült. Auch in der Hauptstadt Lima traten Flüsse über die Ufer. Mehr als einhundert Brücken stürzten ein. Viele Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das Wetterphänomen „El Nino“ soll für die schweren Überschwemmungen verantwortlich sein.

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Deutschland USA Weltpolitik Wirtschaft

G-20-Treffen: USA verweigern Bekenntnis zum Freihandel

Die USA haben auf dem G-20-Treffen in Baden-Baden ein klares Bekenntnis zum Freihandel verweigert. In lediglich einem Satz der Abschlusserklärung des Treffens fand sich ein Bezug auf das Thema. Im vergangenen Jahr hatten die Teilnehmer noch protektionistischen Maßnahmen eine klare Absage erteilt und sich klar für Freihandel ausgesprochen.

Es gebe eine breite Unterstützung für offene Märkte, „aber eben keinen Konsens über den Weg zur Weiterentwicklung der Handelsbeziehungen“, sagte Bundesbank-Präsident Weidmann. Es sei der deutschen Delegation nicht gelungen, einen Konsens herzustellen. Auch im Bereich Klimaschutz stellte sich die US-Delegation gegen eine gemeinsame Erklärung. US-Präsident Donald Trump hatte sich im Wahlkampf klar gegen Freihandel ausgesprochen und den Klimawandel als „Fiktion“ bezeichnet.

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Deutschland Politik Proteste Türkei Weltpolitik

Türkische Regierung kritisiert Kurden-Demo in Frankfurt

Die türkische Regierung hat eine Demonstration von Kurden in Frankfurt am Samstag scharf kritisiert. „Wir verurteilen dieses unaufrichtige Verhalten“, erklärte das türkische Außenministerium. Es zeuge von einer Doppelmoral, wenn auf einer Demonstration die Symbole der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gezeigt werden dürften, türkischen Politikern Wahlkampfauftritte in Deutschland jedoch verweigert würden.

Am Samstag waren anlässlich des kurdischen Neujahrsfestes unter dem Motto „Nein zur Diktatur – Ja zu Demokratie und Freiheit“ rund 30.000 Menschen in Frankfurt zusammengekommen. Die Demonstration verlief friedlich.

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Deutschland Parteien Politik

SPD-Sonderparteitag wählt Schulz zum neuen Parteivorsitzenden

Ein SPD-Sonderparteitag will am Sonntag den Nachfolger des scheidenden SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel bestimmen. Erwartet wird ein Sieg des Kanzler-Kandidaten und ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz. Er hoffe auf eine „überwältigende Mehrheit“, sagte Schulz vor dem Treffen in Berlin, zu dem mehr als 3.500 Delegierte und Gäste erwartet werden.

Der populäre Schulz übernimmt die Parteiführung von Sigmar Gabriel, der im Januar überraschend auf die Kanzlerkandidatur verzichtet und sich vom Amt des Parteivorsitzenden zurückgezogen hatte. Gabriel hatte der Partei mehr als sieben Jahre lang vorgestanden. Schulz spricht sich für Korrekturen an der Agenda 2010 aus und will den Wahlkampf auf das Thema Sozialer Gerechtigkeit hin ausrichten. Seit der Kandidatur von Schulz hat sich die SPD in Umfragen um mehr als zehn Prozentpunkte verbessert und liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Union. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid würde ein Linksbündnis aus SPD, Grünen und Linkspartei eine knappe Mehrheit erreichen.

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Deutschland Gemischtes Justiz Religion Terrorismus

Verfassungsschutzchef warnt vor Aktionen der „Identitären Bewegung“

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) erkennt eine zunehmende Radikalisierung der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ in Deutschland (IBD). BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen hob in den Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“ hervor: „Es liegen mittlerweile vielfache Erkenntnisse zu Kontakten und Verflechtungen der `Identitären` mit rechtsextremistischen Personen oder Gruppierungen vor, so dass wir von einer rechtsextremistischen Einflussnahme ausgehen.“ Im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise habe das Bundesamt in der Agitation der IBD eine „zunehmende Radikalisierung“ festgestellt.

