Philologenchefin: Anti-AfD-Haltung noch keine Demokratie-Erziehung
Philologenchefin: Anti-AfD-Haltung noch keine Demokratie-Erziehung - Politik in Berlin
Es würde die Demokratie diskreditieren, wenn man damit eine Art Wahlempfehlung verbinde. Um sinnvoll Demokratiebildung betreiben zu können, müsse das Fach Politik wieder stärker gewichtet werden. "Wenn wir Demokratiebildung ernst nehmen, dann muss Politik ein eigenständiges Fach sein und, wenn nötig, wieder werden." Exkursionen an authentische Erinnerungsorte wie KZ-Gedenkstätten befürwortet Lin-Klitzing, will jedoch keine Pflichtveranstaltung für ein bestimmtes Ziel daraus machen. "Ich bin dafür, dass ein Ort der NS-Zeit besucht wird. Aber ich würde es nicht zur Vorschrift erheben, dass das unbedingt ein KZ sein muss. Daraus könnte nämlich der völlig falsche Gedanke erwachsen, dass nach so einem Besuch der Schüler gegen Antisemitismus immun sein wird. Das wäre naiv." Auch müssten alle Lehrer besser in Demokratiebildung geschult und fortgebildet werden. "Sie müssen wissen, wie sie etwa auf bestimmte Verschwörungstheorien reagieren, wie sie Antisemitismus begegnen können, was sie tun müssen, wenn Minderheiten verunglimpft werden. Es wird derzeit oft weggesehen und weggehört." Lin-Klitzing kritisiert, dass in der Ausbildung der Pädagogen das Grundgesetz kaum eine Rolle spielt. "Aber die Grundrechte müssen ein Grundbestandteil jeder Lehrerausbildung sein." Ablehnend zeigte sich die Erziehungswissenschaftlerin gegenüber Gesinnungstests. Unlängst war ein Berliner Grundschullehrer wegen der Veröffentlichung rechtsradikaler Videos im Internet suspendiert worden: "Eine Gesinnungsprüfung will ich nicht. Auch hier muss in der Lehrerausbildung angesetzt werden. Jedem angehenden Lehrer muss klar sein, dass er ein Land vertritt, das einen bestimmten Erziehungs- und Bildungsauftrag hat." Die Lehrer müssten sich mit diesen staatlichen Vorgaben schon in der Ausbildung auseinandersetzen.
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