Die „fremdenfeindliche Agitation“ sei selektiv gegen Muslime ausgerichtet. „Die IBD hat sich sehr schnell von einem virtuellen Phänomen zu einer aktionistisch geprägten Organisation in der Realwelt mit öffentlichkeitswirksamen Auftritten entwickelt“, sagte Maaßen. Der Verfassungsschutzchef erwarte auch künftig „spontane, provokative Aktionen, die sich entsprechend der Ideologie der IBD gegen politische Parteien, Moscheen und islamische Kulturvereine oder Asylbewerberunterkünfte richten könnten“. Dem BfV seien zudem einige Meldungen zu Kontakten der „Identitären“ zu Mitgliedern der AfD oder deren Teilnahme an AfD-Veranstaltungen bekannt. Das Bundesamt beobachtet die Gruppierung und zählt derzeit mindestens 300 Mitglieder zu der „Identitären Bewegung“ in Deutschland, von denen jedoch nur eine Minderheit regelmäßig an öffentlichen Aktionen teilnehme. Bei den meisten handele es sich um Fördermitglieder, die lediglich Mitgliedsbeiträge entrichten.

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Arbeitsmarkt Deutschland Gemischtes Gesellschaft Immobilien

Durchschnittsverdiener können sich oft nur kleine Wohnungen leisten

Viele Haushalte mit einem durchschnittlichen Einkommen können sich in den deutschen Metropolen kein Wohneigentum in angemessener Größe mehr leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Postbank, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. In Berlin oder Frankfurt sind für eine Familie mit zwei Kindern demzufolge 100 Quadratmeter Wohneigentum erschwinglich.

In Freiburg sind es dem Bericht zufolge 95 Quadratmeter, in München rund 75 Quadratmeter. Auch in anderen Städten und Landkreisen sind die Preise so stark gestiegen, dass vielerorts nur noch 120 Quadratmeter mit einem vertretbaren Aufwand finanziert werden können, wie die Zeitung berichtet. Die Berechnungen wurden vom Hamburgischen Weltwirtschafts-Institut (HWWI) für die Postbank durchgeführt und beziehen sich auf kreisfreie Städte und Landkreise. Dabei setzen die Ökonomen eine relativ hohe finanzielle Einsatzbereitschaft der Immobilienkäufer voraus. In dem Szenario geht das HWWI von dem jeweiligen regionalen Durchschnittseinkommen aus. Davon würden monatlich 40 Prozent für Zins und Tilgung eingesetzt, bei einem Effektivzins von 2,5 Prozent und einer angenommenen Darlehensrückzahlung innerhalb von 20 Jahren. Wohnnebenkosten kommen laut Zeitung allerdings noch hinzu, sodass die gesamte Wohnkostenbelastung rund 50 Prozent des Haushaltseinkommens betragen würden. Selbst unter diesen Voraussetzungen seien in den Ballungszentren und den wirtschaftlich starken Regionen jedoch nur noch kleine Flächen finanzierbar. Auch kinderlose Singles könnten sich den Angaben zufolge keine größeren Wohnungen mehr leisten. In Hamburg etwa seien für diese Gruppe nur noch 45 Quadratmeter erschwinglich, in Frankfurt am Main seien es 46 Quadratmeter, in München nur 32 Quadratmeter. Größere Flächen seien für den Durchschnittshaushalt nur noch auf dem Land beziehungsweise in weniger gefragten Städten bezahlbar. Ein 30-jähriger Single könnte sich rein rechnerisch beispielsweise in Osterode im Harz mehr als 72 Quadratmeter Wohneigentum leisten. Eine Familie könne sich etwa im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge rechnerisch mehr als 400 Quadratmeter leisten. Selbst in Goslar seien noch 460 Quadratmeter erschwinglich.

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China Computer Deutschland Unternehmen USA Wirtschaft

Smartphones von Lenovo sollen bald mehr Umsatz bringen als Computer

Der weltgrößte Computer-Hersteller Lenovo plant einen grundlegenden Umbau seines Geschäftes: „Der Smartphone-Umsatz wird früher oder später größer sein als der Umsatz mit Computern“, sagte Lenovo-Chef Yang Yuanqing der „Welt am Sonntag“. Derzeit macht Lenovo weniger als ein Fünftel seines Umsatzes mit der Mobilsparte. Man sei im Smartphone-Markt erst relevant, wenn man einen zweistelligen Marktanteil habe.

„Dahin müssen wir kommen“, sagte Yang. „Unser Ziel ist es tatsächlich, in zwei bis drei Jahren zu den drei größten Smartphone-Herstellern der Welt zu gehören.“ Lenovo ist derzeit weit abgeschlagen und noch nicht einmal unter den fünf größten Smartphone-Herstellern. Angeführt wird diese Liste von Apple und Samsung. Vor drei Jahren hatte Lenovo das Motorola-Smartphone-Geschäft von Google übernommen, schreibt dort jedoch immer noch Verluste. Der Lenovo-Chef zeigte sich aber für das Smartphone-Geschäft zuversichtlich. „Wir wollen den Turnaround bis Jahresende geschafft haben, um dann weiter profitabel zu wachsen“, sagte er. Spekulationen über eine Auslagerung oder einen Verkauf der Sparte wies er zurück. „Das Smartphone-Geschäft und Motorola werden zu unserem Kerngeschäft gehören.“ Angreifen will der Lenovo-Chef die Konkurrenten Apple und Samsung mit innovativeren Geräten. Er nannte das Moto Z als Beispiel. Das Smartphone ist eine Art Plattform, an die weitere Funktionen mit sogenannten „Mods“ hinzugefügt werden können. Beispiele dafür sind ein Lautsprecher oder ein kleiner Projektor, die mit einem Magnetsystem an die Rückseite des Smartphones angeheftet werden. „Zum anderen sind wir effizienter als Apple und Samsung“, sagte Yang. „So können wir bessere Geräte zu günstigeren Preisen anbieten als unsere Konkurrenten.“ Lenovo brauche nicht die hohen Gewinnmargen der führenden Smartphone-Hersteller, da der Konzern niedrigere Margen aus dem Computergeschäft gewohnt sei: „Wir sind nicht gierig.“ Obwohl der Computermarkt nicht mehr wächst, sieht Yang hier noch Dynamik. „Unsere Geräte bekommen künftig eine fest eingebaute eSim, mit der Nutzer immer über Mobilfunk mit dem Internet verbunden sind“, sagte er. Das werde das Geschäftsmodell der Industrie komplett verändern. Lenovo sei dann in der Lage, nicht nur mit den mobilen Internetverbindungen, sondern auch mit Diensten und Inhalten aus der Cloud Geld zu verdienen. „Wir werden hier einer der führenden Anbieter werden.“

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Deutschland Politik Unternehmen USA

Handelsstreit: Zypries und Gabriel fordern konsequente Haltung der EU

Im Handelsstreit zwischen den Europäern und den USA fordern Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) und Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) eine konsequente Haltung von der EU. „Pläne für Grenzausgleichsabgaben zielen erkennbar darauf ab, Importe in die USA zu erschweren“, schreiben Zypries und Gabriel in einem gemeinsamen Brief an EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström, welcher der „Welt am Sonntag“ vorliegt. „Hier muss die Europäische Union darauf bestehen, dass WTO-Recht eingehalten wird, und – sofern erforderlich – rasch entsprechende Schritte zur Wahrung unserer Interessen einleiten.“ Der Brief, datiert am 8. März, wird nun kurz nach dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim neuen US-Präsidenten Donald Trump bekannt.

Merkel sprach mit Trump auch über dessen handelspolitische Vorstellungen. Wiederholt hatten er und seine engsten Berater den starken deutschen Export in die USA als Problem bezeichnet, für das eine Lösung gefunden werden müsse. Trump will erzwingen, dass deutsche Firmen einerseits mehr Arbeitsplätze in den USA aufbauen, anstatt ihre Waren in das Land zu exportieren. Andererseits fordern er und seine Leute von wichtigen Handelspartnern, dass diese mehr US-Produkte einkaufen. Und er droht mit Handelseinschränkungen, falls die Partner seinen Vorstellungen nicht entgegenkämen. Gabriel und Zypries fordern in ihrem Brief an Malmström eine Öffnung der europäischen Handelspolitik hin zu anderen Märkten. „Die absehbare Neuorientierung in den USA sollte in der Handelspolitik Ansporn sein, den Beziehungen zu den wachstumsstarken Schwellenländern und Lateinamerika wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen und insbesondere die Verhandlungen mit den Ländern Asiens entschlossen voranzubringen.“ Das Wachstum der Region und die Dynamik, die aus den überwiegend jungen Bevölkerungen in diesen Ländern erwachse, lasse weiterhin eine positive Entwicklung erwarten, „wie wir sie derzeit in keiner anderen Weltregion vorfinden“. Sie fordern Malmström auf, „ein Zeichen zu setzen für offene Märkte und freien Handel, gerade mit der wichtigen Asien-Pazifik-Region“. In einer Zeit, in der andere Länder sich vom Gedanken der multilateralen und regionalen Kooperation im Handelsbereich abzuwenden drohten, sollte die EU sich als fairer und verlässlicher Partner zeigen. Als strategisch wichtig bezeichnen die beiden Bundesminister das Abkommen mit Japan. Ganz besonderen Wert aber legen sie auf Peking: „2017 ist zudem ein wichtiges Jahr für unsere handelspolitischen Beziehungen mit China“, schreiben sie. „Wir sollten China beim Wort nehmen, wenn es sich öffentlichkeitswirksam für offene Märkte und gegen Protektionismus ausspricht.“ In den laufenden Gesprächen zwischen der EU-Kommission und China zu einem Investitionsabkommen sollte man daher gemeinsam auf schnelle Fortschritte drängen. Das gelte allerdings auch für den Abbau von Überkapazitäten, insbesondere im Stahlbereich. „Hier muss China einen substanziellen Beitrag zu ausgewogenen Handelsbeziehungen leisten.“

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Deutschland Leute Politik Wahlen

Schwester von Martin Schulz findet Hype „unheimlich“

Kurz vor der Wahl von Martin Schulz zum SPD-Vorsitzenden warnt dessen ältere Schwester Doris Harst vor allzu hohen Erwartungen im Bundestagswahlkampf. „Es berührt mich, welche Hochachtung mein Bruder nun erfährt. Das ist schon gigantisch“, sagte Harst der „Welt am Sonntag“: Manche Erwartungen seien aber auch „übermenschlich. Es ist ja schon etwas unheimlich, diesen Schulz-Hype zu erleben. Ich hoffe, das lässt mit der Zeit etwas nach. Martin ist ja auch nur ein Mensch“.

Die Bundestagswahl am 24. September sei „noch längst nicht gewonnen, bis zum Einzug ins Kanzleramt ist es noch eine ganze Strecke“, sagte Harst, die im rheinischen Würselen lebt und dort seit über 30 Jahren für die SPD im Stadtrat sitzt: „Aber ich bin sicher, dass wir das schaffen.“ Wenn Schulz ein Ziel habe, „dann steuert er es konsequent an“. Natürlich hoffe sie, dass ihr Bruder Bundeskanzler werde, auch wenn er dafür privat viel aufgeben müsste: „Aber es war ja schon bisher eine große Leistung meiner Schwägerin, ihn zu begleiten und aufzufangen, die Karriere meines Bruders so mitzutragen – zumal sie ja gar nicht gern im Mittelpunkt steht und die Öffentlichkeit meidet. Für all das kann er dankbar sein, und ist es auch. Die beide, Martin und Inge, haben ja ein ganz inniges Verhältnis.“ Als klar geworden sei, dass Martin Schulz Kanzlerkandidat und SPD-Vorsitzender wird, „hat uns das natürlich die Sprache verschlagen“, sagte Harst: „Für eine Sozialdemokratin wie mich ist es eine riesige Ehre, dass mein Bruder Nachfolger von Willy Brandt und anderen beeindruckenden Persönlichkeiten wird.“ Zu Weihnachten 2016 habe man über die mögliche Kanzlerkandidatur geredet. „Martin hat weder gesagt, dass er es machen wird, noch dass er es nicht machen wird“, sagte Harst. Als ältere Schwester sorge sie sich immer um den jüngeren Bruder: „Ich habe Angst, dass die Medien über ihn herfallen, wenn er mal ein falsches Wort sagt. Da muss er höllisch aufpassen. Außerdem hoffe ich, dass er die Kandidatur körperlich durchhält.“ Als Kanzler, prognostizierte Harst, „würde Martin gegenüber Herrn Trump stark auftreten. Er hat ja keine Angst, das ist das Gute an ihm. Tritt ihm jemand auf die Füße, lässt er sich das nicht gefallen.“ Harst sagte, sie schätze Kanzlerin Angela Merkel (CDU), „aber ich glaube, ihre Zeit ist vorbei. Sie hat das Land etwas eingelullt, das bricht nun auf. Mir tat Frau Merkel schon etwas leid, als ich sah, wie sie neben Herrn Seehofer ihre Kandidatur erklärt hat. Da wirkte sie angestrengt und ausgepowert.“

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1. Liga Deutschland Fußball Sport

Timo Werner blickt mit Ungewissheit auf sein erstes Länderspiel

Timo Werner blickt mit einer Portion Ungewissheit auf sein erstes Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch in Dortmund gegen England. „Es ist schwer zu sagen, wie die Fans in Dortmund auf mich reagieren werden. Ich war in Dortmund nicht dabei und habe die Banner und die Geschehnisse drumherum nicht live miterlebt. Ich weiß nicht, ob jetzt der perfekte Zeitpunkt ist, aber ich muss damit umgehen; egal, was passiert“, sagte Werner der „Welt am Sonntag“.

Anfang Februar hatte es beim Gastspiel von Werners Klub RB Leipzig beim BVB schwere Ausschreitungen und Hass-Plakate gegen den Bundesliga-Aufsteiger gegeben. Generell äußerte sich Werner aber sehr glücklich über seine Nominierung. „Neben dem Gewinn von Titeln ist das einfach das größte Ziel, das man als Fußballer haben kann. Jeder träumt davon, irgendwann für sein Land auflaufen zu dürfen, vor dem Spiel die Hymne zu hören und vor einem großen Publikum für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen.“ Öffentliche Kritik erfährt der 21-Jährige auch noch immer wegen seiner Schwalbe gegen den FC Schalke 04. Mehr als drei Monate später für Werner nicht mehr nachvollziehbar. „Ich habe ja mehrfach mitgeteilt, dass ich damals einen Fehler gemacht habe. Aber ich finde, dass man damit auch nicht allzu hysterisch umgehen sollte“, sagte er. Den Spekulationen um einen Wechsel zum FC Liverpool erteilte der Angreifer vorerst eine Absage. „England ist generell ja für jeden Fußballprofi nicht völlig uninteressant, aber mein Fokus liegt weiterhin auf RB Leipzig und der Bundesliga“

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Deutschland Politik Türkei Wahlen

Özdemir: Bundestag soll zu Nein bei Türkei-Referendum aufrufen

Grünen-Chef Cem Özdemir hat alle Parteien im Bundestag dazu aufgerufen, sich gemeinsam an die Deutsch-Türken zu wenden: „Die Fraktionen im Bundestag könnten sich zusammentun und gemeinsam die Deutsch-Türken dazu aufrufen, an dem Referendum teilzunehmen, aber mit Nein zur Diktatur und mit Ja zur Demokratie zu stimmen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Es sei widersinnig, hier in Deutschland die Vorzüge einer freiheitlichen Demokratie zu genießen und für die Türkei die Einrichtung einer Diktatur zu befürworten. „Wir müssen endlich den Kampf um Kopf und Herz der Deutsch-Türken aufnehmen“, sagte Özdemir.

Er selbst werde in den nächsten Tagen ein Facebook-Video veröffentlichen, in dem er auf Deutsch und Türkisch auf Erdogans Taktik hinzuweisen will. Erdogan wolle die Türken in Deutschland bloß „in Geiselhaft“ nehmen. „Ich werde ihnen sagen: Lasst nicht zu, dass Erdogan mit seinem Tam-Tam hier in Deutschland Unfrieden sät und damit seine Brüder im Geiste von den Rechtspopulisten wie die AfD stark macht. Wir gehören zusammen und unsere Probleme werden in Deutschland gelöst. Dort entscheidet sich die Zukunft eurer Kinder.“ Sollte Erdogan das Referendum gewinnen, erwartet Özdemir eine Emigrationswelle. „Dann werden die letzten kritischen Journalisten zu uns kommen, ganze Universitätsfakultäten werden auswandern, die Türkei wird der letzten eigenständigen Köpfe beraubt. Denn in einer solchen Türkei muss jeder damit rechnen, dass die Kinder in der Schule einer nationalistisch-islamistischen Gehirnwäsche unterzogen werden.“ Den Doppelpass sieht Özdemir nur als Mittel zum Zweck. „Die doppelte Staatsbürgerschaft ist für mich immer nur Mittel zu Zweck, nicht mehr. Und der Zweck ist die Einbürgerung, dass aus Ausländern dann Inländer werden“, sagte Özdemir.